Ponyhof kleines Hufeisen - 01 - Wolkenmaehne sucht Freunde
den so genannten ,Schweinepass 1 , den meist verrittene oder ungenügend ausgebildete Pferde gehen. Es ist eine langsame, schaukelnde Gangart, und oft gehen solche Pferde dann gar nichts anderes mehr und entziehen sich den Hilfen des Reiters. Diese Art von Pass ist auch bei einem Isländer unerwünscht. Rennpass dagegen ist hoch geschätzt. „Der ist so schnell wie Galopp“, sagte Cornelia mit funkelnden Augen. Sie betonte, dass nicht alle Isländer die Anlage dafür haben, so wie auch nicht alle Großpferde gute Gänge haben.
Sabine konnte es nicht ertragen, wenn jemand Wolkenmähne herabsetzte. Sorgfältig bürstete sie die Mähne der Stute, bis sie ihr duftig wie eine schneeweiße Wolke über den erdbraunen Hals fiel. Wolkenmähne döste dabei in der Sonne, die hell auf die Stallgasse fiel; sie schonte ein Hinterbein und prustete wohlig, als Sabine mit langen, weichen Bürstenstrichen über ihren Rücken fuhr.
Katrin hatte bereits Melissa geholt und sie gesattelt und gezäumt, während Sabine noch immer Wolkenmähnes dichten Schweif verlas. Sabine beeilte sich nicht, sie liebte die Arbeit an der Stute.
Katrin ritt die große Schimmelstute in der Stunde für Fortgeschrittene, und danach wollte Cornelia Wolkenmähne auf dem Reitplatz longieren. Zwei Mädchen, die Sabine kaum kannte, ritten die beiden Haflinger, und Stefan saß im Sat-tel des geduldigen Gustav. Es kamen jetzt immer mehr Reitschüler auf den Hof, und Cornelia war zufrieden. Katrin führte Melissa weg, ohne etwas zu Sabine zu sagen. Ob sie ihr die Streiterei noch übel nahm? Sabine fiel aber auch nichts Versöhnliches ein, und so bürstete sie Wolkenmähnes Rücken und tat so, als sähe sie Katrin nicht.
Endlich war sie zufrieden. Noch schöner konnte die hübsche Stute gar nicht werden. Ihr Fell glänzte seidig, der Stirnschopf reichte ihr bis über die Augen, der Schweif fiel wie ein Wasserfall weiß glänzend zu Boden, und die Hufe waren frisch gefettet. Sabine wollte gerade mit Wolkenmähne zur Bahn gehen, um bei der Reitstunde zuzusehen, als Janosch mit lautem Gebell auf die Einfahrt zülief. „Janosch! Komm hierher!“
Der Hund drehte sich nur kurz zu Sabine um, dann bellte er weiter. Was war nur in ihn gefahren? Normalerweise bellte er kurz, wenn jemand auf den Hof kam und begrüßte die Besucher schwanzwedelnd, aber nun umsprang er bellend ein großes graues Auto, das langsam in den Hof fuhr. Dann hielt es, und ein untersetzter Mann mit kurzem, dunklem Haar stieg aus. Er trug Reithosen und Lederstiefel mit Sporen. Sabine war entsetzt. Sporen? Mit denen würde Cornelia ihn bestimmt nicht reiten lassen.
„Die Reitstunde hat schon angefangen“, sagte Sabine unsicher und deutete zum Platz hinüber.
Der Mann lachte kurz auf. „Deshalb bin ich nicht hier!“ Janosch umkreiste den Mann noch immer unruhig. „Pfeif doch mal den Hund zurück“, sagte er barsch.
Sabine rief Janosch, und jetzt kam er zu ihr. Er hinkte ein wenig, aber man sah es kaum noch. Der Fremde musterte Wolkenmähne interessiert. „Ich bin wegen der Stute gekommen“, sagte er schließlich.
Was hatte Cornelia vorhin erwähnt? Dass ein Mann Wolkenmähne kaufen wollte? Instinktiv stellte Sabine sich wie schützend vor das Pferd. „Sie ist aber nicht zu verkaufen“, sagte sie schnell.
„Na, bist du dir da so sicher? Ist alles eine Preisfrage. Dir gehört das Pferd doch nicht, oder?“ „Nein!“ Sabine starrte ihn an. „Aber Michaela will sie bestimmt auch nicht verkaufen!“
„Das werden wir sehen. Zum Spazierenreiten für ein paar Kinder ist diese Stute zu schade. Mit ihr könnte ich an der Europameisterschaft teilnehmen. Und auch gewinnen! Mädchen, solche Pferde gibt es nicht wie Sand am Meer. Die lässt man nicht einfach auf einer Koppel stehen. Das ist ein Turnierpferd erster Klasse, eine Fünfgängerin, eine Rennpasserin!“
Das war es also. Sabine schluckte. Wolkenmähne auf dem Turnierplatz! All die Menschen, der Lärm, die Aufregung. Gewinnen müssen. „Dazu ist sie viel zu nervös“, erklärte sie.
„Unsinn“, der Mann machte einen Schritt auf Wolkenmähne zu und streckte die Hand nach ihr aus. Mit einem ängstlichen Schnauben wich die Stute zurück.
„Sie hat vor Fremden Angst. Vor allem vor Männern“, sagte Sabine.
„Zickig ist sie, weiter nichts!“ Noch einmal versuchte der Mann, sich Wolkenmähne zu nähern, aber sie ließ ihn nicht an sich heran.
„Nun hören Sie doch auf!“, rief Sabine. „Sie sehen doch, dass Wolkenmähne Sie
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