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Postkarten

Titel: Postkarten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx
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Haarnadeln, die Kaskade aus gewelltem Haar löste sich, ihrer beider Füße stampften.
    »Bringt euch in Sicherheit«, schrie Trimmer.
    »Bärig! Bärig!« rief Didion, das höchste Lob, das er kannte.
    Als Dub an den Tisch zurückkehrte, an dem Trimmer in einer Wolke Tabakqualm saß, hatte er einen Zwei-Liter-Bierkrug dabei. Seine Brust hob und senkte sich, neben seinen Ohren glitzerte der Schweiß in Strömen, hing in durchsichtigen Tropfen an seinem Kinn. Myrtle lehnte sich auf dem Stuhl zurück, schnaufend, die Beine weit gespreizt, damit kühle Luft unter ihren Rock zog, die feuchte Bluse so weit aufgeknöpft, wie der Anstand es zuließ. Dub goß zuerst ihr ein Glas von dem kühlen Bier ein und trank dann durstig aus dem Krug. Er stellte ihn mitten auf den Tisch und zündete Myrtle eine Zigarette an, dann sich selbst. Trimmer schob seinen Stuhl näher an den Tisch.
    »Das nenn’ ich tanzen. Das brächte ich in einer Million Jahre nicht fertig.« Er klopfte die Tabakreste aus seiner Pfeife in den Aschenbecher. »Wollte dich fragen, ob du daran gedacht hast, Loyals alte Fallen aufzustellen, oder ob du Hilfe brauchst. Die Pelzpreise sind gut. Vor allem für Marder. Füchse. Sieht aus, als könntest du sie schnappen, packen und abziehen, wenn sie noch zappeln. So wie du tanzt.«
    »Das ist was anderes. Wenn du einen Arm verlierst, dann bist du froh, wenn du so was kannst. Loyals Fallen aufstellen? Du verstehst nicht viel davon, oder?«
    »Ich weiß, daß er verdammt gutes Geld damit gemacht hat. Ich weiß, er hat’n paar gute Pelze geholt und dafür nicht zum Nordpol fahren müssen. Füchse. Hübsche Füchse hat er letztes Frühjahr bei der Pelzauktion vorgelegt. Dick, flauschig.
    Hübsch eben. Hat sich vor alle Welt hingestellt, die roten Pelze hochgehalten und sich im Kreis gedreht, daß die Schwänze richtig gewirbelt sind. Scheint mir nur normal, daß du damit weitermachen willst.«
    »Nein«, sagte Dub nölig, »Trimmer, du hast nicht die leiseste Ahnung von der Fallenstellerei vom guten alten Loyal. Was er mit den Fallen gemacht hat, bringe ich nicht in einer Million Jahre fertig. Ich weiß nicht mal, wo die Fallen sind.«
    »Scheiße, es kann doch nicht so schwer sein, sie zu suchen, oder? Draußen auf dem Heuboden, auf dem Dachboden oder im Schuppen? Ich helfe dir, räuchere sie, stell’ sie zusammen. Ich geh’ dir beim Aufbauen zur Hand. Du mußt doch ungefähr wissen, wo er sie aufgestellt hat.«
    »Was Loyal beim Fallenstellen gemacht hat, das schaffen du oder ich nicht. Er hat sie nicht im Schuppen aufgehängt und auf einen Tag Räuchern vertraut, daß sie den Menschengeruch verlieren, wie’s die meisten hier tun. Erstens hat er als Kind bei dem alten Kerl gelernt, der früher unten im Sumpf in einer Hütte gewohnt hat, unterhalb von der Stelle, wo der Farn so hoch wächst.«
    »Straußfarn.«
    »Straußfarn, ja. Loyal hat da unten rumgehangen, sooft er konnte, am Samstag nach der Arbeit, an Sommerabenden nach dem Melken. Beim alten Iris Penryn, der war ein halber Wilder. Loyal hat alle Tricks von dem alten Iris gelernt, und er ist schlau gewesen, hat niemand was erzählt. Du weißt, wie Loyal war - ist rumgeschlichen, hat dafür gesorgt, daß ihn keiner sieht. Erstens hat er’ne kleine Hütte am Bach, wo er sein ganzes Fallenzeug aufhebt, aber nicht die Fallen selbst. Hör nur zu. Du wirst schon merken, was ich meine.
    Loyal war richtig schlau beim Fallenstellen. Er war ein verfluchtes Genie mit Lockstöcken, wußte, wie man ein Bündel Stroh hinlegt oder einen Goldrutenstengel umbiegt, daß der Fuchs darübersteigt und prompt in die Falle geht. Fallen im Schnee? Er stellte sie neben ein Büschel Gras, das am Flußufer aus dem frischen Eis ragte, verstehst du, die Füchse treiben sich dort herum und spielen auf dem frischen Eis, oder er legte eine Lockspur im Schnee, und keiner konnte sagen, daß da jemand gegangen war, oder er baute einen Buckel am Waldrand, wo der Boden Erhebungen hat, eine richtig gerissene Tarnung, wenn der Schnee hart war, vielleicht zwei Dutzend weitere Tricks. Du mußt deinen Fuchs kennen, und du mußt dein Gelände kennen. Du mußt einen Instinkt fürs Fallenstellen haben.«
    »Na schön, ich merke schon, daß er ziemlich clever war, aber es ist ja nicht unmöglich, daß du oder ich ein paar von den Sachen auch hinkriegen und auch ein paar Pelze abkassieren.«
    »Nee. Ich sag’ dir, warum. Am Ende der Saison hat Loyal immer seine Fallen eingesammelt und in seine Hütte

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