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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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Binsenweisheit, nach der Reichsein zwangsläufig mit Unglücklichsein verbunden war, immer für realitätsfernes Wunschdenken gehalten. Jetzt wurde ich Zeuge, wie es die Wirklichkeit bestätigte, und das gab mir eine Ahnung davon zurück, dass doch so etwas wie Gerechtigkeit existierte. Wenn einer schon reich war, warum, zum Teufel, musste er dann auch noch glücklich sein? Eine solche Erwartung entsprang der typischen Nimmersatthaltung der Wohlhabenden, die bei all ihrem Luxus wenigstens das Glücklichsein nicht anderen überlassen konnten, die es dringender brauchten.
    Martens und sein Sohn betraten den Raum. Tilo schien seit Heino Hendrix’ tragischem Ende gewachsen zu sein. Er hielt sich gerade und trug ein gebügeltes Hemd. Jetzt glich er nicht mehr dem aufgeschwemmten, weiß gefransten Elvis, sondern eher Jean Paul Belmondo auf seiner Abitur-Abschlussfeier, als sein Gesicht noch nicht durch das Dauergrinsen entstellt war.
    Was Guido Martens anging, so hatte ich einen ungünstigen Augenblick gewählt, ihn aufzusuchen. Er sah ramponiert aus, hatte eine fingerbreite Schramme über der Nase, ein geschwollenes Auge und einen blauen Fleck am Kinn.
    Wahrscheinlich hatte er sich wieder einmal nicht angepasst. Dieser Mann war ein Zweihundertprozentiger und er trainierte eifrig, um bei der nächsten Nicht-Anpassungs-Meisterschaft die Dreihundertmarke zu überschreiten.
    »Ich muss Ihnen sagen, Kittel«, verkündete Martens senior leise, »Sie haben Mut, sich hier noch mal herzutrauen.«
    »Nicht Mut«, berichtigte ich ihn. »Es ist der Zwang, dem wir alle unterliegen. Schließlich lebe ich nicht davon, dass ich meine Arbeit umsonst mache.«
    »Aber offenbar auch nicht davon«, entgegnete er kalt, »dass Sie sie gut machen.«
    »Immerhin habe ich dafür gesorgt, dass Sie nicht mehr belästigt werden.«
    »Sie sind es, Kittel, der mich belästigt. Sie haben mich eines Mordes bezichtigt.«
    »Deshalb bin ich hier. Um Ihnen zu berichten, dass der Fall Mölling inzwischen rekonstruierbar ist.«
    »Ich glaube nicht, dass ich an dieser Rekonstruktion interessiert bin. Verkaufen Sie die woanders.«
    »Als ich neulich hier war, wusste ich noch nichts von der Rolle, die Hendrix gespielt hat.«
    Ina warf mir einen kalten Blick zu, aber sie sagte kein Wort.
    Martens lachte auf. »Armer Detektiv! Kaum ist einer verstorben, da können Sie der Versuchung nicht widerstehen, ihm eine Schuld anzuhängen! Bloß weil der sich nicht mehr wehren kann! Und da wundern Sie sich noch, dass Sie von Ihrer Arbeit nicht leben können?«
    Ich hoffte auf Tilo. Er hatte jetzt die Chance, seinem Vater Paroli zu bieten. Alles hing für ihn davon ab, dass Hendrix’ Tod nicht als banales Missgeschick abgetan wurde.
    Aber Tilo schwieg. Er stand ganz in der Nähe Guidos und ich hatte den Eindruck, dass er sich bemühte, sich in der gleichen Haltung wie sein Vater zu präsentieren.
    »Glauben Sie etwa«, tastete ich mich heran, »dass sein Tod nur ein bedauerlicher Unfall war?«
    »Was sonst?«, sagte Tilo.
    Ich traute meinen Ohren nicht. »Aber hast du nicht gestern noch erklärt, dass es Mord war? Dass Hendrix erpresst wurde? Dass nur so die anderen Leichen in deiner Wohnung zu erklären sind?«
    »Welche anderen Leichen?«, erkundigte sich Tilo sachlich.
    »Jetzt lass doch den Unsinn! Man hat ein übles Spiel mit dir gespielt und ich kann dir erklären, wie und weshalb. Sonst wäre ich nicht hier!«
    »Ich finde es arrogant und geschmacklos«, sagte Kim herablassend. »Sie als völlig Fremder, so genannter Privatdetektiv drängen sich in die Familie hinein und verbreiten haltlose Verdächtigungen.«
    »Sie wissen wohl am allerbesten«, nahm ich die Herausforderung an, »dass diese Verdächtigungen alles andere als haltlos sind.«
    »Das mit der Erpressung«, erklärte Tilo, »das war nur so eine Idee. Kein Erpresser tötet sein Opfer, das weiß doch jeder.«
    »Herr Kittel offenbar nicht«, bemerkte Kim spitz.
    Allmählich begriff ich. Mein Auftritt war so gut wie gelaufen. Alle hier hielten gegen mich zusammen und ich tappte in die Abseitsfalle. Also startete ich bei Tilo einen letzten Versuch.
    »Es bleibt also dabei, du hast dir alles nur eingebildet, oder was? Willst du überhaupt nicht wissen, wer dich als Psychopath hinstellen wollte?«
    Tilo wandte sich mir zu. Auf einmal konnte ich ihn mir gut als Nachfolger seines Vaters vorstellen. »Ich habe vor, in sechs Monaten mein Studium abzuschließen. Ich war sehr gestresst in der letzten Zeit.« Er

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