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Power - die 48 Gesetze der Macht

Power - die 48 Gesetze der Macht

Titel: Power - die 48 Gesetze der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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MACHT
    Die eigene Sache mit Worten zu vertreten ist riskant: Worte sind gefährliche Instrumente, und sie führen oft in die Irre. Die Worte, mit denen andere uns überzeugen wollen, laden dazu ein, sie mit eigenen Worten zu reflektieren, wir denken über sie nach, und oft glauben wir am Ende das Gegenteil dessen, was sie ausdrücken. (Das ist Teil unserer perversen Natur.) Es kommt auch vor, dass Worte uns vor den Kopf stoßen, weil sie Assoziationen heraufbeschwören, die der Sprecher gar nicht beabsichtigt hatte.
    Das Visuelle hingegen eröffnet Abkürzungen durch das Labyrinth der Worte. Es trifft uns mit einer emotionalen Überzeugungskraft und Unmittelbarkeit, die keinen Raum für Reflexion und Zweifel lassen. Wie die Musik überspringt es das rationale, vernünftige Denken.
    Man wählte als Emblem die Sonne, die   … durch die Leuchtkraft, die sie umgibt, durch das Licht, das sie den anderen Gestirnen abgibt, und die ihr eine Art Hof bilden, durch die gleichmäßige und gerechte Verteilung des Lichts an alle   … durch die Wohltat, die sie allerorten bringt und so Leben, Freude und Bewegung schafft   … durch ihren beständigen und unveränderten Verlauf, von dem sie sich nie entfernt und abwendet, tatsächlich das schönste und lebendigste Abbild eines großen Monarchen ist.
    LUDWIG XIV., DER SONNENKÖNIG, 1638–1715
    Merken Sie sich: Worte drängen Sie in die Defensive. Wenn Sie sich erklären müssen, steht Ihre Macht bereits infrage. Das Bild hingegen setzt sich als gegeben durch. Es lässt davor zurückschrecken, Fragen zu stellen, es beschwört überzeugende Assoziationen herauf, widersetzt sich unbeabsichtigten Interpretationen, kommuniziert direkt und schmiedet Bande, die alle sozialen Differenzen transzendieren. Worte evozieren Argumente und Auseinandersetzungen; Bilder bringen Menschen zusammen. Sie sind die Quintessenz der Machtinstrumente.
    Symbolen wohnt dieselbe Kraft inne, seien sie nun visuell oder die verbale Umschreibung von etwas Visuellem (der Begriff »Sonnenkönig«). Das symboli s che Objekt steht für etwas anderes, etwas Abstraktes: Der abstrakte Begriff – Reinheit, Patriotismus, Mut, Liebe – steckt voller emotionaler, machtvoller Assoziationen.
    Der römische Kaiser Konstantin verehrte den größten Teil seines Lebens die Sonne als Gott; eines Tages jedoch blickte er zur Sonne hoch und sah, dass ein Kreuz ihr Bild überlagerte. Die Vision des Kreuzes über der Sonne überzeugte ihn von der Überlegenheit der neuen Religion, und er konvertierte kurz darauf nicht nur persönlich, sondern gleich mit dem ganzen Römischen Reich zum Christentum. Alle Predigten und Bekehrungsversuche der Welt hätten nicht diese Macht auf ihn ausüben können. Assoziieren Sie sich mit den Bildern und Symbolen, die heutzutage auf so unmittelbare Weise eine Botschaft vermitteln, und Ihnen wird ungeahnte Macht zuteil.
    Am allerwirkungsvollsten ist dabei eine neue Kombination – eine Verschmelzung von Bildern und Symbolen, die zuvor noch nicht zusammen gesehen wurden, die aber durch ihre Assoziation eindeutig Ihre neue Idee, Botschaft, Religion vermitteln. Das Erschaffen neuer Bilder und Symbole aus alten ist von geradezu poetischer Wirkung – zügellos geben sich die Betrachter ihren Assoziationen hin, und sie bekommen das Gefühl, sie hätten teil an diesem Schöpfungsakt.
    In der Oberstadt von Kyoto lebte ein Mann namens Sakamotoya Hechigwan   … Als [Herrscher] Hideyoshi im zehnten Monat des Jahres 1588 in Kitano sein großes Treffen zum Chanoyu [Teezeremonie] abhielt, spannte Hechigwan einen fast drei Meter großen roten Sonnenschirm auf, der auf einem über zwei Meter hohen Stab montiert war. Darum legte er einen etwa 60 Zentimeter hohen Zaun aus Rohr, der die Sonnenstrahlen reflektierte und die Farbe des Schirms in die gesamte Umgebung streute. Hideyoshi war so entzückt von der Installation, dass er Hechigwan zum Dank die Steuern erließ.
    CHA-NO-YU: THE JAPANESE TEA CEREMONY VON A. L. SADLER, 1962
    Die Macht der Symbole lässt sich auch gut nutzen, um die eigenen Truppen, das eigene Team zu einen, zusammenzuschweißen und zu motivieren. Während eines Aufstands gegen den französischen Absolutismus Mitte des 17. Jahrhunderts versuchten die Königstreuen, die Rebellen dadurch zu diskriminieren, d ass sie sie mit dem Namen fronde belegten, dem französischen Ausdruck für die Schleuder, mit der kleine Jungs große Jungs erschrecken. Kardinal de Retz beschloss, diesen abwertenden

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