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Polt muss weinen

Polt muss weinen

Titel: Polt muss weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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Mensch, mit dem es sich gut auskommen ließ. »Grüßgott miteinander«, sagte er freundlich, trat näher und ließ Swoboda unbeachtet. »Kellerarbeit?« fragte er den Kurzbacher.
    »Wie es eben so ist bei der Gärung«, gab dieser Antwort. »Restzucker bestimmen, kosten - ja und dann haben der Simon und ich über das Gärgas geredet, wegen dem Hahn und so.«
    »Teufelszeug«, brummte der grüne Kellergast, »hat keinen Geruch, ist schwerer als Luft, und wenn du einmal die Nase drin hast, ist es auch schon so gut wie vorbei. Aber ein schneller, schöner Tod; hat sich der Hahn gar nicht verdient.«
    »Der Albert ist immer noch der Herr Hahn für euch«, ließ sich plötzlich Swoboda mit unsicherer Stimme von seinem Tisch her vernehmen, »er war euch allen über, uns allen war er über, ach was, ihr begreift das ja doch nicht!«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte der Kurzbacher friedlich und wandte sich wieder dem Wolfinger zu, der inzwischen vom Sturm gekostet hatte. »Was sagst du?«
    Der Jäger trank noch einen Schluck, neigte den Kopf, setzte jenes gottlose Lächeln auf, mit dem er sonst weiblichen Wesen die himmlischen Freuden eines Sündenfalls plausibel machte, und schnalzte anerkennend mit der Zunge. »Wenn er sich nur nicht auf die Verdauung schlägt! Übrigens, da hat mir der Walter Hofbauer was erzählt. Er war vorgestern mit Freunden im Keller, es ist ziemlich feucht zugegangen, und plötzlich hat er im Bauch so ein verdächtiges Rumoren gespürt. Also nichts wie hinauf und hinter das Preßhaus. Papier hat er in der Eile keines mitgenommen, aber da ist ohnedies ein Zettel gelegen. Den nimmt er also, hockt sich nieder und wirft noch einen Blick auf das Papier: Es war ein Bankauszug, ich sag nicht von wem. Der Hofbauer tut eben, was zu tun ist, wischt sich nachher den Hintern und murmelt: Na, der hat aber auch ganz schöne Schulden.«
    »Schaut ihm ähnlich«, sagte Simon Polt lachend.
    »Ich sage nichts!« gab ihm der Kurzbacher recht.
    Eben noch hatte harmlose Heiterkeit geherrscht, da trat schwankend Florian Swoboda in die Runde. Polt kannte ihn als lächerlich herausgeputzten Schönling und erschrak fast, als er ihn nun vor sich stehen sah: Die zerdrückte Kleidung schaute aus, als habe er darin geschlafen, was vermutlich auch der Fall war, und die Hose glänzte naß vom Urin, den Swoboda nicht mehr hatte halten können. Das Gesicht glühte blaurot, und die schwimmenden Augen hatten einen widerwärtigen Ausdruck von stumpfsinniger Aggressivität und boshafter Verschlagenheit.
    »Sehr lustig bei euch, wirklich!« Swoboda war kaum noch zu verstehen. »Ihr hockt in euren Kellern wie die Kröten und brütet Kröteneier aus. Und wenn ihr nicht unten hockt, gärt euer dreckiger Most und verpestet die Luft. Ihr mit eurem verdammten Gärgas habt den Albert umgebracht. Jetzt ist er weg, der Hahn. Habt ihr super hingekriegt! Herzliche Gratulation!« Er hob sein volles Glas, leerte es mit einem Zug und taumelte zum Tisch zurück, wo die große Flasche stand.
    Wolfinger, der eine heftige Bewegung gemacht hatte, als wolle er Swoboda schlagen, ließ die Hand mit einer wegwerfenden Gebärde fallen, Kurzbacher seufzte resignierend, und Inspektor Polt bemerkte ruhig: »Das Gärgas war es ja wirklich, nicht wahr?«
    »Und wäre es nicht das Gärgas gewesen, dann hätten ihm die Tschechen irgendwann den Rest gegeben«, fügte Wolfinger hinzu.
    »Wie kommst du darauf?« fragte der Gendarm.
    »Du weißt ja, daß er immer welche für Hilfsarbeiten beschäftigt hat. Einer von denen ist auch Jäger, und so sind wir einmal im Gasthaus Stelzer ins Reden gekommen. Pawel hat er geheißen und noch irgendwie. Der Albert Hahn hat ihn erst arbeiten lassen und dann nicht bezahlt. Es ist zum Streit gekommen. Gut, mein lieber Pawel, hat der Hahn ganz ruhig gesagt, dann werde ich eben Anzeige machen müssen, weil du mich bestohlen hast. Wem von uns beiden, denkst du, glaubt man eher? Pawel wollte nicht vor Gericht, ihr wißt, wie das ist, mit Ausländern. Also ist er eben wutschnaubend abgezogen. Bei allem, was mir heilig ist, hat er ein paar Gläser später beim Stelzer zu mir gesagt, eine ehrliche Kugel ist zu gut für diesen Menschen. Und ich wette, daß es nicht nur dem Pawel so gegangen ist.«
    »Andererseits«, sagte der Gendarm nachdenklich, »hätte ja auch Albert Hahn Schwierigkeiten bekommen, wegen Schwarzarbeit und so.«
    Wolfinger lachte kurz auf: »Und du glaubst, er hätte sich nicht herausgewunden? Der schon!«
    »Wie es auch

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