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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Sie? Warum?«
    »Sie sind intelligent.«
    »Ich bin leicht zu beeinflussen?«
    »Alle Hypnose ist Selbsthypnose. Empfänglichkeit dafür ist eine Fähigkeit, die man durch Übung verbessern kann. Kluge, kreative Menschen stellen sich am besten an, weil sie sich wohl dabei fühlen, phantasievoll zu sein. Ich glaube, es ist im Moment eine gute Methode für Sie, weil Sie einige schnelle Ergebnisse erzielen und an die ausgezeichneten Fortschritte anknüpfen können, die Sie als Kind gemacht haben.«
    Keine Antwort.
    »Tanya?«
    »Wenn Sie meinen.«
    Ich begann mit rhythmischen, tiefen Atemzügen. Nach dem dritten Ausatmen schlug sie die Augen auf. »Wo ist Blanche?«
    »Sie schläft in ihrem Körbchen.«
    »Oh.«
    »Einen Moment.« Ich holte den Hund und legte ihn auf die Couch neben Tanya. Tanya streichelte ihm über den Kopf. Wir machten weiter mit der Atemübung. Innerhalb weniger Augenblicke hatte Tanyas Körper angefangen, sich zu entspannen, und Blanche schlief tief und fest, während ihre Lefzen sich blähten und flatterten.
    Ich zählte rückwärts von einhundert, setzte meine monotone Stimme zur gezielten Herbeiführung des Schlafs ein. Stimmte den Rhythmus meiner Stimme mit Blanches Schnarchen ab. Bei vierundsiebzig hatten sich Tanyas Lippen geteilt, und ihre Hände bewegten sich nicht mehr. Ich begann Vorschläge einzuflechten. Formte Stichwörter für jeden Atemzug als Gelegenheit zur Entspannung.
    Bei sechsundzwanzig blinkte das Licht an meinem Telefon.
    Ich sagte: »Gehen Sie tiefer und tiefer.«
    Tanya sank in sich zusammen. Als die Anspannung verschwunden war, sah sie aus wie ein Kind.
    So weit, so gut. Falls ich nicht zu angestrengt über die größeren Probleme nachdachte.
    Als eine Stunde verstrichen war, gab ich ihr posthypnotische Anweisungen zur Übung und verlängerten Entspannung und holte sie heraus.
    Sie brauchte mehrere Versuche, bis sie die Augen offen halten konnte. »Ich fühle mich…
    erstaunlich… vielen Dank. War ich hypnotisiert?«
    »Waren Sie.«
    »Es kam mir nicht… so merkwürdig vor. Ich war mir nicht sicher, ob ich es tun könnte.«
    »Sie sind ein Naturtalent.«
    Tanya gähnte. Blanche tat es ihr nach. Tanya lachte, streckte sich und stand auf. »Vielleicht können Sie mich eines Tages hypnotisieren, damit ich besser lerne.«
    »Haben Sie Konzentrationsprobleme?«
    »Nein«, sagte sie schnell. »Überhaupt nicht. Ich hab Spaß gemacht.«
    »Tatsächlich wäre es hilfreich bei Prüfungen, entspannt zu sein«, sagte ich. »Im Ernst?«
    »Ja.«
    »Okay, daran werde ich denken.« Sie griff in ihre Tasche. »Ich werde jeden Tag üben - Sie haben etwas davon gesagt, stimmt's?«
    »Das habe ich.«
    »Es ist ein bisschen… seltsam. Ich schaue Sie direkt an, aber Sie sind… zur gleichen Zeit nahe und entfernt. Und ich kann Ihre Stimme immer noch in meinem Hinterkopf hören. Was haben Sie mir sonst noch gesagt, was ich tun soll?«
    »Nichts sonst«, erwiderte ich. »Sie bestimmen, was Sie tun, nicht ich.«
    Sie stöberte in ihrer Handtasche herum. »Hmm… ich weiß, dass ich hier einen Scheck habe…«
    »Wann würden Sie gern wiederkommen?«
    »Kann ich Sie anrufen?« Sie zog einen weißen Umschlag heraus und legte ihn auf den Schreibtisch.
    »Unterschrieben und alles.« Ihr Blick wanderte zu Jordans Brief und dem Foto. »Die können Sie behalten, ich will sie nicht mehr.«
    »Ich werde sie Lieutenant Sturgis übergeben.«
    Sie wurde steif. »Mommy hat ihm bei seiner Sucht gehol fen, ich sehe nicht, was das mit seiner Ermordung zu tun haben soll.«
    »Ich auch nicht, aber er kann genauso gut alle Unterlagen aufbewahren. Ich würde gern noch einen Termin vereinbaren, Tanya.«
    »Meinen Sie wirklich?«
    »Falls Geld eine Rolle spielt -«
    »Nein, überhaupt nicht, in der Beziehung läuft es prima, ich habe mein Budget nicht überschritten.«
    »Aber…«
    »Dr. Delaware, ich weiß zu schätzen, was Sie alles getan haben - immer noch für mich tun. Ich möchte nur nicht zu abhängig werden.«
    »Ich sehe Sie überhaupt nicht als abhängig an.«
    »Ich bin wieder hier.«
    »Tanya, wie viele Neunzehnjährige könnten tun, was Sie derzeit tun?«
    »Ich bin fast zwanzig«, sagte sie. »Entschuldigung, vielen Dank für das Kompliment. Es ist nur…
    sehen Sie sich Jordan an. Diese ganze Wut, nur weil er seine Abhängigkeit nicht abschütteln konnte. Mommy hat mir beigebracht, wie wichtig es ist, dass ich selbst mit meinen Problemen fertig werde. Ich werde nicht einer von denen

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