Pommes rot-weiß
lächelte mild. »Ab nächste Woche werde ich eine Therapie beginnen.«
»Ach, so ist das! Auf einmal sind die Psychodoktoren wieder im Spiel, was?«
»Es hat sich nichts daran geändert«, sagte Guido, »dass ich nichts von ihnen halte. Aber von Privatschnüfflern inzwischen noch weniger. Man macht so seine Erfahrungen.«
Mir platzte der Kragen. »Das kommt darauf an, was man von ihnen erwartet. Um sie für die Probleme reicher Zöglinge einzuspannen, die sich nur wichtig machen wollen, sind sie die Falschen. Wenn einer nicht ganz dicht ist, sollte man keine Zeit verschwenden und schleunigst nach dem Loch suchen, bevor die Luft gänzlich raus ist.«
»Es ist wohl besser, Sie gehen jetzt«, schaltete sich Ina ein. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass wir eine intakte Familie sind. Ich werde nicht dulden, dass Sie sich wie ein Elefant im Porzellanladen aufführen.«
Ich bemerkte, dass mein Mund offen stand, und klappte ihn zu. Was, um alles in der Welt, hatte diese Leute dazu veranlasst, sich in ihrer Familie zu verschanzen und alle Ziehbrücken einzuholen? Sie verhielten sich wie weiße Siedler im Wilden Westen, die eine Wagenburg bildeten, um einem Indianerangriff zu trotzen. Wer war die Rothaut?
»Das sieht schlimm aus«, sagte ich und deutete auf Martens Gesicht. »Darf man erfahren, wer Sie in die Mangel genommen hat?«
Guido Martens, der millionenschwere Betriebsberater, führte seine Familie offenbar als eine Art Modellfirma, um potenziellen Kunden, die zu Besuch kamen, vorführen zu können, wie man seine Leute auf Trab halten konnte.
Es war ihm anzusehen, dass er sich nur noch mühsam beherrschte. »Raus«, sagte er heiser. »Und zwar plötzlich.«
Ich trollte mich, aber Martens reichte es offenbar noch nicht.
»Sie wissen genau, wer das war. Und Sie können jede verdammte Wette darauf abschließen, dass der Mann dafür zahlt.«
Auf dem Weg hinaus kam ich bei der roten Rachegöttin vorbei, die beschlossen hatte, sich schützend vor ihre intakte Familie zu stellen. »Tut mir Leid, das mit Ihrem Lover«, sagte ich.
Immer noch würdigte sie mich keines Blickes.
»Ich hoffe, Sie sind ihm nicht immer noch böse, nach allem, was dem Armen passiert ist. Schließlich werden wir nie erfahren, auf wen von Ihnen beiden er da im warmen Schaumbad gewartet hat, nicht wahr?«
Endlich reagierte Ina, aber jetzt war es an mir, sie links liegen zu lassen.
Als ich die Haustür erreicht hatte, blieb ich noch einmal stehen, um dem Wortwechsel zu lauschen, der ganz plötzlich eingesetzt hatte, als ich den Raum verlassen hatte.
»Würdest du mir bitte erklären, was er damit gemeint hat?«, brüllte Kim los. In der Wut überschlug sich ihre Stimme und klang wie die eines Teenagers.
»Jetzt tu doch nicht so, als ob du das nicht wüsstest!«, hielt Inas Stimme dagegen. »Spiel bloß nicht die Unschuldige! Soll ich dir mal was sagen: Das Gute dabei ist, dass der schäbige Schweinehund dir dein Bett jetzt nicht mehr anwärmen kann!«
»Hah! Das ist ja wohl… Du hast es gerade nötig! Du bist doch nur – neidisch, weil er dich nicht mehr wollte, als er einmal gemerkt hatte, wie es wirklich sein konnte! Wie kann man nur so – billig sein!«
»Ich sag dir was, meine Liebe! Du kannst…«
»Nein, ich sag dir jetzt mal was! Du siehst hässlich aus, wenn du eifersüchtig bist! Alt und hässlich!«
»Vielleicht erklärt mir einmal jemand, worum es hier geht!«, mischte sich Guido Martens aufgebracht ein.
Der Schlagabtausch dauerte nur wenige Sekunden. Eine Tür knallte und jemand rannte die Treppe hinauf.
»Mit ihr klären?«, kam Martens’ Stimme immer lauter herüber. »Was soll das, verdammt noch mal, heißen? Davon kannst du ausgehen, dass ich das mit ihr klären werde!«
Ich war inzwischen draußen, da, wo sonst immer Manni Gerresheim seinen Posten gehabt hatte, und atmete die klare Herbstluft ein. Von hier aus konnte man fast jedes Wort verstehen, aber ich verlor bald die Lust daran zuzuhören. Ich hatte genug von dem Theater. Von mir aus konnte Tilo seine Bonzen-Karriere machen oder in der Klapse enden, das lief auf das Gleiche hinaus.
Allerdings sah es ganz danach aus, als ob jetzt auch bei den Martens Betriebsverschlankung angesagt wäre.
25
»Komm rein«, sagte Rudi. »Bin leider noch nicht dazu gekommen, aufzuräumen.«
Er hatte seinen freien Abend und war entsprechend gekleidet. Ein leuchtend blaues Seidentuch über einer weiten Tischdecke mit indischen Mustern darauf.
Diesmal hatte ich
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