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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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erkennen, dass es Pete und sein Freund waren, und was sie in den Wagen schafften, waren Müllsäcke. Jede Menge Müllsäcke. Als sie Dad sahen, sprangen sie in den Lieferwagen und knallten die Türen zu. Sie fuhren nicht weg, sondern saßen einfach nur da. Dad ging weiter, lief noch mal um den ganzen Block und blieb an der Ecke stehen. Der Lieferwagen stand immer noch da, aber eine Sekunde später brauste er mit Vollgas los.«
    »Hat der Hund irgendwie reagiert?«, fragte ich.
    »Meinen Sie, ob er irgendwas gerochen hat? ehester war kein Bluthund. Er war ein vierzehn Jahre alter, fast blinder, tauber, seniler Chow-Chow-Mischling. Dad konnte ihn mit Mühe noch zu einem Spaziergang um den Block überreden. Jedenfalls kam Dad nach Hause, erzählte Mom von dem Lieferwagen, und dann kamen die beiden zu der Ansicht, dass etwas Schreckliches passiert war und sie der Polizei keine Ruhe lassen dürften. Offen gestanden dachten Galen und ich, sie würden überreagieren. Aber als ein paar Wochen später Petes Freund als Leiche auftauchte, fingen wir an, ihnen zu glauben. Leider habt ihr das nicht getan.«
    »Gehen wir ein kleines Stück zurück, Dr. Stark«, sagte Petra. »Wer war Petes Freund, und wie ist er gestorben?«
    »Ein älterer Typ, dreißig oder so. Hochgewachsen, dünn, lange Haare, wilder Bart, eine Art Penner. Er fuhr ein Motorrad, aber keine tolle Maschine. Eine Honda, nicht besonders groß. Ich hatte nach meinem Examen eine 350er, und die hier war eindeutig kleiner. Hat einen üblen Krach gemacht. Er holte Pete damit ab, und dann brausten sie los. Meine Eltern meinten, er hieße Roger, aber ich kann Ihnen nicht sagen, woher sie das hatten, und einen Nachnamen haben sie nie erwähnt. Eher in der Art ›der Penner Roger‹. Oder: ›Hier ist Roger wieder auf seiner blöden Klapperkiste.* Ihre Theorie lautete, dass er und Pete in der Nachbarschaft Drogen verkauften und die Einbrüche ebenfalls auf ihr Konto gingen. Es würde mich nicht überraschen, Roger sah wie ein Junkie aus. Abgemagert, halb weggetreten, unsicherer Gang.«
    Stark fuhr sich mit den Fingern über seinen Bürstenschnitt. »Ich weiß, es klingt so, als hätte sich die Sache für Mom und Dad zu einer fixen Idee entwickelt, aber das war nicht so. Ich gebe gern zu, dass sie beide Krimi-Fans sind, und sie machen gerne Puzzlespiele, aber sie sind auch scharfsinnig und geistig vollkommen gesund. Meine Mutter war zwanzig Jahre Lehrerin in der Innenstadt, also ist sie nicht naiv. Und abgesehen von seinem Beruf als Schulpsychologe war mein Vater Militärpolizist in Vietnam und hat als Reserveoffizier in Bakersfield gedient, bevor wir nach L. A. gezogen sind. Das machte es besonders ärgerlich, als ihm die Polizei hier keine Beachtung schenkte.«
    »Was genau hat er denn gemeldet?«, fragte Milo.
    »Das müssten Sie ihn selbst fragen, aber meiner Erinnerung nach meldete er sowohl das Verschwinden der Mädchen als auch, dass der Wagen eine Woche später weggefahren wurde, und außerdem den Lieferwagen und die Müllsäcke.«
    »Nicht die Geschichte, dass Pete in der Nähe der Mädchen masturbiert hat?«
    Stark wurde rot. »Nein, davon habe ich außer meinem Bruder niemandem was erzählt. Wollen Sie damit sagen, das hätte etwas geändert? Da muss ich Sie enttäuschen. Die Polizei zeigte keinerlei Interesse.«
    »Was hat die Polizei zu Ihrem Vater gesagt?«, fragte Petra.
    »Dass Rogers Tod auf eine Überdosis zurückginge, Fall abgeschlossen.«
    »Erzählen Sie uns etwas über den Tod, Dr. Stark.«
    »Soweit ich weiß, wurde die Leiche in der Gosse gefunden, direkt an der Fourth, nicht weit von Mrs. Whitbreads Haus entfernt. Das passierte mitten in der Nacht, und als ich wach wurde, war auf der Straße nichts mehr zu sehen.«
    »Wie haben Sie davon erfahren?«
    »Mein Vater hörte es von einem Nachbarn, der nicht wuss te, wessen Leiche es war. Dad rief bei der Polizei an, um genauere Informationen zu erhalten, und die wollten natürlich keine Einzelheiten preisgeben. Schließlich bekam er heraus, dass es sich um Roger handelte. Das hat ihn noch einmal zu dem Versuch veranlasst, neues Interesse am Fall der Mädchen zu wecken. Aber der Beamte, mit dem er sprach, beharrte weiter darauf, dass es keine Beweise für ein Verbrechen gäbe, dass die Mädchen erwachsen seien, keine Vermisstenanzeige vorläge, und Rogers Tod ginge auf einen Unfall zurück.«
    Petra verbarg ihre gerunzelte Stirn hinter einer Hand, während sie sich mit der anderen Notizen machte. »Hat

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