Post Mortem
hatte ich von Anfang an angenommen.«
Er ging durch das Wohnzimmer, zog die Vorhänge auseinander, blickte auf die Straße, nahm den Raum in sich auf. »Viel Platz.«
Für eine kleine junge Frau.
Er ließ die Vorhänge fallen, ging zu dem Beistelltisch und musterte das Foto von Pattys Abschlussfeier.
Tanya kam mit einem Becher Kaffee und einer Holzkiste zurück. »Hier ist sie.«
Milo wischte sich die Hände ab und nahm die Kiste ent gegen. Das Innere bestand aus schwarzem Styropor mit einer pistolenförmigen Vertiefung, die eine kleine, brünierte Schusswaffe enthielt. Er nahm das Magazin heraus. Es war leer. Ließ es in eine Plastiktüte fallen und roch an der Waffe. »Sie ist geölt. Hat irgendjemand sie in letzter Zeit benutzt?«
»Mommy hat alles gut in Schuss gehalten, was ihr gehörte, aber ich habe die Waffe seit Jahren nicht mehr gesehen.«
Er klappte die Kiste zu, klemmte sie sich unter den Arm und griff nach einem weiteren Keks.
»Sie versuchen wirklich nicht, sie mit einem bestimmten Verbrechen in Verbindung zu bringen?«, fragte Tanya.
Milo sah mich an.
Ich sagte: »Ein ungelöster Mordfall ist in den Akten aufgetaucht. Noch ein Drogensüchtiger, ein Mann, der Lester Jordan gekannt hat. Er ist mit einer Zweiundzwanziger ein paar Häuserblocks von Ihrer Wohnung an der Cherokee entfernt erschossen worden, als Sie dort wohnten. Es gibt absolut keinen Grund anzunehmen, dass Ihre Mutter irgendetwas damit zu tun hatte.
Wahrscheinlicher ist, dass sowohl dieser Mann als auch Jordan in einen Drogenkrieg verwickelt waren. Aber wir wollen Gewissheit haben, damit wir Sie beruhigen können.«
»Mich beruhigen? Das ist - mein Gott, es ist so unheimlich}.«
»Ich muss die Waffe nicht untersuchen lassen, wenn Sie es nicht wollen«, sagte Milo.
»Nein«, erwiderte sie. »Tun Sie es, ich will es wissen. Bitte.«
»Wo wir schon mal hier sind, sagt Ihnen der Name Robert Fisk etwas?«
»Nein, wer ist das?«
»Ein unangenehmer Zeitgenosse, dessen Handabdruck auf Lester Jordans Fenstersims gefunden wurde.«
»Haben Sie ihn erwischt}«, fragte sie.
»Nein, wir suchen nach ihm. Ihn identifiziert zu haben sollte die Sache beschleunigen.«
»Robert Fisk«, sagte sie. »Hat er noch andere Leute umgebracht?«
»Nicht dass wir wüssten.«
»Stehen die Chancen gut, dass Sie ihn finden?«
»Wir werden ihn auf jeden Fall in die Finger kriegen.«
Sie wandte sich ab.
»Die Vorstellung, dass Ihre Mutter etwas Furchtbares getan haben könnte, muss ziemlich bestürzend sein«, sagte Milo. »Ich bin sicher, dass nichts dabei rauskommt.«
Sie starrte an ihm vorbei auf die Kaminfliesen.
»Tanya«, sagte er, »es war äußerst mutig von Ihnen, damit zu uns zu kommen. Aber wie ich schon sagte, falls Sie nicht weitermachen wollen, kein Problem.«
»Und Sie wären nicht ärgerlich?«
»Nicht im Geringsten. Offiziell habe ich Urlaub. Wenn Sie das Signal geben, ziehe ich die Hawaiihemden an.« Ihr Lächeln war halbherzig.
»Der Mord an Lester Jordan wird rückhaltlos von der Hollywood Division untersucht, aber alles, was mit Ihrer Mutter zu tun hat, ist inoffiziell gewesen und wird es auch bleiben.«
Schweigen.
»Ganz wie Sie wollen, Tanya.«
»Ich weiß nicht, was ich…« Sie drehte sich um und sah uns an. »Es tut mir so leid, ich dachte, ich könnte mit allem fertigwerden, was da zum Vorschein kommt, aber jetzt, wo jemand - zwei Menschen - tatsächlich getötet worden ist…«
»Das ist die harte Realität, aber es besteht kein Grund, das mit Ihrer Mutter in Verbindung zu bringen.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Er reichte ihr eine Serviette, beäugte die Kekse.
»Aber was ist, wenn wirklich etwas passiert ist?«, fragte sie.
»Alles, was ich über Ihre Mutter gehört habe, verrät mir, dass sie ein wundervoller Mensch war. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie irgendetwas auch nur annähernd Kriminelles getan hat, ist verdammt niedrig.«
Tanya tupfte sich eine Träne ab, schlug die Handballen gegeneinander und ließ die Arme sinken.
»Als sie es mir erzählte, hatte ich den Eindruck, sie wolle mich beschützen. Ich wünschte nur, ich wüsste, wovor.«
»Möglicherweise vor nichts, sie war krank«, sagte Milo.
Schweigen.
»Wir sind jetzt hier, um Sie zu beschützen.« Sie ließ den Kopf hängen. »Tanya?«, sagte ich.
»Ich habe mich für einen selbständigen Menschen gehalten - es tut mir leid, ich danke Ihnen. Ich danke Ihnen vielmals. Möchten Sie auch einen Keks haben?«
»Klar.«
Sie reichte
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