PR 2540
Kuppel der Feinde dar. Warum bot er ihm etwas an, was schon in wenigen Tagen überlebenswichtig werden konnte? Wollte er demonstrieren, dass er über den Dingen stand? Dass es auf eine einzelne Mahlzeit nicht ankam, sondern man auf das große Ganze sehen musste? Dass er nicht bereit war, sein Verhalten grundlegend zu ändern?
»Iss!«, wiederholte sein ehemaliger Lehrmeister.
Kardo Tarba gehorchte. Der Riegel schmeckte fad, geschmacklos und ausgetrocknet, aber er gab seinem Körper neue Energie.
Der Alte blickte ihn listig an. »Wusstest du schon, dass wir alle längst verdurstet sein werden, ehe wir verhungern? Unsere Wasservorräte sind nahezu aufgebraucht. Ich halte die Dreitageprognose für äußerst gewagt und optimistisch.«
Daher weht also der Wind , dachte Kardo. »Zurück zu meiner Idee. Wir senden einen Unterhändler zu den Terranern. Mich, um genau zu sein. Ich hoffe, du wirst mich unterstützen. Es ist meine Idee, keiner wird sie also überzeugender repräsentieren können als ich.«
»Weiter!«, forderte Khitar.
»Ich biete den Terranern eine ehrenhafte Kapitulation an. Ihre einzige Überlebenschance besteht darin, binnen einer Tagesfrist abzuziehen. So stelle ich es zumindest dar: unser Entgegenkommen dafür, dass sie sich während ihres letzten Vorstoßes als ehrenhafte Kämpfer erwiesen haben. Vor allem diese schwarze Kampfbestie hat dafür gesorgt, dass auf beiden Seiten viele Leben geschont wurden. Auch deshalb bin ich der Richtige, um als Unterhändler aufzutreten, weil ich bereits Erfahrungen mit ihr gesammelt habe.«
Kardo erinnerte sich genau an den schwarzen Koloss im roten Kampfanzug, an die vierarmige Bestie mit den drei glühenden Augen, die wie ein Berserker in die Reihen der Jaranoc gestürmt war.
Wie hätte er dieses Wesen jemals vergessen können? Schließlich ging es ihm eigentlich nicht um die Botschaft, die er angeblich zu überbringen plante; er wollte stattdessen einzig und allein mit dem Koloss zusammentreffen und die ganze Situation auf seine Weise lösen.
Doch das konnte er weder Vuran Khitar noch irgendjemand anderem mitteilen, und wenn eine sorgsam ausgeklügelte Lügengeschichte dazu nötig war, sollte es eben so sein. Es zählte nur das Ergebnis: die persönliche Kontaktaufnahme mit der schwarzen Bestie im roten Kampfanzug.
»Ich werde dreist auftreten«, fuhr er deshalb fort. »Selbstsicher und überzeugt. Die Terraner haben den Start des Hyperdim-Perforators mit eigenen Augen beobachtet. Ich werde ihnen erklären, was es bedeutet und wie der Perforator arbeitet. Dann werden sie verstehen, dass VATROX-VAMU bald kommen wird. Für die Terraner ist es dabei unerheblich, ob es geschieht, bevor oder nachdem wir verhungert sind.« Er stockte. »Oder verdurstet.«
»Ich verstehe nun deine Botschaft«, sagte Khitar. Aus seinem Tonfall war nicht herauszulesen, ob er sie zu unterstützen gedachte.
»Wenn VATROX-VAMU kommt, wird er sämtliche Belagerer töten. Das ist die eine Alternative, vor die ich die Terraner stelle. Die andere dürfte für sie wesentlich besser klingen. Sie besteht darin, dass die Terraner kapitulieren. In diesem Fall werde ich in VATROX-VAMUS Namen anbieten, dass er die Terraner in seinen Schoß aufnehmen wird, statt sie zu vernichten.«
»Es ist und bleibt eine Lüge, weil du nicht für VATROX-VAMU sprechen kannst.« Vuran Khitar zog den Nackenschild herab, eine Geste, die zeigte, dass er sich in großem Maß entspannte. Seine Entscheidung war gefallen. »Diese Entscheidung liegt einzig und allein bei ihm selbst.«
»Du nennst es Lüge«, schränkte Kardo ein. »Ich betrachte es als Bluff, der militärisch gerechtfertigt ist aufgrund unserer Notlage. Sag selbst – als gelehrter Militärstratege ... würdest du es anders beurteilen?«
»Wie könnte ich das, mein Schüler? Deine Analyse ist tadellos. Du hast vom Meister gelernt.«
Deine Arroganz wird eines Tages für deinen Untergang sorgen . Der Anführer der vierten Jar-Division wandte sich zum Ausgangsschott. »Also ist es beschlossene Sache? Du wirst meinen Antrag unterstützen?«
»Verlass dich auf mich.«
Das werde ich. Und dann werde ich euch auf eine Art und Weise retten, an die keiner von euch auch nur gedacht hat.
Denn welche brauchbaren Alternativen gab es?
Die Hälfte der Jaranoc töten, damit die andere Hälfte vielleicht überlebte? Einen Ausfall riskieren, der unweigerlich mit dem Tod aller enden würde? Einen Bluff vorbringen, auf den ein
Soldat vom Rang der schwarzen
Weitere Kostenlose Bücher