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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Mühe, Alex?«
    »Vielleicht hilft es Ihnen nicht dabei, De Paine zu finden«, antwortete ich, »aber es könnte zu dem ursprünglichen Motiv zurückführen.«
    Sie schloss die Augen und massierte die Lider. Schlug sie wieder auf und musterte uns der Reihe nach. »Sonst scheint uns nichts weiterzubringen. Falls Raul sieht, wie Mary ihr Haus verlässt, mache ich einen Versuch. Vielleicht kaufe ich mir eine Uniform von den Pfadfinderinnen und verkaufe Plätzchen.« Sie stand auf und suchte ihre Akten zusammen. »Reiner Selbstbetrug.«
    Milo sagte: »Hey, wenn du dir einen Zopf machst, könntest du es durchziehen.«
    »Meine Haare sind zu kurz dafür, und du bist ein schamloser Lügner«, entgegnete sie. »Wofür ich dir danke.«
    Auf Robins Zettel stand, dass sie Blanche mit in ihr Atelier in Venice genommen hätte und gegen sechs zurück sein würde. Ich rief Tanya an und sagte ihr, ich müsse sie so bald wie möglich sehen.
    »Ich bin bis halb fünf im Labor, und meine Arbeit als Hilfskraft beginnt um sechs.«
    »Dann um halb fünf. Ich komme zum Unigelände.«
    »Ist alles okay, Dr. Delaware?«
    »Kein Notfall, aber ich muss einige Dinge mit Ihnen klären.«
    »Sie machen sich meinetwegen Sorgen«, sagte sie. »Wegen meiner zwanghaften Verhaltensstörung.«
    Zum ersten Mal hatte sie es mit einem Namen versehen.
    »Falls Sie sich darüber Gedanken machen, können wir uns auch darum kümmern«, sagte ich. »Aber ich rede von den Ermittlungen.«
    »Haben Sie jemanden festgenommen?«
    »Noch nicht - reden wir unter vier Augen darüber, Tanya.«
    Eine Feststellung, keine Bitte.
    »Wenn Sie meinen«, sagte sie. »Wo?«
    »Essen Sie vor der Arbeit zu Abend?«
    »Keine Mahlzeit. Manchmal kaufe ich mir einen Snack aus dem Automaten und setze mich nach draußen, wenn das Wetter gut ist.«
    »Das Wetter sieht schön aus. Wie wär's mit dem Springbrunnen?«
    »Klar«, sagte sie. »Der gefallt mir.«
    Ich war seit ein paar Tagen nicht gelaufen und beschloss, die drei Meilen zur Uni zu Fuß zu gehen. Bevor ich aufbrach, rief ich Robin an.
    »Glaubst du, du bist zum Abendessen zurück?«, fragte sie.
    »Das habe ich vor.«
    »Ist es okay, wenn wir uns was bringen lassen?«
    »Sehr okay.«
    »Irgendeine bestimmte Nationalität?«
    »Ich bin Pluralist.«
    »Ich denke an mexikanisch. Das Lokal an der Barrington.«
    »Prima.«
    »Du bist in Gedanken woanders«, sagte sie. »Ich hätte dir frittierte Pappe vorschlagen können.«
    »Ich versuche, um sechs bei der Sache zu sein. Ich habe ein kleines Problem, Baby. Je mehr ich über De Paine erfahre, desto mehr Sorgen mache ich mir über Tanyas Sicherheit. Hättest du etwas dagegen, wenn sie kurzfristig bei uns einzöge? Sie hat sonst wirklich niemanden.«
    »Kein Problem«, sagte sie. »Selbst wenn sie ihr Bett nicht selber macht.«
    »Diese junge Frau macht ihr Bett selber. Wenn wir nicht schnell genug sind, macht sie vielleicht sogar unsere.«
    »Hmm«, brummte sie. »Gibt es sonst noch etwas, was ich über sie wissen sollte?«
    »Im Moment steht sie unter großem Stress, aber sie ist ein gutes Kind.«
    »Bring sie mit.«
    »Du bist ein Schatz.«
    »So sagt man.«
    »Wer ist man?«
    »Meistens sagst du es. Aber dann und wann soll ich auch die Bewunderung anderer erregt haben.
    Damals in der High-school habe ich es fast geschafft, zu den beliebten Mädchen zu gehören.«
    Als ich darüber nachdachte, wie Blaise De Paine es vermieden hatte, polizeiliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, musste ich auch an Mario Fortuno denken. Er hatte gesagt, seine Exfrau würde mich bald anrufen, aber das hatte sie nicht getan. Hatte Fortuno überhaupt vorgehabt, seinen Worten Taten folgen zu lassen? Oder war die Verhandlung in seinem Hotelzimmer nur eine jämmerliche Ablenkung von den Freuden der Schutzhaft gewesen?
    Nicht mein Problem. Santa Barbara war eine schöne Stadt, aber ich hatte in L. A. mehr als genug zu tun.
    Ich kam fünf Minuten zu früh an dem Springbrunnen an, aber Tanya war schon da. Kyle ebenfalls.
    Sie saßen so eng nebeneinander, dass ihre Oberschenkel sich berührten, sein Arm über ihrer Schulter, ihre Hand auf seinem Knie. Ihre Büchertaschen lagen auf dem Boden, und sie unterhielten sich ernsthaft. Tanya hörte Kyle zu, lächelte, legte den Kopf zurück. Er berührte ihr Kinn, ihre Wange, spielte mit ihren Haaren. Sie rieben die Nasen aneinander. Küssten sich leicht. Sahen sich tief in die Augen. Küssten sich leidenschaftlich gute dreißig Sekunden lang.
    Ich blieb stehen,

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