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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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aufzulegen?«, fragte ich.
    Er funkelte mich an. »Kannst du wirklich die Zügel derart locker lassen?«
    »Ein Teil von mir will sie mit nach Hause nehmen und Robin sie bemuttern lassen.«
    »Und der andere?«
    »Der andere erinnert mich an den Wert von Grenzen.«
    »Muss nett sein, die zu haben.« Er faltete die Arme über seiner Wampe. »Das Zweifamilienhaus ist gut und schön, aber es ist irgendwie unheimlich, sie ist wie ein Kind, das Vater und Mutter spielt. In ihrem Alter habe ich in einem Wohnheim gewohnt. Psychologisch gesehen war ich total durcheinander, aber wenigstens ist mir nicht die ganze Stille auf den Geist gegangen. Willst du sagen, dass es ihr wirklich nichts ausmacht, eine Solonummer zu sein?«
    »Ich behalte sie im Auge.«
    »Ich werde noch mal mit Kyle sprechen. Nur damit er Bescheid weiß.«
    »Worüber?«
    »Dass ich eine interessierte Partei bin.«
    Robin lag im Wohnzimmer auf der Couch und blätterte durch Gruhn und Carters Akustische Gitarren.
    Ich setzte mich neben sie und gab ihr einen Kuss. »Holst du dir neue Ideen?«
    Sie legte das Buch hin. »Ich lerne zu verstehen, warum die alten so gut funktionieren. Mein Tag war gut, wie war deiner?«
    Ich gab ihr eine Zusammenfassung des Wesentlichen. »Blazer Pain«, sagte sie. »Bist du dir sicher, dass du nicht Blaise De Paine meinst?« Sie buchstabierte den Namen. »Kennst du ihn?«
    »Ich habe den Namen in Aufnahmestudios gehört, und zwar nicht in einem freundlichen Zusammenhang. Er ist ein Sampler - er schneidet digitale Segmente aus den Songs anderer Leute und flickt Clubmischungen zusammen. Erst mussten Musiker mit Synthezisern fertigwerden, und jetzt damit.«
    »Der klassische Techno-Diebstahl.«
    »Aber schwer festzunageln. Sampler benutzen winzige Partien, die nicht leicht identifiziert werden können. Selbst wenn das Stückchen dokumentiert werden kann - wer sagt denn, dass jemand ein Eigentum an einer Kombination von Tönen reklamieren kann? Und wie würde man zur Vereinbarung einer Tantieme gelangen? Kerle wie De Paine sind überall, aber niemand stellt ihnen nach, weil sie verglichen mit den ernsthaften Bootleggern das kleinere Ärgernis sind.«
    »Vielleicht verkauft er andere Waren«, sagte ich. »Hast du jemals etwas über eine Verbindung zur Drogenszene gehört?«
    »Nein, aber es würde mich nicht schockieren. Die ganze Diskoszene dreht sich um X, Oxycodon, die Sensation der Woche.«
    »Vielleicht eine Retro-Sensation. Lester Jordan war ein altmodischer Junkie.«
    »Ich würde Heroin nicht als Retro bezeichnen. Es kommt nie völlig aus der Mode.«
    »Blaise De Paine«, sagte ich. »Das steht niemals auf seiner Geburtsurkunde.«
    »Ich würde nicht dagegen setzen, mein Lieber. Soll ich mich erkundigen?«
    »Das wäre nicht schlecht.«
    Sie stand auf.
    »Ich meinte nicht jetzt sofort«, sagte ich.
    »Was du heute kannst besorgen…« Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, hielt eine Faust in die Höhe. »Sieh mich an, die Detektivin.«
    Blaise De Paine erzielte achtundzwanzig Treffer im Cyberspace, fünfundzwanzig davon Schimpfkanonaden auf einer Chatline namens BitterMusician.com. Die verbliebenen drei bestanden daraus, dass De Paines Name auf Listen von Partygängern auftauchte.
    Zwei Disko-Eröffnungen und die Premiere eines Independent-Films, von dem ich noch nie gehört hatte.
    Die motzenden Musiker ordneten De Paine der »üblichen Clique digitaler Schmarotzer« zu, hoben ihn aber nicht hervor.
    Eine Bildersuche produzierte vier verschwommene Fotos eines zierlichen jungen Mannes mit stachligen schwarzen Haaren mit blonden Spitzen und mit übergroßen Zähnen, die den Blick von einem Gesicht ablenkten, das man getrost vergessen konnte. Auf jedem Foto trug Blaise De Paine lange maßgeschneiderte Jacketts über einer nackten Brust und Goldschmuck. Er könnte Mascara aufgelegt haben. Die Gruppenfotos zeigten hübsche junge Gesichter.
    Kein Zeichen von einem finster dreinblickenden Robert Fisk oder irgendwelchen Schwarzen. Die Kombination von Robert Fisk und Rosie mit De Paines Namen brachte keine Treffer.
    Die Fotos waren noch auf dem Bildschirm, als Robin in mein Büro kam. »Das ist er? Sieht jung aus, aber das ergibt einen Sinn, es ist ein Geschäft für Kids. Ich habe noch ein paar Leute angerufen, und nach meinen Informationen sind die Mischungen De Paines Kleckerkram, vermutlich nicht seine wichtigste Einnahmequelle, weil er in letzter Zeit nicht in den Clubs gesehen wurde, und jemand dachte, er hätte gehört,

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