Post Mortem
Pete danach noch irgendwelche anderen Schwierigkeiten verursacht?«
»Nicht dass ich wüsste. Aber im Dezember hatte ich eine Freundin und war an nichts mehr interessiert, was zu Hause vor sich ging. Dann bin ich als Freiwilliger mit der Operation Smile nach China gegangen und anschließend nach Cornell. Ich bin jetzt zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder hier.«
»Haben Sie Pete in letzter Zeit gesehen?«
»Nein. Was hat er angestellt?«
Sie stand auf. »Wenn wir Ihnen das sagen können, werden wir es tun, Dr. Stark. Vielen Dank für Ihre Zeit.« Sie ließ ein Lächeln aufblitzen. »Vielleicht können Sie Ihre Eltern anrufen und Ihnen sagen, dass wir Pete im Visier haben.«
»Das reicht vielleicht nicht. Sie sind ziemlich eigensinnig.«
»Sie sind trotz ihres Verdachts nicht weggezogen«, sagte ich.
»Keine Chance«, erwiderte Stark. »Sie wohnten endlich in ihrem eigenen Haus.«
»Das ist schwer zu toppen«, sagte Milo.
»Ganz recht, Detective. Alles dreht sich ums Eigenkapital.«
36
Byron Starks exakte Zeit und Ortskoordinaten machten die Suche einfach.
In dem Archiv des Coroners an der Mission Road wurde eine Akte zum Todesfall Roger »Kimo«
Bandini ausgegraben, und das Fax lag um sechzehn Uhr auf Petras Schreibtisch.
Weiß, neunundzwanzig, ein Meter achtundachtzig, achtundsechzig Kilo. Eine Vielzahl von alten Injektionsnarben, frischen Einstichwunden und eine Blutanalyse, die eine großzügige Menge Speed und eine monumentale Dosis Diazepam auswies, hatten sämtlich auf eine Überdosis hingewiesen, was eine Autopsie überflüssig machte. Es fehlten alle Unterlagen darüber, wo Bandini beerdigt worden war oder ob überhaupt jemand die Herausgabe seines Leichnams beantragt hatte.
Um halb sechs hatte Petra einen Detective der Wilshire Division dazu gebracht, die entsprechende Polizeiakte beizubringen, eine schmale Angelegenheit, die hauptsächlich aus Fotokopien dessen bestand, was der Coroner herausgefunden hatte. Sergeant J. Rahab, der Koordinator am Schauplatz des Leichenfundes, hatte notiert, dass ein anonymer Anruf um 3:15 das Erscheinen der Polizei in der Fourth Street veranlasst hatte.
In Rahabs umständliche Prosa eingebettet war die Erwähnung, dass »Einbrecherwerkzeug« unter Bandinis Leiche entdeckt worden war.
Eine Suche in bundesweiten Datenbanken ergab ein langes Vorstrafenregister und mehrere kurze Gefängnisstrafen für Pete Whitbreads Freund, die sich von Kalifornien bis Utah erstreckten: drei Einbruchdiebstähle, einmal Trunkenheit am Steuer, zwei Verhaftungen wegen Marihuanabesitzes, zwei wegen Methamphetaminen, eine aufgrund von Verfahrensfehlern im Jahr vor seinem Tod abgewiesene Anklage wegen Amphetaminbesitzes mit Verkaufsabsicht.
Weder Peterson Whitbread noch Blaise De Paine tauchten auf Bandinis Kumpelliste auf, im Gegensatz zu Leland Armbruster und Lester Jordan.
»Sie gehörten alle zur Drogenszene in Hollywood«, sagte Petra. »Aber es gab keine Querverweise zu Armbrusters Mordakte, und deshalb ist es Isaac nicht aufgefallen. Jungs, wir leben immer noch hinterm Mond.«
»Der kleine Petey hat keinen Respekt vor älteren Herrschaften«, sagte Milo. »Sie lassen ihn mitspielen und landen im Leichenschauhaus.«
Ich las den Bericht des Coroners ein zweites Mal. Mir verschlug es den Atem, und meine Brust zog sich zusammen. Langsam ließ ich die Luft entweichen.
»Haben wir etwas übersehen?«, fragte Milo.
»Man hat den anonymen Anruf nicht zurückverfolgt. Dass jemand zufällig um diese Tageszeit über eine Leiche stolpert, ist unwahrscheinlich. Wärst du nicht neugierig geworden?«
»Ich hätte nachgeforscht«, sagte Petra.
»Bandini war ein krimineller Speed-Drücker«, sagte Milo, »und niemand hat sich darum geschert, wer ihn entdeckte. Warum interessiert es dich?«
»Gib mir eine Minute«, sagte ich. »Wenn ein Passant unwahrscheinlich ist, wäre die logische Annahme ein Nachbar. Bandinis Leiche wurde ein Haus von Pattys Adresse entfernt gefunden.
Patty wollte sicher nicht, dass Tanya aufwachte und so etwas sah.«
Petra sagte: »Und Patty würde wissen, dass eine Leiche auf der Straße lag, weil…«
»›Hab ihn umgebracht. Ganz nahe‹«, sagte ich.
Milo und Petra sahen sich an.
»Die schreckliche Sache«, sagte er.
»Bandini den goldenen Schuss zu setzen würde die Bedingungen erfüllen«, sagte ich. »Denkt mal drüber nach: In seinen Adern floss jede Menge Speed und Valium. Amphetamin hatte er sich schon seit Jahren gespritzt, aber in seiner Akte
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