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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Bedard«, sagte sie. »Der Einzige, der dort wohnte, war der Großvater - Colonel Bedard. Die Familie kam dann und wann zu Besuch, aber sie wohnten weit weg. Sie wollten Mommy da haben, damit sie sich nachts um ihn kümmern konnte, wenn die Tagesschwester nach Hause gegangen war.«
    »Ein alter Mann«, sagte ich.
    »Uralt. Er war ganz gebeugt und extrem dünn. Seine Augen waren von einem Schleier überzogen - ursprünglich vermutlich blau, aber inzwischen waren sie milchig grau. Kein Haar mehr auf dem Kopf. In dem Haus gab es eine riesige Bibliothek, und da saß er den ganzen Tag. Ich erinnere mich, dass er nach Papier gerochen hat. Nicht schlimm, nur ein bisschen abgestanden, so wie alte Leute eben riechen.«
    »War er nett zu Ihnen?«
    »Er hat wirklich nicht viel gesagt oder getan, nur mit einer Decke über dem Schoß in dieser Bibliothek gesessen und gelesen. Sein Gesicht war irgendwie steif - er muss einen Schlaganfall gehabt haben -, so dass nicht viel passiert ist, wenn er versuchte zu lächeln. Ich hatte zuerst Angst vor ihm, aber dann hat Mommy mir erzählt, er wäre nett.«
    »Ist sie dorthin gezogen, um mehr Geld zu verdienen?«
    »Das vermute ich. Wie schon gesagt, Dr. Delaware, finanzielle Sicherheit war wichtig für sie. Selbst in ihrer Freizeit.«
    »In der sie Bücher über Finanzen gelesen hat.«
    »Wollen Sie mal sehen?« Ein Schlafzimmer am Ende des Flurs war in ein nüchternes Büro umgebaut worden. Bücherregale und ein Schreibtisch von Ikea, ein schwarzer Drehstuhl, weiße Aktenschränke, ein Desktop-Computer und ein Drucker.
    »Ich habe ihre Akten durchgesehen, darin geht es nur um Geld.« Sie zeigte auf Regale, die mit alten Heften von Forbes, Barron's und Money vollgestellt waren. Eine Sammlung von Investment-Handbüchern, die von vernünftigen Strategien bis zu den gewagtesten Optionsmanövern reichten. Im untersten Regal lag ein Stapel dünner Glanzpapierzeitschriften. Das oberste Heft hatte eine Nahaufnahme des Gesichts einer Schauspielerin auf dem Cover, die ihren Mann an eine andere Schauspielerin verloren hatte.
    Die Augen blickten gequält. Frisur und Make-up waren perfekt.
    »Die Klatschmagazine«, sagte Tanya. »Im Krankenhaus hat man sie mit ihren persönlichen Dingen in eine Schachtel getan. Die Sachen wiederzubekommen war das reinste Theater. Ich hatte irgendein Formular nicht ausgefüllt. Ich konnte die Schachtel sehen, sie stand direkt hinter dem Schalter, aber die Frau, die dafür zuständig war, benahm sich wie eine echte Ziege, meinte, ich müsste irgendwo anders hingehen, um die Formulare zu bekommen, und sie hätten schon zu. Als ich anfing zu weinen, ging sie ans Telefon und führte ein Privatgespräch, schwatzte drauflos, als wäre ich gar nicht mehr da. Ich habe Dr. Silverman angepiepst, und er ist einfach hinter den Schalter gegangen und hat die Schachtel geholt. Unten drin waren Mommys Armband und ihre Lesebrille und die Sachen, die sie anhatte, als sie eingeliefert wurde, und das hier.« Sie zog eine Schreibtischschublade auf und hielt ein kaputtes Plastikband hoch. »Sollen wir zurückgehen und unseren Kaffee austrinken?« Zwei Schlucke später sagte ich: »Also hatte sie zwei Jobs, als Sie in der Hudson wohnten?«
    »Ja, aber es machte nicht viel Mühe, sich um den Colonel zu kümmern. Er ging um sechs ins Bett, und wir waren ohnehin früh auf, damit Mommy mich in die Schule bringen konnte, bevor sie im Cedars sein musste.«
    »Wie hat sie von der Stelle erfahren?«
    »Keine Ahnung - vielleicht an einem schwarzen Brett im Krankenhaus? Sie hat mit mir nie über solche Einzelheiten gesprochen, nur eines Tages angekündigt, dass wir in ein schönes großes Haus in einer erstklassigen Wohngegend ziehen.«
    »Was hielten Sie davon?«
    »Ich war daran gewöhnt umzuziehen. Aus meiner Zeit mit Lydia. Und es war nicht so, als hätte ich eine Menge Freunde in der Cherokee gehabt.«
    »Hollywood konnte damals eine gefährliche Gegend sein.«
    »Das hat sich nicht auf uns ausgewirkt.«
    »Außer wenn Betrunkene an die Tür geklopft haben.«
    »Das ist nicht oft passiert. Mommy hat sich darum gekümmert.«
    »Wie?«
    »Sie hat ihnen durch die Tür zugebrüllt, dass sie verschwinden sollen, und wenn das nicht funktionierte, hat sie gedroht, die Cops zu rufen. Ich erinnere mich nicht daran, dass sie tatsächlich die Cops gerufen hat, also muss das funktioniert haben.«
    »Hatten Sie Angst?«
    »Wollen Sie sagen, das könnte es gewesen sein? Ein Betrunkener wurde gefährlich, und

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