Ponyhof Kleines Hufeisen - 03 - Wo ist Florentine
auf den Zirkel. Sie trug den Kopf kurz vor der Senkrechten, ihre kleinen Tritte federten, und als Cornelia ihr das Kommando zum Traben gab, folgte sie dieser Anweisung ohne Zögern.
„He, schau dir das an!“ Stefan stieß Sabine in die Seite. „Ein richtig ausgebildetes Longierpferd!“
„Wer hätte das gedacht!“ Sabines Augen glänzten. „Da hat Cornelia Glück gehabt! Sieh nur, wie Fee den Kopf trägt!“
„Seltsam. Ob sie wohl mit Ausbindern longiert worden ist?“
Ausbinder! Natürlich, das konnte Fees Kopfhaltung erklären. Aber wer longierte ein Shetlandpony mit Ausbindern? Sabine mochte keine Art von Hilfszügeln, die einem Pferd den Kopf nur in eine bestimmte Stellung zwängten.
Fee galoppierte nun; sie nickte mit dem Kopf und stand auf Cornelias Kommando hin ganz ruhig da. „Gut gemacht, Fee“, lobte Cornelia und klopfte der Kleinen den Hals. „Es ist kaum zu glauben, dass ein so gut ausgebildetes Pony auf dem Schlachthof war!“ Sie lehnte sich ein wenig auf Fees Rücken. Die Stute schien das Gewicht nicht im Geringsten zu stören.
„Wetten, dass sie schon geritten wurde!“, rief Stefan und sah Sabine übermütig an.
„Wetten? Kommt gar nicht in Frage! Dabei gewinnst du doch sowieso immer!“ Sabine lachte.
„Nun müssten wir das Ganze einmal mit einem Reiter ausprobieren.“ Cornelia überlegte laut. „Wir drei sind natürlich zu groß und zu schwer für Fee, aber es haben sich ein paar kleinere Kinder für die Anfängerstunden angemeldet. Die hätten für Fee die passende Größe und das richtige Leichtgewicht!“
Fee stampfte mit den Vorderhufen. Dann flehmte sie, wie sie es so oft tat. Sie zog die Oberlippe über die oberen Zähne, sodass es schien, als ob sie lachte. Dann sank sie mit einer graziösen Verbeugung in das Sägemehl der Reithalle. Sie kam wieder hoch und sah Cornelia erwartungsvoll an. Offensichtlich erwartete sie jetzt eine Belohnung.
Und Cornelia fand das ganz in Ordnung. Sie holte ein Stück trockenes Brot hervor und legte es auf die flache Hand.
Vorsichtig, mit weichen Lippen, nahm die kleine Stute das Brot. Nachdem sie auch auf der anderen Hand gearbeitet hatten, war Cornelia sehr zufrieden. Auch Fee schien die Arbeit Spaß zu machen, sie ging freudig und voller Energie mit, ohne auch nur im Geringsten nervös zu sein. Dennoch aber war deutlich, dass sie nicht mehr in der besten Kondition war, sie schwitzte.
„Nun bringen wir sie in den Stall!“ Cornelia gab Stefan die Longe. „Ein schwitzendes Pferd darf niemals im kalten Wind bleiben“, schärfte sie ihm ein, obwohl Stefan das natürlich wusste.
Sabine blickte aus dem Fenster der Reithalle. Es war kalt, und es wurde schon früh dunkel. „Wollen wir trotzdem noch ein Stück rausgehen?“, fragte sie Cornelia.
„Aber klar! Wir brauchen ja nicht so lange zu bleiben. Doch ich möchte Florentine im Gelände reiten. Du kannst Wolkenmähne nehmen und Stefan seinen geliebten Gustav. Sicher will er auch mitkommen!“
Während Stefan Fee versorgte, holten Cornelia und Sabine ihre Pferde.
Wolkenmähne legte die Ohren an, sie schlug nach Florentine aus. „Na, hör mal, sei doch nicht gleich so giftig!“, wies Sabine die Stute zurecht.
„Das ist doch ganz normal!“, verteidigte Cornelia die rotbraune Stute. „Sie versucht nur, die Rangordnung festzulegen. Morgen kommt Florentine zu den anderen auf die Koppel, dann regeln die das unter sich. Bei unserem Ausritt aber heißt es, vorsichtig sein. Reite nicht zu dicht auf.“ „Stimmt!“ Stefan kam gerade dazu. „Mein On-kel hat einmal diesen Fehler gemacht. Das Pferd vor ihm schlug aus und traf ihn so unglücklich am Schienbein, dass er einen komplizierten Bruch hatte!“
Sabine nahm sich vor, besonders vorsichtig zu sein, als sie kurz darauf loszogen.
Vorn ritt Cornelia auf Florentine, dann kam Stefan, und am Schluss ritt Sabine auf Wolkenmähne. Sabine zog ihre Wollmütze über die Ohren, ausnahmsweise hatte Cornelia einmal übersehen, dass sie ohne Helm ritt. Der Atem der Pferde stand wie weiße Wölkchen in der kalten Luft.
Florentine ging flott vorwärts. Sie trabten am Waldrand entlang, dann schlug Cornelia die Strecke zum Moor ein. Hier konnten sie gut galoppieren.
Sabine nahm die Zügel kürzer und stellte sich in die Bügel, um den Rücken der hübschen Islandstute zu entlasten. Leichtfüßig sprang Wolkenmähne an und hielt gut mit Gustav Schritt, obwohl der viel größere Galoppsprünge machte als sie. Der kalte Wind trieb Sabine die
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