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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dem Steuer und nahm Einträge in einem Scheckheft vor. Als ich mich dem Wagen näherte, steckte sie es weg.
    »Ms. Bigelow?« Eine Hand schoss durch das geöffnete Fahrerfenster. Kräftig, mit gerade geschnittenen Fingernägeln. »Patty. Ich bin zu früh und wollte Sie nicht stören.«
    »Sie stören mich nicht, kommen Sie rein.«
    Sie stieg aus und hielt mir eine schwarze Aktentasche hin. »Tanyas Krankenblatt. Haben Sie einen Fotokopierer?«
    »Habe ich, aber reden wir doch zuerst.«
    »Wie Sie wollen.« Sie ging unmittelbar vor mir die Stufen hoch. Ich schätzte sie auf um die vierzig.
    Sie war klein und hatte dunkle Augen in einem runden Gesicht, trug einen dunkelblauen Rollkragenpullover über einer Stretch-Jeans und makellosen weißen Tennisschuhen. Ihre Kleidung unternahm nicht den Versuch, ihrem breiten, massigen Körper eine Stromlinienform zu verleihen.
    Braune Haare mit grauen Strähnen waren zu einer Antifrisur geschnitten, die etwa so frivol war wie ein Schraubenschlüssel. Kein Make-up, aber eine gute Haut, gesunder Teint mit schwachem Glühen darunter und ohne Altersfältchen. Sie roch nach Shampoo.
    Als wir an der Treppe zur vorderen Veranda ankamen, sagte sie: »Wirklich schön hier draußen.«
    »Das ist es.«
    Keine weitere Unterhaltung, während wir in Richtung Büro weitergingen. Auf halbem Weg dorthin blieb sie stehen, um mit einer Fingerspitze ein Bild gerade zu rücken. Sie hatte sich einen halben Schritt zurückfallen lassen, als wolle sie nicht dabei ertappt werden. Als ich es trotzdem bemerkte, grinste sie. »Entschuldigung.«
    »Hey«, sagte ich. »Ich nehme alle Hilfe in Anspruch, die ich kriegen kann.«
    »Seien Sie vorsichtig mit ihren Wünschen, Dr. Delaware.«
    Sie überflog meine Diplome und ließ sich auf der Kante eines Sessels nieder. »Ich sehe noch zwei, die schief hängen.«
    »Erdbebenland«, sagte ich. »Der Boden ist dauernd in Bewegung.«
    »Damit haben Sie allerdings recht, wir leben in einem Marmeladenglas. Haben Sie es schon mal mit Museumswachs probiert? Ein kleiner Tupfer auf die Mitte des Rahmens, und falls Sie es von der Wand abhängen müssen, können Sie es abziehen, ohne einen Fleck zu hinterlassen.«
    »Vielen Dank für den Tipp.«
    Sie stellte die Aktentasche so hin, dass ihre Vorderseite genau mit einem Sesselbein abschloss, sagte:
    »Darf ich?«, und stand auf, bevor ich antworten konnte. Als die Drucke gerade hingen, kehrte sie zu ihrem Sessel zurück und faltete die Hände im Schoß. Eine pfirsichfarbene Rötung prägte den oberen Rand ihrer Wangen. Hohe Wangenknochen bildeten die einzigen Markierungen in dem breiten, glatten Gesicht. »Ich bitte nochmals um Entschuldigung, aber das macht mich wirklich wahnsinnig. Soll ich über Tanya reden oder über mich?«
    »Wie wäre es mit beiden?«
    »Haben Sie eine Präferenz, was die Reihenfolge angeht?«
    »Erzählen Sie es, wie Sie wollen«, sagte ich.
    »Okay. Dann erzähle ich Ihnen jetzt in einer Kurzversion meine Geschichte, damit Sie Tanya verstehen können. Meine Schwester und ich wuchsen auf einer Ranch außerhalb von Galisteo, New Mexico, auf. Unsere Eltern waren beide Säufer. Meine Mutter war die Köchin der Ranch, sie war gut in der Küche, aber irgendwelche Mutterpflichten waren ihr völlig schnuppe. Mein Vater war Vormann, und wenn er sich hatte volllaufen lassen, kam er in unser Schlafzimmer und stellte hässliche Sachen mit mir und meiner Schwester an -ich muss da nicht in die Details gehen, oder?«
    »Nur wenn Sie wollen.«
    »Das will ich nicht. Es hatte unterschiedliche Auswirkungen auf meine Schwester und mich. Sie wurde ein wildes Mädchen und war hinter Männern her, trank und nahm jede Droge, die sie in die Finger bekam. Sie ist mittlerweile tot, ein Unfall mit einem Motorrad.« Ein kurzer tiefer Atemzug. »Ich wurde ein Tugendlamm. Wir beide standen uns nicht sehr nahe. Wie sich herausstellte, habe ich kein Interesse an Männern. Nicht das geringste. An Frauen auch nicht, falls Sie die Neugier packt.«
    »Die lässt mich nie los, aber das war mir nicht in den Sinn gekommen.«
    »Nein?«, fragte sie. »Manche Leute denken, ich sei ziemlich maskulin.« Ich sagte nichts.
    »Außerdem, gemessen daran, dass Richard - Dr. Silverman - derjenige war, der mich an Sie verwiesen hat, und dass Leute gern voreilige Schlüsse ziehen, hätte es mich nicht gewundert, wenn Sie mich für lesbisch hielten.«
    »Ich bemühe mich sehr, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.«
    »Es würde mir nichts ausmachen,

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