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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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marschieren auf der Außenseite munter umher. Reflexartig greife ich nach dem Cuttermesser, das wir jederzeit bei uns führen müssen. Jonathan hat meine Bewegung richtig gedeutet und sagt amüsiert: „Die Fenster lassen sich nicht öffnen. Du wirst sie also verschonen müssen.“
    „Jetzt sind sie schon hier oben!“, klagt Mrs. Dare-Sato. „Man muss noch intensiver gegen diese Viecher vorgehen.“ Sie steht auf, läuft durch den Raum und schlägt mit der Faust gegen die Glasscheibe. Die Greybugs verharren kurz, wie sie es immer tun, wenn sie eine Erschütterung spüren und flitzen dann umso schneller nach oben. Einen Moment später sind sie aus unserem Sichtfeld verschwunden.
    Die Frau des Bürgermeisters atmet hörbar ein und kehrt zu uns zurück.
    „Entschuldige, Emily“, sagt sie und tätschelt mir die Wange. „Aber immer wenn ich diese widerwärtigen Käfer sehe, werde ich daran erinnert, wie isoliert Porterville ist. Völlig allein auf sich gestellt. Mein Mann arbeitet so hart dafür, dass diese Stadt überlebt.“ Mrs. Dare-Sato wischt sich eine Träne aus dem Auge.
    „Aber wenn die Greybugs von Draußen kommen, sind sie dann nicht der Beweis dafür, dass dort Leben möglich ist?“, fragt Jonathan. Ich glaube aus seiner Stimme herauszuhören, dass ihn das Verhalten seiner Großmutter nervt.
    „Pah!“, macht Mrs. Dare-Sato. „ Das nennst du Leben?“
    „Es heißt doch, dass man sie eingehend studiert“, fährt Jonathan ungerührt fort. „Und doch hört man nie irgendein Ergebnis.“
    Seine Großmutter schenkt mir Tee nach. Sie hat sich wieder vollkommen unter Kontrolle. Ihre Hände sind ganz ruhig. „Weil es nur hirnlose Krabbeltiere sind. Angefüllt mit gelben Schleim. Das ist schon alles.“
    „Wäre es in Ordnung, wenn Emily und ich ins Kasino gehen?“, fragt Jonathan.
    Ich bin enttäuscht. An keinem Ort der Stadt trifft man mehr Menschen als im Kasino. Sie verzocken dort ihre kostbaren Mac-Kingsley-Karten. Zum Alleinsein findet man dort keine Möglichkeit. Außerdem bin ich nach dem Kauf der Schokomints fast pleite.
    „Eine wunderbare Idee!“ Mrs. Dare-Sato springt so plötzlich auf, dass sie beinahe den Tisch umgeworfen hätte. „Ich bin sofort wieder da!“
    Als sie den Raum verlassen hat, zwinkert mir Jonathan zu. „Keine Sorge! Wir gehen nicht ins Kasino. Sondern an einen ganz anderen Ort. Er ist streng geheim.“
    Sollte er etwa ein verborgenes Liebesnest für uns geschaffen haben? Ehe ich ihn nach Einzelheiten fragen kann, kehrt seine Großmutter zurück. Sie überreicht ihrem Enkel einen Stapel Mac-Kingsley-Karten. „Damit ihr euch auch richtig amüsieren könnt.“
    Jonathan zählt geschickt die Karten durch und ich kann erkennen, dass sich neben Zehnern und Assen sogar ein Green Goblin unter ihnen befindet. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals Karten von einem solchen Wert in den Händen einer einzelnen Person gesehen zu haben.
    „Danke“, sagt Jonathan nur. Er ist nicht im Geringsten beeindruckt.
    „Einen Moment noch, Emily.“ Mrs. Dare-Sato zupft meinen Hemdkragen zurecht. „Und mach dir keine Gedanken um die Zeit. Die Direktorin deiner Schule ist unterrichtet worden, dass es heute später werden kann.“
    Auf dem Weg zum Fahrstuhl frage ich ihn, ob er ständig solche Summen zugesteckt bekommt.
    „Nein“, erwidert er. „Großmutter wollte vor dir wohl nicht knauserig erscheinen.“
    „Nicht knauserig!“, entfährt es mir. „Mein Großvater hat die Ersparnisse meiner Eltern für mich aufgehoben. Wenn ich mit der Schule fertig bin, sollen mir die Karten einen guten Start ermöglichen. Ihr Wert beträgt noch nicht einmal die Hälfte von dem, was dir deine Oma mal eben zum Verjubeln im Kasino geschenkt hat.“ Ich gerate ein wenig in Rage. Weil ich keinen verwöhnten Bengel zum Freund haben möchte. Und weil mir wieder bewusst wird, wie wenig mein Großvater zum Lebensunterhalt übrig hat.
    Die Aufzugtür öffnet sich. Jonathan schiebt mich sanft in den Lift. „Der Wert der Karten bedeutet mir gar nichts.“ Er will mich in den Arm nehmen und ich lasse es trotz meiner Verstimmung zu. Großvater könnte ein paar Karten gebrauchen. Aber ich bin zu stolz, um Jonathan darum zu bitten.
    Jonathan flüstert in mein Ohr. „Mir war klar, dass Großmutter etwas rausrückt, wo du uns zum ersten Mal besuchst. Ich habe nur nicht mit einer solchen Summe gerechnet.“
    „Was hat es mit dem geheimen Ort auf sich, von dem du gesprochen hast?“, frage ich.
    „Dort können

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