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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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lade dich zum Mittagessen ein.«
    »Wir gehen irgendwohin, wo's teuer ist.«
    Als ich vom Hollywood Boulevard in die Cherokee abbog, kniff er die Augen zusammen und laserte den Block. Als ich vor dem backsteinfarbenen Gebäude anhielt, sagte er: »Eindeutig ein Dreckloch. Hast du eine Ahnung, in welchem Apartment sie gewohnt hat?«
    »In einem der beiden nach vorne raus.«
    »Würde ich nicht nehmen wollen, unter Sicherheitsaspekten… okay, fallen wir jemandem auf den Wecker.«
    In beiden Erdgeschosswohnungen erfolgte keine Reaktion auf sein Klopfen. Während er die Glastür zum Haupteingang aufstieß, sagte ich: »Als ich hier vorbeigeschaut hab, kam ein älterer Typ heraus und benahm sich, als wäre dies sein Revier. Vielleicht wohnt er schon eine Weile im Haus.«
    »Wie benahm er sich?«
    »Er starrte mich finster an und wollte, dass ich verschwinde.«
    »Zeig mir seine Tür.«
    Musik sickerte von der anderen Seite der braunen Holzplatte nach draußen. Janis Joplin bot uns ein Stück ihres Herzens an.
    Milo klopfte fest. Die Musik erstarb, und der Mann, den ich gestern gesehen hatte, öffnete die Tür mit einer Dose Mountain Dew in der einen und einem Kit-Kat-Riegel in der anderen Hand.
    Dünne graue Haare standen von einer Glatze ab, und sein Pferdegesicht bestand nur aus durchhängenden Hautlappen und Falten. Nicht der allmähliche Übergang der Natur -die Schwammigkeit vorzeitigen Alterns. Ich revidierte meine Schätzung auf Anfang fünfzig.
    Er trug ein hellblaues Pyjama-Oberteil unter derselben Dodger-Jacke. Der blaue Satinstoff wies Fettspritzer und Mottenlöcher auf, war stellenweise rosafarben verblasst. Eine ausgefranste rote Trainingshose entblößte weiße, unbehaarte Fußknöchel. Nackte Füße endeten vorne in abgebrochenen gelben Zehennägeln. Wo keine Bartstoppeln sprossen, war seine Haut bleich und schuppig. Stumpfe braune Augen bemühten sich darum, offen zu bleiben.
    Das Zimmer hinter ihm hatte die Farbe eines erstarrten Vanillepuddings und war mit Essensverpackungen, Fast-food-Schachteln, leeren Bechern und Schmutzwäsche übersät. Warme, übel riechende Luft entwich in den Flur.
    Milos Abzeichen machte den Mann kein bisschen wacher. Er lehnte sich gegen den Türpfosten, trank Limonade und gab durch nichts zu erkennen, dass er sich an mich erinnerte.
    »Sir, wir suchen Informationen über eine Mieterin, die vor ein paar Jahren hier gewohnt hat.«
    Nichts.
    »Sir?«
    Ein heiseres »Yeah?«
    »Wir haben uns gefragt, ob Sie sie gekannt haben.« Er wischte sich seine laufende Nase mit einem Ärmel ab. »Wen?«
    »Eine Frau namens Patricia Bigelow.«
    Schweigen.
    »Sir?«
    »Was hat sie angestellt?« Belegte Stimme. Verschliffene Aussprache.
    »Wie kommen Sie auf die Idee, dass sie etwas angestellt hat?«
    »Sie sind nicht hier… weil Ihnen… meine Küche gefällt.«
    »Sie kochen, wie?«
    Der Mann biss von seinem Schokoriegel ab. Das Innere seines Mundes war mehr Lücke als Zahn.
    Ein warmer Tag, aber er war kleidungsmäßig gegen Kälte gewappnet. Er verschlang Zuckerzeug und hatte ein verwüstetes Gebiss. Es war nicht nötig, seine Ärmel aufzurollen; ich wusste, wir würden nicht hineingebeten werden.
    Milo sagte: »Also erinnern Sie sich an Patty Bigelow.« Keine Antwort. »Erinnern Sie sich an sie?«
    »Yeah?«
    »Sie ist tot.«
    Die braunen Augen blinzelten. »Pech.«
    »Was können Sie uns über sie erzählen, Sir?«
    Mit einer Verzögerung von zehn Sekunden schüttelte der alte Junkie lange, langsam und mühselig den Kopf, während er der Tür mit dem Knie einen Schubs gab. Milo legte eine große Hand auf den Knauf.
    »Hey.«
    »Wie gut kannten Sie Ms. Bigelow?« Etwas veränderte sich in den braunen Augen. Ein neues Misstrauen. »Ich kannte sie nicht.«
    »Sie haben zur gleichen Zeit hier mit ihr gewohnt.«
    »Das haben andere Leute auch.«
    »Sind noch welche davon im Haus?«
    »Bezweifle ich.«
    »Die Leute kommen und gehen.« Schweigen.
    »Wie lange wohnen Sie hier schon, Sir?«
    »Seit zwanzig Jahren.« Er schaute nach unten auf sein Knie. »Ich muss pinkeln.« Er machte noch einen halbherzigen Versuch, die Tür zu schließen. Milo hielt dagegen, und der Typ begann zu zappeln und zu blinzeln. »Hören Sie, ich muss mal -«
    »Ich bin ein Mord-Cop, Freund, mir ist egal, welcher Zaubertrank Sie durch den Tag bringt.«
    Die Augen des Mannes schlossen sich. Er schwankte. Nickte beinahe ein. Milo klopfte ihm auf die Schulter. »Glauben Sie mir, Kumpel, ich spreche nicht mit irgendwelchen

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