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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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erst mir den Teller, dann Milo. Er lehnte zunächst ab, besann sich dann eines Besseren.
    Der dritte Keks verschwand in einem Stück.
    »Noch einen?«, fragte Tanya.
    »Nein, aber sie sind köstlich. Darf ich Ihnen eine Frage über Kyle stellen?«
    Sie stellte den Teller ab. »Was für eine?«
    »Haben Sie anschließend noch einmal mit ihm geredet, und falls ja, hat er irgendetwas über seinen Onkel gesagt?«
    »Wir haben kurz miteinander gesprochen. Ich hatte ein Seminar, und er hatte eine Verabredung mit seinem Doktorvater. Er hat mir gesagt, er könne nicht ernsthaft trauern, weil er Jordan kaum gekannt habe. Er nahm an, seine Mutter könnte es härter treffen, weil sie außer ihm keine Geschwister hatte, aber er war sich nicht sicher, weil sie Jor dan nie erwähnte. Wir haben noch ein bisschen darüber geredet - über die ganze Geschwistergeschichte -, und dann musste ich gehen.«
    »Noch ein bisschen?«, fragte ich.
    »Das ist es, worüber wir uns bei unserem ersten Mittagessen unterhalten haben. Kyle ist ein Einzelkind, genau wie ich. Es gab Aspekte, die uns beiden gefielen, und andere, die uns nicht gefielen. Für mich war am schlimmsten, dass ich niemanden zum Spielen hatte. Kyle befürchtet, er könnte zu egoistisch werden, und deshalb bemüht er sich, altruistisch zu sein - gibt den Obdachlosen zu essen und spendet jedes Jahr einen Teil seines Treuhandvermögens an Wohltätigkeitsorganisationen.«
    »Ein netter Kerl«, sagte Milo und verschlang einen vierten Keks. »Die schmecken toll.«
    »Es ist nur eine Backmischung.«
    »Hey«, sagte er, »heims die ganze Anerkennung ein und gib die Schuld den anderen.« Sie lächelte müde.
    »Macht es Ihnen nichts aus, hier allein zu wohnen?«
    »Mir geht's prima«, erwiderte sie und schaute mich eindringlich an.
    »Tanya ist gut darin, um Hilfe zu bitten, wenn sie welche braucht«, erklärte ich.
    »Das ist klug«, sagte Milo. »Und falls Sie Hilfe brauchen, fragen Sie einfach.«
    »Vielen Dank, Lieutenant.«
    An der Tür: »Sie sind ein guter Mensch, Lieutenant Sturgis.«
    Milo wurde rot unterhalb der Ohren. »Ist es immer noch okay, wenn ich mit Kyle rede?«, fragte Tanya.
    »Solange er Ihnen keinen Grund gibt, es nicht zu tun«, sagte Milo.
    »Wie sähe der aus?«
    »Falls er sich seltsam benimmt. Hat er Sie gebeten, mit ihm auszugehen?«
    »Nein, nichts dergleichen. Glauben Sie wirklich, Sie finden diesen Fisk?«
    »Alle halten nach ihm Ausschau. Da wir gerade davon reden, hier sind noch zwei Namen: Rosie und Blazer Pain.«
    »Wer ist das?«
    »Zwei Kerle, mit denen Fisk verkehrte.«
    »Blazer Pain? Das klingt eher nach einer Band als nach einem Menschen.«
    »Robert Fisk hält sich für einen Tänzer«, erklärte ich, »und sein Kumpel Rosie legt auf, also besteht vielleicht eine Musikverbindung.«
    »Ein Tänzer?«, fragte sie. »Aber er hat jemanden umgebracht?« Sie schüttelte sich. »Wenn man so etwas getan hat, wie kann man danach noch mit sich in Frieden leben?«
    Milo griff nach dem Türknauf. »Ich stelle mir das nicht leicht vor.«
    Er legte den Pistolenbehälter in den Kofferraum des Seville und ließ sich auf den Beifahrersitz sinken.
    »Die ganze Geschichte mit Patty fallen zu lassen ist wie Zahnpasta zurück in die Tube zu stopfen. Wie lautet die offizielle Seelenklempnerposition zu Unwahrheit und Perfidie?«
    »Cops dürfen lügen.«
    »Das ist doch mal eine klare Antwort.«
    »Es hat keinen Sinn, sie zu beunruhigen«, sagte ich, »was gibt es da für eine Alternative? Bist du davon überzeugt, dass Jordans Tod mit Patty zusammenhängt?«
    »Nein, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr neige ich zu dieser Annahme. Wenn die Waffe zu den Geschossen passt, wird es schwerer sein, Tanya zu beschwindeln. Obwohl ich vermute, dass sie es nicht zu wissen braucht, so lange wir nicht herausfinden, dass sie auf irgendeine Weise bedroht ist.«
    »Versuch es vor ihr geheim zu halten«, sagte ich. »Und was wir ihr nicht erzählen, könnte sie von Kyle erfahren.«
    »Gibt den Obdachlosen zu essen - glaubst du, das war nur ein Spruch?«
    »Keine Ahnung.«
    »Tanya ist ein bisschen verknallt in ihn, stimmt's? Wer hätte das gedacht.«
    »Bist du nicht einverstanden?«
    »Er ist ein schmuddliger Bursche, eine Art Freak, nicht? Sie ist ein gut aussehendes Mädchen.« Ich fuhr los.
    Zwei Häuserblocks später: »Der gute Kyle sollte besser so rechtschaffen sein, wie er behauptet.«
    »Wann planst du ihre Ausgangssperre aufzuheben und erlaubst ihr, Make-up

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