Porterville - Mystery-Serie: Edition I (Folgen 1-6)
.“
„Das werde ich.“
„Haben Sie noch weitere Fragen, Mr. Higgins?“
Ich verneine.
„Eine Sache wäre da noch“, sagt Mrs. Starck.
„Ja?“
„Bringen Sie bitte Sportkleidung mit.“
„Sportkleidung?“
Kathy steht jetzt dicht neben mir und lauscht am Telefonhörer. Ihr Bauch drückt gegen meine Hüfte.
„Wofür?“, frage ich.
„Die Kosten für die Anreise werden erstattet“, erwidert Mrs. Starck anstelle einer Antwort.
„Das ist gut“, sage ich, „Gut.“
„Seien Sie pünktlich, mein Junge. So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben.“
„Das werde ich.“
Ein Knacken verkündet das Ende des Gesprächs.
Ich lege auf.
Kathy sieht mich an. „Wer war das?“
„Von der Universität“, sage ich. „Beziehungsweise von der …“, ich schaue auf den Zettel, „ Primus Enterprises . Wegen einer … wegen einer Expedition. Eines Jobs.“
Kathy zieht die Augenbrauen hoch.
„Ich weiß auch noch nichts Genaueres“, sage ich.
„Ein bezahlter Job?“
„Ja, wahrscheinlich.“
Sie sieht mich an. Sie blinzelt. Ihre Augen glänzen.
„Davon hast du mir gar nichts erzählt.“
„Wie gesagt, ich weiß noch gar nicht, worum es eigentlich geht. Ich wollte nicht, dass du dir zu viel Hoffnung machst.“
„Das könnten wir gut gebrauchen“, sagt Kathy und knabbert an ihrem Fingernagel. „Das könnten wir wirklich gut gebrauchen.“
Das Glänzen verschwindet genauso schnell, wie es gekommen ist. Auf einmal wirkt Kathy sehr traurig, und ich frage mich, warum. Menschliches Verhalten ist mir oft ein Rätsel. Es fehlen die Duftstoffe.
„Morgen weiß ich bestimmt schon mehr“, sage ich, um sie aufzumuntern.
Kathy nickt nur.
Ich reiße den Zettel vom Block ab und stecke ihn ein. Den Briefstapel daneben versuche ich zu übersehen, wie ich es immer tue. Es hilft nicht, sich verrückt zu machen.
„Tut mir leid, Liebling, aber ich muss jetzt wirklich los.“
Sie breitet ihre Arme aus. Ihr Bademantel rutscht auf. Das T-Shirt darunter wölbt sich wie ein Heliumballon.
„Mach mich stolz!“ Sie umarmt mich, küsst mich auf die Wange. „Mach uns stolz.“
Ihr Bauch drückt gegen meinen Schritt. Es ist unmöglich geworden, sich ihr zu nähern, ohne ihren Bauch zu berühren.
„Ich gebe mein Bestes.“
„Ich weiß“, sagt Kathy und hat wieder diesen seltsamen Ausdruck in den Augen. „Das weiß ich doch. Wir kriegen das schon hin.“
Ich nicke. „Klar. Klar, tun wir das.“
Menschliches Verhalten.
- 3 -
Organisation ist ein entscheidender Faktor für das Wohlergehen eines Termitenstaates. Jede einzelne Termite kennt von Geburt an ihre Bestimmung, ihre Aufgabe – nicht unähnlich den Zellverbänden eines übergeordneten Organismus. Des Staates selbst. Ausgehend von der königlichen Kammer errichten die Arbeiter aus nasser Erde eine mächtige Festung, deren Mauern und Zugänge von Soldaten bewacht werden.
12. Oktober 1985
Als das Taxi nach rechts zum Seitenstreifen hinüberzieht, habe ich die siebzehn Dollar fünfzig bereits abgezählt.
Ich schwitze.
Die Fahrt wurde immer länger, sodass ich weder sicher war, ob mein Geld reichen, noch ob ich rechtzeitig ankommen würde. Der Verkehr in der Innenstadt ist fürchterlich. Zur Rushhour sogar mörderisch. Nur einer von vielen Gründen, warum ich selten nach Boston hineinfahre. Außerdem besitzen wir kein Auto.
Ich bezahle den Fahrer, lasse mir eine Quittung geben und steige aus. Auf der anderen Straßenseite ragt der John Hancock Tower wie ein glänzender Block Eis weit in den Morgenhimmel. Wolken spiegeln sich in der Glasfassade, weiter unten die umstehenden Gebäude. Fast so, als würde der Tower seine Umgebung imitieren. Als würde er trotz seiner absurden Größe versuchen, sich wie ein Chamäleon zu verstecken.
Die Ampel an der Kreuzung springt auf Rot, und ich schlängele mich zwischen den stehenden Autos hindurch zum verglasten Eingang des Hancock Towers.
Die auf Hochglanz polierten Fliesen des Foyers stehen der Fassade in nichts nach. Ich erkundige mich beim Pförtner nach Primus Enterprises . Er schickt mich hinauf in den einundzwanzigsten Stock.
Die Rückwand des Aufzugs ist vollständig verspiegelt. Ich rücke meine Garderobe zurecht. Das Hemd ist etwas zerknittert, die Jeans etwas ausgebeult, dafür sind meine Schuhe frisch geputzt.
Ein helles Bingen ertönt und ich trete hinaus. Das Vorzimmer schließt direkt an den Fahrstuhl an. Ein Schritt und ich stehe bereits drin. In Form und Größe ähnelt es einer
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