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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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werden.«
    »Von denen?«
    »Schwache Menschen, die sich selbst bemitleiden. Das kann ich mir nicht leisten.«
    »Ich verstehe. Aber alles, was ich sehe, ist jemand, der so klug ist, um Hilfe zu bitten, wenn er welche braucht.«
    »Vielen Dank… ich fühle mich wirklich okay. Was wir heute gemacht haben, war erstaunlich hilfreich.« Sie schüttelte zum Beweis ihre Arme aus. »Die Gummi-Frau. Ich werde üben. Falls ich etwas vergesse, melde ich mich sofort bei Ihnen.«
    Ich antwortete nicht.
    »Das verspreche ich«, sagte sie. »Okay?«
    An der Haustür sagte sie. »Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Dr. Delaware. Sie brauchen mich nicht zum Wagen zu bringen.«
    Ich beobachtete, wie sie zu ihrem Van ging. Sie blickte nicht zurück.
    Montag. Das blinkende Licht war eine Nachricht von meinem Telefonservice. Detective Sturgis hatte angerufen.
    Ich erzählte Milo von Lester Jordans wütendem Schreiben.
    »Der Typ war also ein Arschloch«, sagte er. »Das haben wir mit eigenen Augen gesehen.«
    »Vielleicht wird dadurch einiges klarer. Aus dem Brief geht hervor, dass Patty ihm nach einer Überdosis geholfen hat, aber es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie ihn mit etwas anderem als liebevoller Pflege versorgt hat.«
    Er sagte: »Prima. Inzwischen sind die Hügel erfüllt von dem Geräusch Verdächtiger. Ich habe einen drei Jahre alten schwarzen Hummer ausfindig gemacht, der auf Quick Kut Music zugelassen ist, eine Adresse am vierzehnhunderter Block des Oriole Drive. Ich treffe mich mit Petra in einer Stunde an der Ecke Sunset und Doheny - neben Gil Turners Spirituosengeschäft. Komm, flieg mit uns, falls du Lust hast.«
    Die Vogelstraßen winden sich oberhalb des Sunset Strip in die Hügel, unmittelbar östlich der Trousdale Estates, schmale, kurvenreiche, planlos gepflasterte technische Meisterleistungen.
    Mockingbird, Warbier, Thrasher, Skylark, Tanager.
    Der Blue Jay Way, wo George Harrison allein in einem gemieteten Haus saß und auf einen Presseagenten wartete, der einmal falsch abgebogen war und auf ein riesiges Stadtplateau starrte, eingehüllt von Nacht und Smog.
    Man konnte sich da oben leicht verirren. Willkürliche Sackgassen und Straßen, die ohne Warnung aufhören, sprechen dafür, dass jemand im Planungsamt der Stadt gerne mit Wurfpfeilen gespielt hatte. Die Steigungen sind tückisch, und Jogging ist ein lebensgefährliches Unterfangen, weil es keine Bürgersteige gibt und Porsches und Ferraris am Straßenrand vorbeibrausen. Die Häuser, von denen viele hinter Hecken und Mauern verborgen sind, reichen von klassizistischen Palästen bis hin zu stillosen Schachteln. Sie stoßen aneinander wie Pendler zur Hauptverkehrszeit, schwanken über der Straße. Wenn man auf den Vogelstraßen auf eine bestimmte Weise blinzelt, scheinen die Hügel zu zittern, selbst wenn die Erde nicht bebt.
    Den angenehmen Teil bilden atemberaubende Panoramen, einige der besten in L. A., und Grundstückswerte im sieben und achtstelligen Bereich.
    Ein achtundzwanzigjähriger Musikdieb würde ein ordentliches Zusatzeinkommen brauchen, um das zu bringen, und die offensichtliche Antwort war Rauschgift. Unabhängig davon hatte ich es Milo gegenüber ernst gemeint, als ich ihm sagte, Patty sei nicht in Drogengeschäfte verwickelt. Jordans Brief war persönlich gemeint - Wut darüber, dass er ein emotionales Sicherheitsnetz verlor, nicht Sorge darum, dass er von seinem Nachschub abgeschnitten wurde.
    Pattys Sünde hatte darin bestanden, dass sie ihren Job zu gut machte.
    Und doch hatte sie eine andere Sünde begangen, eine derart schwere, dass sie die Erinnerung daran über Jahre nicht loswurde. Und Lester Jordan war vermutlich ihretwegen gestorben.
    Als ich an dem Spirituosenladen ankam, stieg Milo aus seinem zivilen Einsatzwagen, entfaltete einen Stadtplan und fragte sich laut, ob die Topografie des Oriole Drive einen vernünftigen Beobachtungspunkt zuließ. Er nahm den wattierten Umschlag ohne Kommentar entgegen, ließ ihn auf den Beifahrersitz fallen und wandte sich wieder der Karte zu.
    Petra kam in ihrem Accord vorgefahren.
    Die beiden studierten das Straßenmuster und beschlossen, am Fuß des Oriole zu parken und zu Fuß zu gehen. Wir würden in Petras Auto fahren, weil es unauffällig war.
    »Es ist nicht cool genug, um einem Anwohner zu gehören«, sagte sie und klopfte auf die Motorhaube, »aber vielleicht denken sie, ich wäre eine persönliche Assistentin.«
    Sie fuhr auf dem Doheny Drive nach Norden und benutzte ihre

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