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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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wieder etwas Luft und krächzt: „Lass das!“
    „Warum?“, frage ich. „Wegen der Instanz für Lebensgemeinschaften?“
    Er wedelt hektisch mit der Hand. „Vergiss diese Instanz! Vergiss überhaupt jede beschissene Instanz!“
    So habe ich ihn noch nie reden gehört.
    „Du darfst dich nicht in die Umgebung von Takumi Sato wagen“, fährt er aufgebracht fort. „Dieser Mann ist gefährlich. Er wird es nicht dulden, dass du mit seinem Enkel zusammen bist.“
    Der Greybug hat Gesellschaft bekommen. Drei weitere Exemplare laufen eilig über den abgewetzten Teppich. Aber die sind mir jetzt völlig egal. Ich bin erschüttert über die Reaktion meines Großvaters.
    „Was soll er denn gegen unsere Liebe tun?“
    Großvater sieht sich nach allen Seiten um. So, als wären wir gar nicht allein. Er senkt die Stimme. „Du weißt, was die IFIS ist?“
    Ich nicke. „Die Instanz für Innere Sicherheit. Sie sorgt dafür, dass wir keine Angst vor Kriminellen jeglicher Art haben müssen.“
    Großvater schlägt mit der flachen Hand auf die Lehne des Sessels. „Sie sorgt aber auch dafür, dass jeder, der dem Bürgermeister und seiner Clique nicht passt, auf Nimmerwiedersehen verschwindet.“
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Erst vor einer Woche besuchten uns zwei Frauen der IFIS in der Schule. Sie redeten mit uns ganz freundlich und fragten nach einigen Dingen. Was wir so in der Freizeit treiben und wer mit wem befreundet ist. Ihre weißen Uniformen sahen ziemlich schick aus. Tori, meine beste Freundin, war ganz begeistert und will sich später unbedingt bei der Instanz für Innere Sicherheit bewerben. Da sie weiß, dass dort nur die Besten genommen werden, lernt sie seitdem wie verrückt.
    Tori würde nie jemanden verschwinden lassen.
    Ich weiche unwillkürlich zwei Schritte zurück. Großvater bemerkt es und versucht, seiner Stimme einen versöhnlichen Klang zu geben. „Emily, ich will dich doch nur schützen.“
    „Aber ich liebe Jonathan. Und selbst wenn es wirklich so ist, wie du sagst, wird er nicht zulassen, dass mir etwas Schlimmes geschieht.“
    „Liebe.“ Großvater seufzt. „Glaube mir, ich weiß, was Liebe anrichten kann.“ Er winkt mit seiner Hand. „Komm wieder her zu mir.“
    Ich mache einen Schritt auf ihn zu.
    „Ich möchte dir etwas erzählen“, beginnt er. „Damit du alles besser verstehst. Setz dich bitte.“
    Ich schüttele den Kopf.
    „Auch gut“, fährt er fort. „Was weißt du über meinen früheren Beruf?“
    „Nur, dass du mit Büchern gearbeitet hast.“
    Großvater lässt seinen Blick kurz durch das Zimmer wandern. Die Bücher sind überall. In den Regalen, auf der Fensterbank. Oder einfach zu wackeligen Türmen an den Wänden gestapelt.
    „Ich leitete die Stadtbibliothek. Später machten sie dann ein Bedarfs-Center daraus. In der Nähe deiner Schule. Da, wo du die Schokomints gekauft hast.“
    Ich kenne die Bibliothek unserer Schule. Ein vielleicht dreißig Quadratmeter großer Raum mit Lehrbüchern. Die meisten wurden von Bürgermeister Sato persönlich verfasst. Unfassbar, dass es einmal so viele Bücher gegeben haben soll, um ein riesiges Gebäude damit zu füllen.
    „Der Spruch über dem Eingang?“, frage ich. „Ist der von Sato?“
    Großvater lacht. Aber es klingt gar nicht belustigt, eher traurig. „Das ist ein Zitat des Schriftstellers Robert Louis Stevenson. Der ist schon lange tot. Sato ist kein Schriftsteller, sondern ein Tyrann.“
    Einmal in der Woche kommt ein junger Mann von der Instanz für Gesundheit bei Großvater vorbei. Er bringt dann neue Medikamente. Einmal, als ich zufällig auch anwesend war, nahm er mich beiseite und eröffnete mir, dass mein Großvater im Laufe der Zeit ein wenig verwirrt werden könnte. Das sei eine Folge der Erkrankung. Ich frage mich, ob dieser Zustand soeben eingetreten ist. Das macht mich so traurig, dass ich nur mit Mühe die Tränen zurückhalten kann.
    „Sato lügt“, fährt Großvater fort. „Was über das Draußen verbreitet wird, entspricht nicht der Wahrheit.“
    Er fährt zusammen, als die Türklingel schrillt. Unsere Blicke treffen sich. Großvater hat eindeutig Angst. Warum?
    „Erwartest du Besuch?“, frage ich. Der Mann von der Instanz für Gesundheit kann es nicht sein. Der kommt immer nur montags. Heute ist Freitag.
    „Ich sehe nach“, beschließe ich. Ich habe gerade den Flur erreicht, als die Tür geöffnet wird. Ein kleiner korpulenter Mann in einem grauen Overall steht im Eingang. Ein zweiter,

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