Ponyhof kleines Hufeisen - 01 - Wolkenmaehne sucht Freunde
nicht mag!“ „Ob sie mich mag, ist mir egal“, sagte der Mann kühl. „Gehorchen muss sie. Respekt haben und sich solche Flausen aus dem Kopf schlagen. Ihr verzieht das Pferd hier. Mit solchen Pferden muss man umgehen können, Mädchen. Nach den ersten paar Turnieren wird sie ruhiger werden, das garantiere ich dir.“
Ich muss Cornelia holen, fuhr es Sabine durch den Kopf. „Sie hat nicht die Nerven für ein Turnierpferd“, sagte sie zu dem Fremden. „Wolkenmähne ist schreckhaft, sie scheut vor allem, was ihr neu ist!“ Sie wandte sich zum Gehen. „Und außerdem ist sie nicht zu verkaufen. Außer ihrer Besitzerin darf niemand Wolkenmähnc reiten“, sagte sie knapp. „Und die ist nicht da. Auf Wiedersehen.“ Sie zog die Stute mit sich und verschwand hinter der Scheune in den Obstgarten, noch ehe der Mann antworten konnte.
Sie wartete hinter den Apfelbäumen, bis sie schließlich das Brummen des Motors hörte und der große Wagen die Straße zum Ort hinunterfuhr. Dieser Mann durfte Wolkenmähne nicht bekommen! Die Stute gehörte hierher auf den Ponyhof, wo sie Freunde hatte, nicht auf einen Turnierplatz.
Dann kam Sabine ein schrecklicher Gedanke. Was wäre, wenn Michaela ihr Pferd nicht behalten wollte? Sie selbst würde den Verkauf der Stute nicht verhindern können. Sie musste zu Cornelia. Die konnte vielleicht das Schlimmste verhindern!
„Sabine!“, hörte sie da Cornelias Stimme von der Bahn her. „Sabine, wo steckst du? Wir wollten doch Wolkenmähne longieren!“
Schnell hatte Sabine ihr von dem unangenehmen Besucher berichtet.
Aber Cornelia beruhigte sie. Sie glaubte nicht, dass die Scherers ihr Pferd verkaufen würden, vor allem nicht, da sie so gute Fortschritte machte. Die junge Frau nahm die Longe und führte Wolkenmähne auf den Reitplatz.
Gehorsam lief die Stute im weiten Kreis um Cornelia herum. Sie machte ihre Sache sehr gut, und Cornelia war mit ihr zufrieden.
Sabine und Stefan standen am Zaun und sahen zu. Cornelia erklärte ihnen, wie nützlich es fürs Reiten war, wenn ein Pferd schon vom Boden aus lernte, auf Stimmkommandos zu hören. Sabine betrachtete Wolkenmähne. Die weiße Mähne wippte im Takt ihrer Schritte, zufrieden kaute sie schäumend am Gebiss. Sie hatte keine Angst, die Arbeit an der Longe machte ihr Spaß. Ihre Ohren spielten aufmerksam, und auf Cornelias Kommando hin blieb sie folgsam stehen. „Sie hat schon ganz gut Deutsch gelernt“, sagte Stefan leise und grinste.
„Stimmt! Sicher versteht sie nur Isländisch! Komisch, daran hab ich noch nie gedacht. Ich rede immer so mit ihr, als ob sie mich versteht!“
„Tut sie auch“, Stefan nickte. „Pferde hören den Tonfall, sie spüren viel mehr, als wir meinen.“ „Das glaube ich auch. Und diesen Mann, den grässlichen Macho, den mochte Wolkenmähne auf Anhieb nicht!“
„Na, mich mochte sie auch nicht gleich“, erklärte Stefan. „Und inzwischen kann ich sie schon von der Weide holen. Vielleicht will der einfach nur ein gutes Pferd haben!“
„Kann er ja haben“, sagte Sabine grimmig. „Aber nicht Wolkenmähne!“
Über der Kampenwand zogen lange, weiße Wolken träge dahin. Föhnfische, dachte Sabine und trat fester in die Pedale. Es war ein schöner Tag, aber es war schwül, und der Föhn machte sich bei ihr durch Kopfschmerzen bemerkbar. Im Nachbardorf schlug die Kirchturmuhr, und von weither klang das Muhen der Kühe. Die Schwalben flogen tief. Ob es ein Gewitter geben würde? Vor dem Stall sah sie Stefan, der einen Haufen Lederzeug zum Putzen schleppte. Stefan hatte erzählt, dass er seit kurzem mit der Schule fertig war. Mittlere Reife genügte ihm, hatte er gesagt, es muss ja nicht jeder studieren. Und er hatte sowieso nie etwas anderes werden wollen als Pferdewirt, Pferdepfleger oder, vielleicht später einmal, Züchter. Aber ein verantwortungsbewusster Pferdezüchter, keiner, der massenhaft Fohlen züchtet, die dann doch nur zum Schlachter oder Pferdehändler müssen. Da hatte Stefan ganz genaue Vorstellungen: tierfreundlich, artgerecht mit liebevoller Aufzucht und Haltung, so sollte man mit Pferden - und anderen Tieren - umgehen.
Cornelia hatte aufmerksam zugehört. Sie hatte ihm viele Fragen gestellt und endlich genickt. Stefan würde auf den Ponyhof passen, sie hatten die gleichen Ideen über Pferdehaltung. Sie hatten verabredet, dass Stefan vorerst eine Probezeit auf dem Hof verbringen würde und in alles eingearbeitet wurde. Wenn er bleiben wollte, würden sie einen richtigen
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