Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Mobiliar entsprach seinem Status.
    Er war mittelgroß, hatte schmale Schultern und trug ein blaues, kleinkariertes Button-down-Hemd, eine kastanienbraune Krawatte und eine gebügelte Khakihose. Unter einem hellbraunen Bürstenhaarschnitt ein rundes, rosafarbenes Gesicht. Ein flaumiger Spitzbart wirkte wie angeklebt.
    Unter den feinen Haarbüscheln schien sein kleiner Mund permanent zu schmollen. Der Ausdruck von Missbilligung, der sich dadurch einstellte, würde bei seinen Patienten nicht gut ankommen. Als ich anfing, hatte ich versucht, die ständige Frage: Doktor, wie alt sind Sie eigentlich? durch Gesichtsbehaarung abzuwehren. Ich hatte einen starken Bartwuchs, und manchmal hatte es funktioniert. Stark würde auf eine andere Quelle zurückgreifen müssen, um gewichtig zu erscheinen.
    Petra, Milo und ich drängten uns vor seinem Schreibtisch.
    »Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen, Doktor«, sagte sie.
    »Byron reicht«, erwiderte Stark.
    Jungenhafte Stimme. Mach Gebrauch von dem Titel, Kleiner. Nutze jedes bisschen Placebo.
    »Ich habe nicht mit einem Symposion gerechnet, Detective Connor.«
    »Es ist ein wichtiger Fall«, sagte Petra. »Wir haben unseren psychologischen Berater dabei.« Sie stellte mich vor.
    »Was machen Sie für sie, ein Verbrecherprofil?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Formales Profiling ist ziemlich nutzlos, wenn es darum geht, Verbrechen aufzuklären. Ich schalte mich von Fall zu Fall ein.«
    »Ich habe mich für ein gerichtsmedizinisches Forschungsstipendium interessiert, bis ich mich über Profiling schlau machte und feststellte, dass es im Wesentlichen wertlos ist. Das beschränkte Stichprobenverfahren etwa.«
    Eine Weile tauschten wir uns im Fachjargon aus. Stark entspannte sich. Als er das Gespräch unterbrach, um einen Anruf entgegenzunehmen - es ging um die Rechnungsstellung für die Behandlung eines stationären Patienten -, gab Petra mir durch einen Stups zu verstehen, ich solle weitermachen.
    »Tut mir leid«, sagte er, als er auflegte. »Ich lerne immer noch die Grundlagen.«
    »Wir wissen es zu schätzen, dass Sie mit uns über Peterson Whitbread reden wollen«, erklärte ich.
    »Es ist komisch, Sie das sagen zu hören. Ich dachte, dieser Tag würde nie kommen.«
    »Wieso das?«
    »Direkt nachdem die Mädchen verschwunden waren, rief mein Vater die Polizei an. Sie hat überhaupt nicht reagiert.«
    »Die Mädchen…«
    Starks Mund zog sich zu einer rosafarbenen Knospe zusammen. »Sie sind nicht deswegen hier.«
    »Wir sind hier, um Ihnen zuzuhören«, sagte Milo.
    Stark lachte. »Ich habe diesem Gespräch zugestimmt, weil ich dachte, dass jemand sich endlich dieser Sache annimmt, wie bei einem dieser kalten Fälle im Fernsehen.« An Petra gewandt: »Das war eindeutig der Eindruck, den Sie mir vermittelt haben, Detective Connor.«
    »Was ich Ihnen gesagt habe, war die Wahrheit, Dr. Stark. Wir sehen uns Peterson Whitbreads Vorgeschichte an. Im Moment konzentrieren wir uns auf mehrere Verbrechen, die er vermutlich in letzter Zeit begangen hat, aber wir sind natürlich an allem interessiert, was er vielleicht in der Vergangenheit getan hat. Falls Sie irgendwas über ein Verbrechen wissen, müssen Sie uns darüber informieren.«
    »Unglaublich«, sagte Stark. »Also wird er einer neuen Sache verdächtigt. Das ist keine große Offenbarung, sogar für mich war zu erkennen, was mit ihm los war.«
    »Sogar?«
    »Ich war noch auf der Highschool.«
    »Sie sind im gleichen Alter wie Pete«, sagte ich.
    »Das bin ich, aber wir hatten nichts miteinander zu tun. Meine Eltern waren Lehrer, die Kredite aufnahmen, damit mein Bruder und ich auf die Burton Academy und nach Harvard-Westlake gehen konnten. Meine gesamte Freizeit habe ich mit Lernen verbracht. Pete schien immer auf der Straße zu sein. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er überhaupt auf der Highschool war.«
    »Was war Ihrer Ansicht nach mit ihm los?«
    »Eine asoziale Persönlichkeit«, sagte Stark. »Er lungerte zu jeder Tageszeit draußen herum, ohne erkennbare Absicht. Er lächelte viel, aber es lag keine Wärme darin. Er war unbekümmert bis zur Leichtsinnigkeit - rauchte in der Öffentlichkeit Stoff, spazierte einfach mit einem dicken Joint in der Hand vor unserem Fenster vorbei und versuchte nicht mal, ihn zu verstecken. Ein anderes Mal lief er mit einer Flasche Jack Daniel's in der Gesäßtasche herum.«
    »Nicht viel elterliche Aufsicht.«
    »Davon habe ich nie etwas bemerkt. Meine Mutter hat gesagt, seine

Weitere Kostenlose Bücher