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PolyPlay

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Titel: PolyPlay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Darunter die Parole: »FDJ-Initiative Berlin 2000«. Daneben stand ziemlich groß in die Wand geritzt: »Solanaceae Tau«. Hörte sich an wie der Name einer der südamerikanischen Bands, die jetzt so populär waren. Als Kramer auf die Gruppe um die Leiche zuging, dachte er: Typisch. Das Einzige, was man hier in diesem Laden von der FDJ-Initiative mitkriegt, ist ein Plakat. Arbeiterviertel eben.
    »Kippen weg«, sagte er beiläufig zu den Rauchern von der Schnellen Medizinischen Nothilfe. Sie warfen sie widerwillig aus dem Fenster.
    »Wagner, ABV hier«, sagte der Vopo. »Die Leiche ist vor einer Stunde entdeckt worden, vom Hausmeister.«
    Hinter ihm lehnte ein gelbes Männlein in einer grau-blauen Hausmeisterjacke an der Wand. Es versuchte krampfhaft, an dem Wachstischtuch vorbeizublicken.
    »Danke, Herr Wagner«, sagte Kramer. »Sie können jetzt gehen.«
    Wagner salutierte und lief zur Tür. Mit der Klinke in der Hand sagte er noch: »Wenn Sie mich brauchen …«
    »Selbstverständlich. Wir rufen Sie an«, antwortete Kramer dem fleißigen Abschnittsbevollmächtigten. Er sah den Arzt an: der schwieg. Pasulke war ebenfalls still. Kramer spürte: Alle wussten, was jetzt kommen würde. Er kniete sich hin und hob die Wachsdecke an. Das war allerdings schlimm. Das war sogar ziemlich schlimm. Oberhalb des Halsansatzes war alles zermatscht. Der Kopf war zu einer Fleisch-, Blut- und Knochenpampe zerdrückt worden. Es sah aus, als habe man das Opfer rücklings auf die Straße gelegt und wäre mit einem Laster über den Kopf gefahren. Selbst hier erstaunlich wenig Blut. Allerdings klebten einige Batzen Fleischpampe an der Unterseite des Wachstuchs, das Kramer in der Hand hielt. Es gab ein Übelkeit erregendes, feucht schmatzendes Geräusch, als er die Decke fallen ließ, etwa so, als lasse man aus geringer Höhe einen feuchten Putzlappen zu Boden gleiten. Kramer stand auf. Gegen seinen Willen wischte er die rechte Hand an seiner Jacke ab. Pasulke war grün im Gesicht, der Arzt blickte verlegen zur Seite.
    »Sie können jetzt auch gehen«, sagte Kramer.
    Der Arzt nickte, winkte den SMH-Helfern, und die drei verschwanden. Die leere Tragbahre nahmen sie mit.
    Kramer ging zu dem Hausmeister, der offensichtlich völlig mit den Nerven runter war. Wahrscheinlich stand er sogar unter Schock. Kramer wusste nicht, was er tun konnte, um ihn zu beruhigen. Er wusste auch nicht, ob es Sinn hatte, ihn jetzt auszufragen. Aber das war nun einmal seine Pflicht.
    »Furchtbar«, sagte er leise.
    »Ja … furchtbar …«, murmelte der Hausmeister vor sich hin. »Der Michael … hab ihn gefunden …«
    »Sie wissen, wer das ist?«
    »Kann nur der Michael sein … hab ihn schon paarmal hier erwischt … hat sich manchmal über Nacht einschließen lassen … ganz verrückt nach dem Spiel …«
    »Michael? Wissen Sie den Nachnamen?«
    »Michael … Michael … Abusch. Hab ihm mal die Ohren lang gezogen und vom ABV nach Hause bringen lassen.«
    »Haben Sie sonst noch jemanden gesehen? Können Sie uns irgendwas sagen, was uns weiterhilft?«
    Der Hausmeister riss ruckartig den Kopf herum. Sein Gesicht war gelb-grün, in seinen Augen stand die nackte Angst.
    »Herr, Herr … Kommissar! Wenn Sie glauben, dass ich was damit zu tun habe … das stimmt nicht! Ich bin hier der Hausmeister!« Jetzt schrie er fast. »Der Michael hat mich genervt, aber ich bring doch keenen um, nur weil er mich nervt! Ick hab hier heut Morjen uffjemacht, und da isser da jelegen! Det müssn Se mir gloobn! Ick bin keen Mörder!«
    Kramer fühlte sich peinlich berührt. Er sah schnell zu Pasulke hinüber, und Pasulke verdrehte die Augen, als wolle er sagen: Was machst du denn da! Der Hausmeister sagte ein paarmal sehr laut, dass er kein Mörder sei.
    »He«, warf Kramer ein, »he, he, he. Das ist in Ordnung. Das glaube ich Ihnen. Ist in Ordnung. Gehen Sie nach Hause. Ruhen Sie sich aus. Alles in Ordnung.«
    Na wunderbar. Zu seinen Füßen lag ein Junge mit einem zermatschten Kopf, und er tröstete den Mann, der dieses Bild als Erster hatte ertragen müssen, mit der Behauptung, alles sei in Ordnung.
    Der Hausmeister sah ihn noch ein paar Sekunden lang wild an, als wisse er nicht genau, wer von ihnen beiden irre war. Dann hob er seine Hände vors Gesicht und brach in Tränen aus. Es war ein dünnes und kraftloses Weinen, in Kramers Ohren klang es ungeübt, um nicht zu sagen impotent, und er hasste sich dafür, dass sein Kriminalistenohr nach einem falschen Ton suchte, der ihm die

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