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PolyPlay

PolyPlay

Titel: PolyPlay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Anstrengung des Schauspielers verraten hätte. Aber da war kein falscher Ton. Da war nur Erbärmlichkeit, Verwirrung und Schock. Kramer konnte es nicht ertragen. Er fasste den Hausmeister um die Schultern und schob ihn zur Tür. Der Mann ließ sich willenlos führen.
    »Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?«, fragte Kramer.
    »Wohn – wohn um die – Ecke«, brachte der Hausmeister mühsam hervor.
    »Gehen Sie«, sagte Kramer. »Gehen Sie nach Hause.«
    Der Hausmeister gehorchte. Man konnte ihn noch eine Weile schniefen hören. Pasulke und Kramer blieben allein zurück. Sie standen neben dem Toten wie bestellt und nicht abgeholt.
    »Meisterleistung«, sagte Pasulke. »Eins A Verhör.«
    »Hör schon auf.« Mehr fiel Kramer nicht ein.
    Im Grunde hatte Pasulke ja Recht.
     
    Die Spurensicherung kam und tanzte ihr Spurensicherungsballett. Kramer wollte gerade mit Pasulke verschwinden, als Akkermann auftauchte. Akkermann vom K5. Eigentlich war das K5 seinerzeit gegründet worden, um Fälle wie diesen hier aufzuklären, Fälle schwerer Gewaltkriminalität, wie es sie in der DDR gar nicht geben sollte. Mit der Zeit war das K5 aber immer politischer geworden und hatte sich schließlich in den verlängerten Arm der Stasi bei der Kriminalpolizei verwandelt. In Erinnerung an ihre ursprüngliche Aufgabe versuchten die Beamten des K5, sich immer bei Fällen schwerer Gewaltkriminalität einzumischen, und schnüffelten nach Begleitumständen von »gesellschaftlicher Relevanz« oder nach einem »politischen Hintergrund«, die es ihnen erlaubten, den Fall an sich zu ziehen; Kramer hatte schon öfter erleben müssen, wie ihnen das auch gelungen war. Seit sich das politische Klima verändert hatte, mussten sie um das Existenzrecht ihres Vereins bangen, und das machte sie oft noch ungenießbarer.
    Das alles war an sich schon unangenehm, aber Kramer hasste Akkermann auch aus persönlichen Gründen. Sie waren im Laufe der Jahre einige Male aneinander geraten, und Kramer hatte Akkermann als durchtriebenen, intriganten und intelligenten Gegner fürchten gelernt. Wenn er mit sich selbst ehrlich war, dann hing seine Abneigung auch damit zusammen, dass Akkermann ein sehr gut aussehender Mann war und Männlichkeit abstrahlte wie ein Ölradiator warme Luft. Kramer zog es meistens vor, in dieser Frage nicht ehrlich mit sich selbst zu sein, andernfalls konnte es geschehen, dass ihm die Erinnerung hochkam, wie Akkermann einmal sogar mit Anette geflirtet hatte, während einer Feier zum 1. Juli auf dem Polizeipräsidium. Anette war offensichtlich nicht völlig abgeneigt gewesen.
    Kramer hatte geglaubt, mit dem weinenden Hausmeister den absoluten Tiefpunkt des Tages überwunden zu haben, aber das Auftauchen Akkermanns setzte in dieser Hinsicht neue Maßstäbe. Akkermann trug Uniform, wie üblich. Wie Kramer war er Oberleutnant, sah aber aus wie ein NVA-Generalmajor auf Empfang beim Staatsratsvorsitzenden. Wie üblich. Er trat forsch an die Leiche heran (die Leute von der Spurensicherung machten ihm wie selbstverständlich Platz), betrachtete sie kurz und sagte: »Ach du Scheiße.« Dann drehte er sich zu Kramer um und grinste ihn an, als habe er einen besonders intelligenten Witz gemacht. Nein, dachte Kramer, ich muss mich nicht daran erinnern, wie er Anette angemacht hat, um ihn zu hassen. Er ist einfach ein Arschloch.
    »Wollen Sie denn hier?«, fragte er so unfreundlich wie möglich.
    Akkermanns Grinsen fiel in sich zusammen. »Ermitteln, was denn sonst«, antwortete er im selben Tonfall.
    »Na, dann ermitteln Sie mal schön«, gab Kramer zurück und nickte Pasulke zu. Sie gingen.
    Auf der Fahrt in die Warschauer Straße herrschte dicke Luft zwischen Pasulke und Kramer. Kramer merkte, dass Pasulke sauer war, und fast war er froh, als Pasulke mit dem Grund dafür herausrückte.
    »Musst du Akkermann immer so anrempeln? Er ist ein Arschloch, weiß doch jeder. Aber er ist ein mächtiges Arschloch.«
    Kramer war eigentlich nicht in Stimmung zum Streiten. Aber Unsinn wollte er sich auch nicht unwidersprochen anhören.
    »Willst du noch was werden, wenn Akkermann Inspektionsleiter wird?«
    Pasulke riss den Wagen unsanft in eine Kurve. Er fuhr überhaupt schneller, als die Polizei erlaubte.
    »Darum geht's nich. Wenn du ihm weiter dumm kommst, petzt er es dem Alten oder gleich seinen Stasi-Freunden, und dann haben wir den Salat. Du behinderst unsere Arbeit!«
    »Der petzt sowieso. Ampel war rot!«
    »Höchs-tenfalls o-range, mein Lieber«, sagte Pasulke in

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