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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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unansehnlich machte. »Das ist es ja.«
    Ach so, dachte ich. Don’t be happy, worry. Melanie tat nichts ohne Bedeutung. Wenn sie stand, stand sie gegen ein Unrecht auf. Wenn sie saß, dann handelte es sich um eine Sitzblockade. Ein lebendiges Beispiel dafür, dass man ein ganzes Leben vertrödeln konnte, indem man es einer gemeinsamen Sache widmete.
    »Urlaub macht man von einem Job, der einen auffrisst«, belehrte sie mich. »Kann man auch Urlaub vom Engagement für andere machen?«
    »Ich ziehe meinen Vorschlag zurück und formuliere ihn neu. Man sollte Mannie an die Adria schicken, damit er an einem der Strände dort an einer alltäglichen Sitzblockade teilnehmen kann, die im Badezeug stattfinden wird, um auf die leichtsinnige Verschwendung von Ressourcen durch die Textilproduktion aufmerksam zu machen, und die mit Hilfe einer selbst zugefügten Überdosis Sonnenöl gegen den sorglosen Umgang mit dem Ozonloch protestieren will. Durch beidseitige Hautbräunung der Demonstranten soll ein Bewusstsein für die drohende Klimakatastrophe geschaffen werden sowie auch abends unter der Dusche ein Vorgeschmack auf die Gefahr, in der der Regenwald sich durch die skrupellose weltweite…«
    »Genau das«, unterbrach sie mich, »machen wir ja schon. Wir haben vorgestern eine Gruppe gegründet, die sich diesem Problem annehmen wird.«
    »Sehr schön«, gratulierte ich ihr. »Gerresheim ist weg und das ist die Hauptsache. Dann sieht mein Auftraggeber, dass ich gute Arbeit geleistet habe. Und so bekomme ich vielleicht das Geld, das mir zusteht.«
    Melanie grinste altklug. »Du gehst also doch vor ihm in die Knie, was?«
    »Soll ich ihn vielleicht erpressen wie dein Marius ohne Furcht und Tadel?«
    »Was soll das heißen?« Plötzlich war sie auf der Hut. Sie lauerte wie eine Katze im selbst gestrickten Pulli, um sich auf mich zu stürzen.
    »Das soll heißen, dass der Mann, den ihr mit eurer Marius-Mölling-Volksfront heilig sprechen wollt, ein mieser Erpresser war.«
    Die Wut kochte in ihr hoch, aber von außen konnte ich das nicht sehen. Obwohl es in ihr brodelte, blieb Melanie ruhig und musterte mich von Sekunde zu Sekunde abschätziger. »Das hätte ich mir denken können«, sagte sie schließlich.
    »Allerdings. Schließlich warst du mit ihm zusammen. Vielleicht hat dich dein Engagement für andere so sehr in Anspruch genommen, dass du einfach nicht mitbekommen hast, dass Marius die Geheimnisse, die er herausfand, benutzte, um Leute damit zu erpressen.«
    »Ach ja?«
    »Ach ja. Und genau das hat er auch bei Guido Martens versucht, nachdem er von seinem Kumpel Heino einen Tipp bekommen hatte, dass es bei ihm reichlich zu ernten gab.«
    »Und wenn?« Die Katze im Pullover sprang mich an. »Martens hat ihn daraufhin einfach so umgebracht.«
    »Eben nicht«, berichtigte ich Melanie. »Das war Heino.«

24
     
     
     
    Überraschend hatte sich die Sonne durchgesetzt. Vielleicht hatte sich das ungemütliche, vorweihnachtliche Feuchtgrau für unbesiegbar und den Kampf zu früh für entschieden gehalten. So war es für die Sonne, wenn sie sich nicht allzu dumm anstellte, ein Leichtes gewesen, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort auf ihre Chance zu warten. Jetzt strahlte sie an einem wolkenfreien Himmel.
    Endlich zeigte sich das hässliche Umland von einer sympathischeren Seite. Es erinnerte an eine Alpenregion, aus der man die Alpen entfernt hatte, außerdem die malerischen Dörfer, die braun gefleckten Kühe mit den Glocken um den Hals und die barocken Kirchlein. Jemand hatte all das entfernt und vergessen, sich nach einem Ersatz umzusehen.
    Mir war eine Idee gekommen, wie ich Henk helfen konnte. Und deshalb fuhr ich schon am Morgen hinaus zur martensschen Villa, denn möglicherweise hatte die Idee mit diesem Fall zu tun.
    Kim Martens öffnete mir. Sie war wortkarg, wie es sich im Zustand der Trauer geziemte, sah aber blendend aus. Sollte es sie selbst eines Tages erwischen, würde selbst der Tod wohl oder übel draußen vor der Badezimmertür warten müssen, bis sie sich adäquat zurechtgemacht hatte.
    Sie führte mich ins Wohnzimmer, wo ich ihre Stiefmutter vorfand. Ina trug schwere, goldene Ohrringe, die an Türklopfer erinnerten, und ein blutrotes Kostüm. Mit dem düsteren Blick einer Rachegöttin starrte sie aus dem Fenster, ohne mich zur Kenntnis zu nehmen.
    Im Gegensatz zu dem strahlenden Sonnenschein da draußen war die Luft hier so dick, dass man sie sich mit dem Löffel einverleiben konnte. Bisher hatte ich die alte

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