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Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)

Titel: Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber , Anette Strohmeyer , Simon X. Rost , John Beckmann
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handele es sich um Konrad Lorenz.
    Die Zeitung raschelt aufgeregt.
    „Ach“, erwidere ich und schaue nach draußen.
    Kathy sagt noch etwas, was jedoch im Papierknistern untergeht.
    Wenn die Bäume entlang der Straße kahl sind, kann man in die Fenster auf der gegenüberliegenden Seite sehen. In Nummer 37 steht eine junge Frau im Nachthemd an der Spüle und wäscht ab.
    Ein offengelegter Bau im Querschnitt.
    Im Wohnzimmer läuft ein Fernseher. Sieht aus wie diese neue Serie Miami Vice .
    „Paul?“, fragt Kathy jenseits des Titelblatts.
    „Ja?“
    „Ich weiß, dass du in Gedanken wahrscheinlich schon wieder bei deinen Tierchen bist, aber etwas Unterhaltung wäre ganz nett.“
    In den letzten drei Monaten war ich nur sporadisch im Terrarium, um nach dem Rechten zu sehen. Für mehr fehlt leider die Zeit. Die Doktorarbeit ist eine strenge Geliebte.
    „Wer ist das?“, frage ich. „Orson Wells.“
    „Du weißt nicht, wer Orson Wells ist?“ Kathys Kopf lugt über den Rand der Zeitung. Ihr Kopf sieht aus wie ein Vogelnest.
    „Der Schauspieler?“, frage ich und beiße von meinem Marmeladenbrot ab.
    In Nummer 41 geht ein Mann auf und ab. Von einem Fenster zum anderen. Als würde er über etwas nachdenken müssen.
    „Und Regisseur“, ergänzt Kathy. „Citizen Kane und …“ Sie stockt. „Und die ganzen anderen.“
    „Ach so, der …“, entgegne ich, um wenigstens irgendetwas zu entgegnen.
    Ich sehe noch, wie Kathy mit den Augen rollt. Dann verschwindet sie wieder hinter der Tagespresse. Das Papier knistert missbilligend. Metall stößt auf Porzellan. Kathy ist bereits vor einigen Wochen auf Haferflocken und Bananen umgestiegen. Manchmal bröselt sie noch Vollmilchschokolade mit in die Schüssel. Von Toastbrot wird sie einfach nicht mehr satt.
    Die Frau in Nummer 37 hat inzwischen mit dem Abtrocknen begonnen. Sie arbeitet sehr langsam, so als habe sie alle Zeit der Welt. Vielleicht will sie es auch nur besonders gründlich machen.
    „Ich treffe mich später mit Susan“, sagt Kathy. „Wegen des Fernsehers. Sie kennt da jemanden, der ihn reparieren kann.“
    „Gut“, sage ich.
    Das Telefon klingelt.
    „Gehst du ran?“, frage ich und stehe auf. „Ich muss los.“
    Kathy rührt sich nicht.
    „Kathy?“
    „Ist bestimmt wieder so ein Scherzanruf“, sagt sie. „War die ganzen Tage schon.“
    „Wie meinst du das? Scherzanruf?“
    „Irgendwelche Kinder. Rufen hier an, aber melden sich nicht. Die amüsieren sich bestimmt königlich darüber.“
    „Hast du mir gar nicht erzählt“, erwidere ich.
    Sie zuckt mit den Schultern. „Wann denn? Du bist ja immer in der Uni.“
    Das Telefon klingelt noch immer. Ich hebe ab.
    „Higgins?“
    „Meldet sich sowieso niemand“, sagt Kathy noch mal.
    „Hallo?“, frage ich.
    Stille in der Leitung.
    „Das sind irgendwelche Kinder. Leg einfach auf.“
    „Hallo?“, frage ich wieder und glaube, etwas zu hören. „Da … da ist doch jemand.“
    „Paul, leg einfach auf!“ Kathy drückt die Zeitung hinunter und sieht mich streng an. „Sonst hören die nie damit auf!“
    „Ist dort …“ Am andere Ende der Leitung raschelt jetzt ebenfalls Papier. „Ist dort Paul Higgins?“, fragt eine ältere Frauenstimme.
    „Ja. Ja, der bin ich. Paul Higgins.“
    „Mein Name ist Mrs. Starck“, stellt sich die Frauenstimme vor. „Mr. Lundergaard bat mich, Sie zu kontaktieren, um mit Ihnen einen Vorstellungstermin zu vereinbaren.“
    „Oh ja, natürlich“, entgegne ich mit einer Mischung aus Überraschung und Verlegenheit, etwas entgegnen zu müssen. Trotzdem klingt es, als hätte ich ihren Anruf bereits erwartet.
    „Passt es Ihnen um neun Uhr?“
    „Ja, klar“, sage ich und stutze. „An welchem Tag denn?“
    „Morgen“, sagt Mrs. Starck.
    „Okay. Morgen um neun.“
    „Vielleicht möchten Sie sich die Adresse lieber aufschreiben?“
    Ich ziehe Block und Stift heran. Kathy verfolgt jede meiner Bewegung mit einem tiefen Stirnrunzeln.
    Mrs. Starck nennt mir eine Adresse in der Innenstadt. „Wissen Sie, wo das ist?“
    „In Boston.“
    „Richtig. Downtown.“
    Ich notiere die Adresse. „Sagen Sie, wie … wie heißt Ihr Unternehmen eigentlich?“
    „Hat Ihnen Mr. Lundergaard das nicht gesagt?“
    „Ich glaube nicht“, sage ich und bemerke, wie mir die Frage bereits jetzt unangenehm ist. „Vielleicht ist es mir auch entfallen.“
    Papier raschelt. Ich bin mir nicht sicher, auf welcher Seite des Telefonhörers.
    „Fragen Sie beim Pförtner nach Primus Enterprises

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