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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Knie. »Das haben wir doch schon besprochen. Ich muss arbeiten.«
    »Ich sehe nicht ein, warum du nicht vorübergehend Urlaub nehmen -«
    »Kyle -«
    »Schon gut, schon gut. Sei nur vorsichtig.«
    »Das bin ich immer.«
    Er fuhr mit seinen Fingern an ihrem Haaransatz entlang. »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht bevormunden.« Sie tätschelte ihm den Oberschenkel. Er seufzte.
    »Erinnern Sie sich, wie De Paine und Fisk aussehen?«, fragte ich.
    Sie griff in ihre Büchertasche und zog eine dünne Hochglanzzeitschrift heraus. Der National Insider.
    Schreiende Farben, anzügliche Schlagzeilen, als Attraktion der Titelseite die Großaufnahme vom Hintern eines Starlets, der für zehn Millionen Dollar versichert worden war. Oberhalb der hochgeschätzten Hügel schaute die Schauspielerin über ihre Schulter und warf dem Fotoapparat einladende Blicke zu.
    Eine gelbe Haftnotiz markierte eine Seite im hinteren Teil. Tanya blätterte.
    Gruppenaufnahmen, die in verschiedenen Nachtlokalen in L. A. und New York gemacht worden waren, begleitet von sarkastischen Bildunterschriften.
    Tanya deutete mit dem Finger auf ein Foto in der unteren linken Ecke. Mitternachtsparty im Roxbury. Ziel der Papa-razzi waren ein abgehalfterter Rockschlagzeuger und die vollbusige Schlampe, mit der er sechs Kinder gezeugt hatte; die Nebendarsteller ein koksäugiger Modedesigner und ein NASCAR-Fahrer, der es besser hätte wissen müssen.
    Hinter diesem Quartett, direkt rechts neben den rostfarbenen Dreadlocks des Modedesigners, war ein schmales, knabenhaftes Gesicht. Mit Lidschatten und Mascara.
    Schwarze Haare mit blonden Spitzen, koboldhaftes Grinsen, Backenhörnchenzähne. Andeutung einer scharlachroten Hemdbluse mit goldenem Kragen.
    Angespannte Halsmuskeln, weil Pete Whitbread alias Blaise De Paine sich reckte, um aufs Bild zu kommen. Damit hatte er Erfolg gehabt, aber er hatte es nicht in die Bildunterschrift geschafft.
    »War das in dem Stapel, den Sie aus dem Krankenhaus mitgenommen haben?«, fragte ich.
    Tanya nickte. »Mommy muss es gesehen haben.« Sie zeigte auf einen weißen, diagonal verlaufenden Knick, fettige Reste von Fingerabdrücken. »Ich beschloss, sie wegzuwerfen, und trug gerade einen Haufen zum Müll, als ich auf der Hintertreppe zusammenbrach und anfing zu weinen. Und auf einmal ging ich sie durch. Da diese Seite umgeknickt war, fiel sie mir ins Auge.«
    Ich sah mir das Foto erneut an.
    Sie sagte: »Ihn so zu sehen - zu wissen, was für ein schrecklicher Mensch er war, und hier stand er und feierte mit berühmten Leuten. Das war es, was sie veranlasste, es mir zu sagen. Ich bin überzeugt, dass sie versuchte, mich zu beschützen.«
    »Das war vielleicht der entscheidende Punkt«, sagte ich, »aber De Paine beschäftigte sie bereits.« Ich berichtete ihr von Moses Grants Besuch in der Notaufnahme.
    »Glauben Sie, er hat sie bedroht?«, fragte Tanya.
    »Auf unterschwellige oder andere Weise. Vielleicht in Zusammenhang mit Ihnen.«
    Ihr traten Tränen in die Augen. »Sie muss sich solche Sorgen gemacht haben. Und dann wurde sie krank und konnte nichts dagegen tun. Und dann sah sie das hier. Arme Mommy.«
    Sie weinte. Kyle hielt sie im Arm.
    Als die Tränen versiegten, sagte er: »Meine Frage wäre, warum ist sie nicht einfach damit rausgerückt und hat dich vor De Paine gewarnt?«
    »Vielleicht hatte sie das vor, und dann…«
    Sie weinte wieder. »Sie hat getan, was sie konnte, um mich zu beschützen, Kyle.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Ich glaube, es hat ihr nicht gereicht, Sie zu warnen, Tanya«, sagte ich. »Falls De Paine Sie bedroht hat, wollte sie, dass er geschnappt wurde, und hat Sie zu Leuten geschickt, die das erreichen konnten.«
    »Falls das ihre Absicht war«, sagte Kyle, »war es brillant.« Tanya erwiderte nichts.
    »Vollkommen brillant«, sagte er, nahm ihre Hand und verflocht seine Finger mit ihren. Sie rührte sich nicht.
    Kyle sagte: »Dich zu beschützen gab ihrem Leben einen Sinn, Schatz. Und sie hatte Erfolg. Du hast eine ganze Armee hinter dir.«
    Und du wärst gern der General.

35
    Robin fütterte Blanche mit arroz con pollo. »Dabei hatte ich mich ganz darauf eingestellt, ein Mitglied meiner eigenen Gattung zu hegen und zu pflegen. Ich hatte gerade das Gästezimmer bezugsbereit gemacht.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Die beiden haben ihren eigenen Plan ausgeheckt.«
    »Kann man dem Jungen trauen?«
    »Er ist anscheinend wahnsinnig verliebt in sie.«
    »Anscheinend?«
    »Er liebt sie.«
    »Komisch«,

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