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Polt.

Polt.

Titel: Polt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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die Dicke der Stämme und verkündest, dass die hier sieben Jahre alt sind. Ja, und noch was: könnte natürlich sein, dass es Frostschäden gibt. Das sieht man so nicht.« Sailer zückte ein Taschenmesser. »Zeit für einen scharfen Schnitt ins Auge, Simon. Klingt grausam, aber so nennt man die Stelle, von wo aus der Stock bald einmal antreiben soll. Erledigt! Schau her: schön grün innen! Braun war ganz schlecht gewesen. So, das war’s, zurück ins traute Heim!«
    Sailer ließ das Licht der Taschenlampe beiläufig über die Reben gleiten. Dann stutzte er. »Moment noch, Simon. Da hinten ist was, das nicht hierher gehört.« Mit raschen Schritten ging er in den Weingarten. Polt folgte ihm zögernd. Dann blieb Norbert Sailer so plötzlich stehen, dass Polt gegen den Rücken seines Freundes stieß. »Keinen Schritt weiter! Da liegt einer. Tot, kann fast nicht anders sein. Und da ist verdammt viel Blut.«
     
    Freunde
     
    Polt stand erschrocken da und fühlte sich in eine Vergangenheit zurückgestoßen, mit der er nichts mehr zu tun haben wollte. Verwundert beobachtete er, wie exakt und scheinbar ruhig Norbert Sailer reagierte. Als er keinerlei Anzeichen von Leben feststellen konnte, richtete er sich auf, griff zum Handy und informierte seine Dienststelle über den Leichenfund. Dann ging er langsam auf Simon Polt zu. »Bleib bitte, wo du bist. Wir zwei haben wahrscheinlich schon Spuren zerstört, als wir hierhergekommen sind. Aber das konnte ja keiner ahnen. An die zwanzig, dreißig Minuten wird es schon dauern, bis die Tatortgruppe da ist. Halten wir eben Totenwache.«
    Norbert Sailers Gesicht war für Polt im Halbdunkel nur undeutlich zu sehen. Doch er glaubte einen Ausdruck wiederzuerkennen, der ihm von früher her vertraut war. Wenn’s gefährlich wurde, sperrte sein Freund die Gefühle weg, handelte nicht feig, nicht mutig, nicht im Zorn und nicht aus Mitleid, sondern einfach angemessen und zielführend - bis alles vorbei war und er wieder ein Mensch sein durfte, nicht nur Polizist. »Der Tote liegt schon länger da, Simon. Mehr als 48 Stunden jedenfalls. Die Haut hat einen fahlen, grünlichen Ton, das kommt von bestimmten Bakterien. Und er wäre nicht so bald gefunden worden, wenn nicht wir zwei… Ist ja fast nichts zu tun im Weingarten, derzeit.« Sailer strich mit der Hand über einen Rebstock. Dann wandte er sich plötzlich ab. Er schwieg lange, und als er weiterredete, war seine Stimme leiser geworden. »Ich Idiot hab immer geglaubt, der Polizist und der Weinbauer hätten nichts miteinander zu tun. Aber es gibt immer wieder eine Lektion zu lernen. Und die hier ist deutlich. Der Kriminalfall, wenn’s überhaupt einer ist, wird irgendwann aufgeklärt sein, oder auch nicht. Mehr oder weniger Routine. Aber der Weingarten da - verdreckt, Simon, für immer verdreckt.« Ein kaum merkliches Schulterzucken. »Gut, ich nehm’s zur Kenntnis. Aber muss dieser Mensch ausgerechnet hier sterben?« Sailer richtete den Strahl der Taschenlampe auf den Toten. »Wegschauen bringt nichts, Simon.«
    Widerwillig nahm Polt das Bild in sich auf. Zwischen den Rebstöcken lag halb sitzend, in sich zusammengesunken, der Körper eines Mannes, der um die vierzig sein mochte. Keiner von hier jedenfalls: Leute, die so gekleidet waren, kannte Polt nur aus der Zeitung. Das dunkelblonde Haar war halblang geschnitten, das Gesicht wirkte weich, irgendwie knabenhaft. »Schaut nicht so drein, als ob er leiden hätte müssen, wie?«
    Norbert Sailer gab einen Laut von sich, der vielleicht ein kleines Lachen war. »Das im Tod zur Maske gefrorene Grauen gibt’s nur in Kriminalromanen. Die Gesichtszüge erschlaffen nach dem Sterben. Übrigens ist die linke Pulsader aufgeschnitten worden, und eine scharfkantige, grüne Glasscherbe hab ich auch liegen gesehen - könnte von einer Weinflasche stammen.«
    »Also Selbstmord?«
    »Nur kein vorschnelles Urteil. Hast du den Mann schon einmal gesehen, Simon?«
    »Nein. Du vielleicht?«
    »Wenn ich das wüssteich vergesse kaum je ein Gesicht und dieses hierirgendetwas löst es in mir aus. Konkret kann ich aber nichts dazu sagen.«
    »Und wie soll es jetzt weitergehen?«
    »In der Ermittlungsarbeit so wie immer, da weißt du ja Bescheid, Simon. Hat sich wenig geändert, seit deiner Zeit. Komplizierter ist alles geworden, Intuition und Menschenkenntnis sind nicht mehr so gefragt. Und privat wird ich der Birgit beibringen müssen, dass sie mit einem Mordverdächtigen zusammenlebt.«
    »Mach keine blöden

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