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PR 2540

PR 2540

Titel: PR 2540 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unter dem Schleier
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dachte Kardo Tarba. Und es ist bereits viel schlimmer, als ich angenommen hatte. Ob Khitar das wahre Ausmaß unseres Zerfalls schon vor dieser Versammlung bewusst war? Die Ordnung der Dinge ist bereits zerbrochen .
    Ein einziger Blick in die Runde bewies dies auf ebenso traurige wie endgültige Weise. Ein Verhalten wie dieses hätte Kardo unter den militärischen Anführern seines Volkes, ja sogar unter einfachen Soldaten nicht für möglich gehalten.
    Ruhe kehrte erst ein, als dieses Mal Vuran Khitar den Kreis verließ. Er stand gebückt, als laste vielfache Gravitation auf seinem alten Körper.
    »Die Konsequenzen dessen, was ich zu sagen habe, mögen weitreichend sein, aber wir sollten handeln, solange wir dazu in der Lage sind«, sagte der ehemalige Lehrmeister. »Jeder von euch mag darüber nachdenken, was ihm lieber wäre, wenn VATROX-VAMU diesen Planeten erreicht. Soll er den stinkenden Leichenberg vorfinden, von dem ich geredet habe, das Zeichen dafür, dass wir alle versagt haben? Oder soll er starke Krieger antreffen, seine Diener, die für ihn sämtliche Schwierigkeiten überwunden haben?«
    Er ließ die Worte kurz wirken, ehe er fortfuhr und den ungeheuerlichsten Vorschlag unterbreitete, den Kardo Tarba jemals gehört hatte.
    »Viele von euch wissen es nicht, aber es steht fest, dass wir die 88.000 überlebenden Soldaten mit unseren Nahrungsmitteln noch für genau drei Tage am Leben halten können. Ob diese Zeit genügt, diese Frage kann niemand von uns beantworten. Wir wissen nicht, wie schnell VATROX-VAMU kommen wird. Heute? Morgen? In einer Woche? Aber eins steht fest: Was 88.000 Jaranoc für drei Tage ernährt ...« Er ließ seinen Blick reihum wandern. »Was 88.000 Jaranoc für drei Tage ernährt, genügt doppelt so lang für 44.000 von uns.«
    Damit wandte er sich um und stampfte davon.
    *
    Worte, Vorschläge und Meinungen rauschten an Kardo Tarba vorüber. Er hörte sie wohl, aber er nahm sie nicht wahr. Egal, was auch immer gesagt wurde, es musste bedeutungslos sein angesichts dessen, was Vuran Khitar von sich gegeben hatte.
    Was 88.000 Soldaten drei Tage lang am Leben hält, reicht für die Hälfte von ihnen sechs Tage lang.
    Dies entsprach der Wahrheit, genau wie das leere Gewäsch der anderen. Der Unterschied bestand nur darin, dass diese Aussage, so radikal sie auch sein musste, in jeder Hinsicht stimmte. Khitar war sich der Bedeutung seiner Worte zweifellos bewusst.
    Genau wie Kardo Tarba sich instinktiv weigerte, die Hälfte der ihnen anbefohlenen Soldaten zu töten, damit die andere Hälfte länger überleben konnte.
    Der Anführer der vierten Jar-Division konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen Plan von solcher Radikalität gehört zu haben – und von solch unfassbarer Grausamkeit.
    Er wusste nicht, ob er den alten Jaranoc verabscheuen oder ihm dafür danken sollte, dass er als Einziger gewagt hatte, so weit zu denken. Denn lag es vielleicht nur im Auge des Betrachters, ob sie 44.000 Jaranoc töteten ... oder 44.000 Jaranoc retteten?
    Doch etwas in ihm rebellierte dagegen. War es nicht besser, wenn alle starben, ehe ein solch unfassbares Opfer gebracht wurde?
    Und was wäre, wenn sechs Tage VATROX-VAMU nicht genügten? Musste in diesem Fall nicht die Zahl der Jaranoc von vornherein weiter reduziert werden?
    Ihm wurde übel bei der Vorstellung, dass er als Anführer einer Division vielleicht derjenige sein würde, der entschied, wer sterben und wer überleben musste. Gewiss, in einer Schlacht galt es, eine solche Entscheidung häufig zu treffen, und Kardo Tarba hatte mehr als einmal Untergebene in den sicheren Tod geschickt – aber dies war etwas völlig anderes.
    Dies war keine Schlacht gegen einen Gegner, sondern gegen sich selbst. Gegen das, was einen Jaranoc im tiefsten Inneren definierte.
    Niemand schien ihn zu beachten, als er seinen Platz ebenfalls verließ und seinem ehemaligen Stellvertreter in der Leitung der vierten Division hinterhereilte. Der alte Vuran Khitar ging langsam, gerade so, als hoffe er darauf, dass ihm jemand folgte, um ihn zur Rede zu stellen.
    Tarba beschleunigte seine Schritte, bis er sich auf gleicher Höhe mit Khitar befand.
    Der Alte wandte nicht einmal den Blick. »Ich wusste, dass du kommen würdest.« Der Tonfall seiner Worte be stätigte, dass er alles andere als überrascht war.
    »Weil du glaubst, ich stimme deinem Irrsinn zu?«
    »Weil ich weiß, dass dein Geist wach ist, auch in der Krise.« KhitarsSchnabelhälften klapperten aufeinander, als

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