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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gesetzten, anämischen Laternen.
    Als ich zu dem Seville ging, erregte etwas im ersten Stock meine Aufmerksamkeit. Eine Auf-und-ab-Bewegung hinter den Vorhängen von Tanyas Panoramafenster. Eine schreitende Figur. Sie verschwand für einen Moment, bevor sie in entgegengesetzter Richtung wieder auftauchte. Der Rundgang wiederholte sich.
    Ich wartete bis zur zwanzigsten Wiederholung, bevor ich losfuhr.

10
    Ich aß ein Oreo, während ich Milo anrief. »Yeah?«, bellte er. »Hab ich dich geweckt?«
    »Ach, du bist es - nee, Wecken setzt voraus, dass ich schlafe. Ich bin auf und in Festtagsstimmung - Urlaub, erinnerst du dich?«
    »Glückwunsch.«
    »Redest du mit vollem Mund?« Ich schluckte. »Nicht mehr.«
    »Ein nächtlicher Gourmet-Imbiss?«
    »Ein Keks.«
    »Hast du Milch? Mein Kumpel bei der Telefongesellschaft hat Pattys alte Rechnungsunterlagen gefunden. Die Cherokee war ihre erste Adresse in L. A. Einigen Veteranen zufolge, mit denen Petra gesprochen hat, war der Block damals ein großer Drogenumschlagplatz. Interessante Wohnungswahl für eine nette, angesehene Krankenschwester, nicht? Und sie ist sechs Jahre dort geblieben.«
    Perfekter Zeitpunkt, meinen Drogenverdacht zu äußern, aber ich hielt mich zurück.
    »Rick sagt, sie sei sparsam bis an die Grenze zum Geiz gewesen«, fuhr er fort, »also war vielleicht die billige Miete der Grund. Trotzdem, ein kleines Kind in diesem rauen Teil Hollywoods großzuziehen scheint nicht optimal zu sein.«
    »Sie hat nicht damit gerechnet, ein kleines Kind großzuziehen.«
    »Das ist richtig… Ich hatte noch keine Zeit, nach ungeklärten Mordfällen in der Nähe irgendeiner ihrer Unterkünfte zu suchen, abgesehen von Hancock Park. Die einzige Sache, die dort stattgefunden hat, war in der June Street, ein Block nach Westen, zwei Blocks nach Süden. Das Opfer war ein Diamantenhändler namens Wilfred Hong, drei maskierte Männer brachen um drei Uhr nachts bei ihm ein, nachdem sie die Alarmanlage ausgestellt hatten, erschossen Hong ohne Vorwarnung, als er sich im Bett aufrichtete, aber Mrs. Hong und zwei Kinder, die nebenan schliefen, ließen sie am Leben. Sie zwangen sie, den Safe aufzumachen, fesselten sie und verschwanden mit Beuteln voll loser Edelsteine und Bargeld. Gerüchten zufolge schuldete Hong vielen Leuten Geld und Juwelen. Es riecht stark nach Profikillern und Insiderwissen, und deshalb ist es Zeitverschwendung für uns, falls Patty nicht zu einer hochklassigen Bande gehörte, die auf Juwelendiebstahl spezialisiert war. Wenn nicht das Ganze Zeitverschwendung ist. Irgendwelche neuen Ideen, was den großen Zusammenhang betrifft?«
    »Nein. Isaac meint, er würde ein paar Berechnungen anstellen.«
    »Klassen besser, als alte Mordakten per Hand durchzugehen. Ich hab mir überlegt, Alex, dass wir besser jede Adresse auf der Liste aufsuchen und feststellen, ob wir irgendwelche Nachbarn auftreiben, die Patty kannten, bevor wir weitere Zeit mit Mutmaßungen verschenken. Falls niemand sich an irgendwas erinnert, was entfernt mit einem Mord zu tun hat, würde ich sagen, haben wir Grund genug, die Sache abzubrechen, und du siehst dich nach einer Methode um, es Tanya beizubringen.«
    »Okay«, sagte ich. »Wann?«
    »Hol mich morgen früh bei mir zu Hause ab, sagen wir um zehn. Bitte in farbenfroher Kleidung, mit Pina-Colada-Cocktails und in Feierstimmung.«
    »Was feiern wir denn?«
    »Ich habe Urlaub, schon vergessen? Sagt man wenigstens.«
    »Wer ist ›man‹?«
    »Die Götter betrogener Hoffnung.«
    Das kleine hübsche Haus, das Milo mit Rick bewohnt, liegt in West Hollywood an einer Seitenstraße im Schatten des blaugrünen klotzigen Design Center. Es ist die Woche über ruhig, am Samstag verschlafen still.
    Die genügsamen Sträucher, die Rick während eines trockenen Jahres gepflanzt hatte, überstanden ein nasses Jahr mit gemischtem Erfolg. Als ich vorfuhr, kniete Milo am Boden und brach trockene Zweige ab. Er richtete sich schnell auf, als wäre er bei einer schändlichen Tat ertappt worden, klopfte sich auf die Stelle, wo seine Pistole sein Jackett ausbeulte, und kam zum Wagen geschlendert.
    Das Jackett war ein schlaffes braunes, tweedähnliches Teil. Sein Hemd war gelb und bügelfrei, und die Kragenecken bogen sich nach oben. Eine rußgraue Hose warf Falten über braunen Boots.
    »Sind das Urlaubsklamotten?«, fragte ich, als ich losfuhr.
    »Streng genommen ist es ein Arbeitstag.«
    Einen Häuserblock später: »Unbezahlt, wie ich hinzufügen möchte.«
    »Ich

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