Postkarten
gebracht. Dann hat er, und ich erinnere mich nicht an alles, im Hof ein Feuer gemacht, Wasser gekocht, alle seine Fallen abgekratzt und gesäubert, sie dann im heißen Wasser mit einer Bürste abgeschrubbt, die er nie für was anderes hergenommen hat, und dabei hat er Wachshandschuhe getragen. Gummihandschuhe taugen nicht, selbst wenn du welche auftreibst. Dann nimmt er einen Drahthaken, um die Fallen einzusammeln, und wirft sie in einen großen Waschzuber, der nie für was anderes benützt worden ist, kippt Lauge und Wasser dazu und kocht sie’ne Stunde lang. Nimmt die Fallen mit seinem Haken aus der Lauge und schmeißt sie in den Bach. Dort bleiben sie über Nacht.« Dub hob die Hand, als Trimmer etwas sagen wollte. Er trank aus dem Krug und sah dabei Myrtle zu, wie sie ihr aufgelöstes Haar zusammendrehte und feststeckte.
»Am nächsten Morgen ist der gute alte Loyal wieder zur Stelle, schaut sich um und vergewissert sich, daß ihm keiner nachspioniert. Natürlich hab’ ich jede Gelegenheit dazu wahrgenommen. Wie ich klein war. Er geht in die Hütte, macht ein Feuer im Ofen. Holt den großen Eimer runter, den er nie für was anderes hernimmt, füllt ihn im Bach mit Wasser von oberhalb der Stelle, wo die Fallen liegen. Stellt den Eimer auf den Herd und schüttet ein Pfund Bienenwachs rein, das nie von einer Hand berührt worden ist, er holt sich den Honigkranz selber aus Ronnie Nipples Stöcken, steckt ihn in die Schleuder, läßt Ronnie das Wachs nicht anfassen, bewahrt das Wachs in einem Leinensack auf, der genau wie die Fallen im Bachwasser eingeweicht und ausgekocht worden ist. Wenn das Wachs geschmolzen ist und im Eimer aufschäumt, holt er mit dem Haken eine Falle aus dem Bach, trägt sie rein, und rein mit ihr in den Eimer voll Wachs und Wasser, ein paar Minuten lang, dann holt er sie mit dem Haken wieder raus, trägt sie raus zu einer Birke am Waldrand und hängt sie dort auf. Dasselbe macht er mit jeder verfluchten Falle. Wenn die Fallen trocken und gut ausgelüftet sind, legt er sie der Reihe nach aus, wie er sie in der nächsten Saison benutzen will. Für seine Feldfallen, und das sind die meisten Fuchsfallen, füttert er ein großes hohles Stück Baumstamm, das er irgendwoher hat, mit ausgerissenem Gras aus. Berührt das Gras und das Holz nie mit den Händen, er hat noch’n Paar Wachshandschuhe, die er in einer geruchlosen Leinwandrolle aufhebt, dann stopft er die Fallen auf das Gras in den Stamm, und dort bleiben sie, bis er sie in der nächsten Saison wieder aufbaut. Das gleiche macht er mit den Fallen, die er im Wald aufstellt, bloß daß er sie mit Rinde kocht - und welche Art Rinde das ist, da ist er eigen -, und hebt sie bis zur nächsten Saison irgendwo unter einem Gesteinsvorsprung im Wald auf. Dann hat er diese ganzen Düfte und Köder, die er selber macht, davon hab’ ich keine Ahnung. Trimmer, wir können jetzt schon einpacken, selbst wenn ich seine Fallen aufstellen wollte, weil ich nicht weiß, wo er sie versteckt hat. Und ich hab’ keine Lust, durch den Wald zu rennen und meine Arme in hohle Stämme zu stecken und nach den Fallen von meinem Bruder zu suchen.
Er hat die Sache beherrscht, ihm hat sie gefallen, ihm hat die gewissenhafte Art dabei gefallen, die mühevolle Kleinarbeit. Ich würd’ lieber Klaviere stimmen können, meine Arbeit machen und anschließend bezahlt werden.«
»Mensch, verdammt will ich sein«, sagte Trimmer. »Ich glaub’ immer noch, ich könnt’ genug Felle kriegen, um zu Geld zu kommen. Wie sonst willst du genug zur Seite legen, um zu machen, was ihr machen wollt, du und Myrt?«
Dub schluckte den letzten Rest Bier. Myrtle starrte ihn auf eine Art an, die er genau begriff. Sie stellte die gleiche Frage, ohne ein Wort zu sagen. Dub hatte für beide eine Antwort.
»Ich seh’ die Sache so: Wenn ein Mann nichts anderes kann, dann stellt er Fallen.« Er sah Myrtle an. »Bist du bereit, noch mal das Tanzbein zu schwingen?«
Eine Stunde später kam Dana Swett, Myrtles Schwager, herein, spähte durch den Qualm, bis er sie sah, hob dann zweimal die rechte Hand mit ausgestreckten Fingern, zeigte damit zehn Minuten, in denen er ein Bier trinken und Myrtle zum Schluß kommen und sich fertigmachen konnte. Sie tanzte noch einmal mit Dub, ein langsames, trauriges leises Kriegslied, bis der Knabe am Schlagzeug den Rhythmus aufnahm, die alten Musiker zu einem letzten heißen Stück zu drängen versuchte, aber sie waren erkaltet, ausgespielt, bereit, abzutreten, aus
Weitere Kostenlose Bücher