Post Mortem
Tür.
Wir standen herum, während Iona Bedard paffte und in einen kalkfarbenen Himmel starrte. Auf einem Beistelltisch stapelten sich Modezeitschriften und Hochglanzmagazine, die teures Spielzeug propagierten. Oben auf dem Stapel lag ein elegantes Platinfeuerzeug. Auf einem Tablett neben ihren Füßen standen ein Krug mit Eistee und ein leeres Glas. Iona Bedard lud uns nicht ein, Platz zu nehmen, und wir blieben stehen.
»Vielen Dank, dass Sie sich mit uns treffen, Ma'am«, sagte Petra.
Bedard sog Rauch ein und ließ ihn durch die Nase entweichen. Sie war Mitte fünfzig, hochgewachsen und langbeinig, hatte weit auseinanderstehende, dunkle, schwer mit Lidstrich versehene Augen, die zu ihrem ebenholzfarbenen, aufgebauschten Haar passten. Ihr Jackett mit dem schwarzen und pinkfarbenen Hahnentrittmuster und ihre graue Jeans waren auf eine knochige Figur maßgeschneidert, die strikte Selbstzucht verriet. Ihre Haut war das Opfer von zu viel Nikotin und Sonnenlicht. Eine flache, glänzende Stirn war die Ausnahme. Dies und die merkwürdige paralytische Schräge am äußeren Rand ihrer Augenlider ließen auf den ausgiebigen Gebrauch von Botox schließen.
»Ich werde euch Leuten helfen«, sagte sie. »Falls Sie den Mord an meinem Bruder aufklären wollen, sehen Sie sich meinen Exmann ganz genau an. Haben Sie etwas zu schreiben dabei?«
Petra zog ihren Notizblock hervor.
Iona Bedard sagte: »Myron. Grant. Bedard. Siebenundfünfzig Jahre alt, ein Meter dreiundachtzig, hundertacht Kilo, obwohl er lügt und behauptet, leichter zu sein. Seine Adressen lauten - schreiben Sie das auf: 752 Park Avenue, Apartment 13A, New York 10021, Crookback Ranch, Aspen Valley, Colorado 81611, und ein Apartment in London, das er als Fiat bezeichnet, weil er prätentiös ist. Neun Carlos Place, Mayfair,Wl, ich erinnere mich nicht an die verrückte englische Postleitzahl, aber die sollte leicht herauszufinden sein. Haben Sie das alles?«
»Habe ich, Ma'am«, erwiderte Petra. »Warum sollten wir uns Mr. Bedard genau ansehen?«
»Weil er Lester immer verachtet hat.«
»Ein persönlicher Konflikt?«
»Grundloser Hass«, sagte Bedard, als gäbe sie einem Idioten Erklärungen. »Lester war kein besonders starker Mensch. Myron zeigt keine Nachsicht bei Schwäche.«
Petra schrieb etwas auf. »Könnten Sie etwas spezifischer werden, was das Motiv für einen Mord betrifft, Ma'am?«
»Hass ist nicht ausreichend?«
»Hatten Mr. Bedard und Mr. Jordan in letzter Zeit einen Streit?«
»Das würde mich nicht überraschen.«
»Aber Sie wissen von keinem besonderen -«
»Ich versuche Ihnen zu helfen, meine Liebe. Falls ich mehr wüsste, würde ich es Ihnen sagen.«
» Wo ist Mr. Bedard im Moment?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Ihr Sohn meinte, er sei in Europa«, erklärte Milo. »Falls Kyle das gesagt hat, bin ich sicher, dass es stimmt. Zu der Zeit, als Kyle es sagte.«
»Was soll das heißen?«
»Myron ist immer in Bewegung. Wenn Sie eine Schar von Schlampen ausfindig machen, ist er nicht weit.«
»Bewegt er sich von einem seiner Wohnsitze zum anderen?«, fragte Petra.
»Und zu Urlaubsresorts und gemieteten Yachten und Pri vatjets - je nachdem, welche Augenblickslaune ihn gerade packt.«
»Wem gehört das Haus an der Hudson Avenue?«
Iona Bedards Lider senkten sich. Ihr Lidschatten war rauchfarben und glänzend. Sie lenkte ihren Blick auf Milo, dann auf mich, als hätte Petra ihren anfänglichen Kredit erschöpft. »Diese Monstrosität gehört ebenfalls Myron.« Wieder zu Petra: »Ich habe es nicht erwähnt, weil ich annahm, Sie wüssten davon. Und weil Sie ihn dort nie finden werden. Er hasst Los Angeles. Hält sich für einen Weltreisenden.«
»Wohnt dort noch jemand außer Kyle?«
»Kyle würde ein kleines Apartment vorziehen, das zu jemandem in seinem Alter passt. Myron weigert sich, eins zu bezahlen.«
»Kein großzügiger Mann.«
»Wenn es um seine eigenen Bedürfnisse geht, ist er verschwenderisch.«
»Wollen Sie sagen, Mr. Bedard hat Mr. Jordan ermordet und ist nach Europa geflogen?«
Bedards Seufzer war lang, theatralisch und von ostentativer Müdigkeit. »Leute wie Myron tun so etwas nicht eigenhändig.«
»Also reden wir von einem Auftragsmord.«
»Ich biete Ihnen Einsichten, meine Liebe. Verbinden Sie die Punkte.«
»Haben Sie eine Idee, wem Mr. Bedard einen solchen Auftrag erteilen würde?«
»Ich verkehre nicht mit solchen Menschen.«
»Mr. Bedards Motiv wäre Groll.«
»Myron verachtete Lester. Während unserer
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