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Pommes rot-weiß

Pommes rot-weiß

Titel: Pommes rot-weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Güsken
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armen Verstorbenen, die sie auf ihrem Tisch sezierte, und selbst die Toten zitterten vor ihr, weil sich ihre Annahme, alles hinter sich zu haben, als Irrtum erwies.
    Ich zuckte mit den Schultern und machte kehrt.
    »Also, was will er von mir?«, rief sie mir nach.
    Ich blieb stehen und drehte mich um. »Es würde ihm schon enorm helfen, wenn du mit ihm reden würdest. Und er braucht natürlich Geld zum Untertauchen.«
    »Natürlich. Was ist denn mit seinem Partner?«
    »Ich habe leider meinen Job verloren. Ansonsten gibt es noch einen Fall, für den ich kein Honorar kassiert habe. Bis dahin…«
    »Tja, da muss sich Herr Voß schon herbemühen.«
    Ich schüttelte bedauernd den Kopf. »Das wird nicht gehen.«
    »Schade für ihn. Ich komme hier nicht weg.«
    »Aber wieso? Deine Leichen wird schon keiner klauen.«
    »Du hast keine Ahnung. Erst vor sechs Wochen hat ein Medizinstudent im fünften Semester einen einzelnen Arm mitgehen lassen. Den hat er dann im Bus hängen lassen. Mit dem Scherz wollte er seinen Kumpels imponieren.«
    Barbara Bonneck kam zu mir herüber und streichelte sanft über meinen Unterarm, während sie mich versonnen ansah, als überlege sie schon, wo sie ihn hinhängen würde. Mich fröstelte. Ich glaubte, irgendwo gelesen zu haben, dass man im Zweiten Weltkrieg Pathologen hinter die Front geschmuggelt hatte, damit sie mit ihren Scherzen die Moral des Gegners zerrütteten.
    »Kommt so was öfter vor?«, fragte ich leise.
    »Vor ein paar Tagen erst ist ein weiterer Unterarm verschwunden.« Sie grinste. »Eigenartig, wenn man bedenkt, dass es bis Karneval noch eine ganze Weile ist.«
     
     
    Auch mein Büro hatten die Gorillas inzwischen umgeräumt. Da sie nicht so schlimm gewütet hatten wie bei Henk und meine Sachen im Gegensatz zu seinen nicht alle ihren festen Platz hatten, fiel die Verwüstung erst auf den zweiten Blick auf. Sie hatten den Schreibtisch stehen gelassen. Genau da, wo ich sonst meine Tasse Kaffee aufbewahrte, hatten sie eine Dose mit Fischfutter hingestellt. Eine große Dose aus der Zoohandlung, mit der Henks Fischlein mindestens zwei Monate ausgekommen wären. Ein Wiedergutmachungsversuch, der reichlich spät kam.
    Dann las ich den beiliegenden Zettel: Das bist du, Kittel. Sehr originell.
    »Was ist damit gemeint?«, erkundigte sich Melanie Storck. Wie neulich war sie unbemerkt hereingekommen und stand neben mir. »Wahrscheinlich: Das ist für dich.«
    »Nein. Sie meinen, dass ich Fischfutter bin.«
    »Eine Warnung also.«
    »Nein, eine Verwechslung. Sie lieben Scherze.«
    In der Dose war kein Fischfutter, nur ein weiterer Zettel. Wenn wir Voß nicht haben bis Samstag, 12.00 – basta.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte ich Melanie.
    »Ich bin nur gekommen, um dir im Namen der Aktionsgruppe Mölling meinen Dank auszusprechen für deine mutige Tat.«
    »Was denn für eine Tat?«
    »Du hast dich trotz deiner Bedenken dazu durchgerungen, den Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen, und das, ohne dich um kleinbürgerliche Konventionen und Moralvorstellungen zu scheren.«
    »Sorry, aber ich bin kein Kommilitone. Würde es dir etwas ausmachen, mir das ins Deutsche zu übersetzen?«
    Melanie grinste über beide Backen. »Du hast diesen Schrader kaltgemacht. Das war echt stark.«
    »Ich?« Wieso nur dachte alle Welt, ich hätte diesen Mann ermordet? »Also, merk dir eins: Der Mann ist nur auf meinem Klo gewesen, nichts weiter. Zwar hat er vorher nicht um Erlaubnis gefragt, aber ich habe ihn deshalb noch lange nicht ermordet. Das waren die Kerle, die mir das Fischfutter da besorgt haben. Die haben Schalldämpfer aufgeschraubt und blind auf die Tür geballert, weil sie dachten, wenn bei mir einer auf dem Klo ist, dann bin ich das.«
    Melanie sah immer noch zufrieden aus und ich fragte mich, was sie mit ihrem schweren, selbst gestrickten Pullover im Sommer anfangen würde. Dann verzog sich ihr Lächeln. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie verstanden hatte, was ich meinte.
    »Trotzdem«, sagte sie.
    »Also gut. Wenn das so ist, könntet ihr euch auch erkenntlich zeigen.«
    »Und wie?«
    »Schickt den guten Mannie Gerresheim in Urlaub. Von mir aus kann er weiter Schwarz tragen, aber er muss nicht bei Martens vor der Türe herumlungern.«
    »Urlaub!« Sie machte ein Gesicht, als hätte ich ein Strafmaß verkündet.
    »Was ist daran schlimm?«, fragte ich.
    »Nichts«, sagte sie mit einem Ernst in der Stimme, der die weißen Strände des Mittelmeers für einen Augenblick grau und

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