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PR 2620 – Fremde in der Harmonie

PR 2620 – Fremde in der Harmonie

Titel: PR 2620 – Fremde in der Harmonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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für den normalen Publikumsverkehr war dieser innere Bereich gesperrt.
    Dem Kameraauge, das mir entgegensauste, nannte ich meinen Namen und ergänzte, dass Jezzel auf mich wartete.
    »Sehr wohl«, lautete die Antwort aus einem angeschlossenen Akustikfeld. »Ich geleite dich, bitte folge mir.«
    Was sonst?, dachte ich, sinnierte aber nicht weiter über die Programmierung dieser Roboteinheit nach.
    Es gab Wichtigeres, und ich fragte mich, ob ich auserwählt war.
    Auserwählt, um das Rätsel zu lösen, an dessen Oberfläche ich zurzeit kratzte. Mehr denn je war ich überzeugt, dass es tatsächlich um viel gewaltigere Dinge ging.
    Unharmonische Fremde tauchten auf, fanden Hilfe, entzogen sich dem Zugriff von mir und meinesgleichen ... Etwas ging vor auf diesem Planeten!
    Stimmten die Gerüchte?
    Sammelten sich die Feinde der Harmonie?
    Gingen sie zum Angriff über?
    Begann der Krieg ... und war ich auserwählt, ihn für meine Seite, für die Wächter der Harmonie, entscheidend zu führen?
    Ich konzentrierte mich, und die Herlakschwinge wogte seitlich an meinem Kopf, als ich Jezzel gegenübertrat. Seine Begrüßung fiel noch direkter und unfreundlicher aus als sonst.
    »Es gibt Probleme«, sagte er. »Große Probleme.«
    Zwei schwer bewaffnete Soldaten standen neben ihm und starrten mich durch die Augenschlitze ihrer Masken eiskalt an.

4.
    Alaska Saedelaere
     
    Plötzlich schnellte das Firibirim als schwarzes Fellknäuel auf Saedelaere zu. Es fiepte kläglich, und der lange Schwanz ringelte sich in der Luft.
    Es landete auf der Schulter des Aktivatorträgers und schaute ihn aus den riesigen Augen an, die aus dem wollfadenartigen Fell ragten. Dann rollte es sich über Saedelaeres Arm nach unten, schnippte mit der Schwanzspitze die Gürteltasche auf und verkroch sich darin.
    Der Maskenträger nahm es erstaunt zur Kenntnis und murmelte etwas Beruhigendes vor sich hin; er fühlte sich unsicher im Umgang mit dem Firibirim.
    »Was ist mit ihm?«, fragte Eroin Blitzer.
    »Wenn ich das nur wüsste. Erst zeigt es sich stundenlang nicht, dann das hier. Es ist fast, als würde es Schutz suchen.«
    »Aber warum?«
    Der Aktivatorträger zuckte die Achseln.
    Im selben Augenblick zeigte ein summender Ton an, dass jemand die Suite – den goldenen Käfig, wie Saedelaere es für sich nannte – betreten wollte. Eine künstliche, wohlmodulierte Stimme kündigte als Besucher Gardeleutnant Pridon an.
    Erstaunt senkte Saedelaere den Blick zur Gürteltasche, die soeben zuklappte. Als ob das Firibirim genau gewusst hätte, dass der Mann auftauchen würde, den es durch sein beherztes Eingreifen schwer verletzt und fast getötet hatte.
    Er bestätigte und bat seinen Gast einzutreten. Der Zimmerservo entriegelte und öffnete die Tür.
    Das Erste, was dem Aktivatorträger auffiel, war das perfekt beherrschte Auftreten des Gardeleutnants. Man sah ihm die extremen Verletzungen nicht mehr an. Die grau marmorierte Haut seiner Hände wies nur noch leichte Spuren der Verbrennung auf, die linke mehr als die rechte.
    Pridon trug wieder seine alte Maske oder eine perfekte Kopie davon. Filigran gestaltet, umschloss sie sanft geschwungen fast den gesamten Kopf, was weitere mögliche Spuren der extremen Verletzungen verbarg. Sie bestand, wie Blitzer einmal festgestellt hatte, aus technoider Nanoseide, die die Gesichtsstruktur betonte.
    An Feuerflammen erinnernde Strukturen auf der Maske wirkten, als würden sie sich bewegen – blitzende Kristalle, die eine eigenartige Wirkung auf den Betrachter ausübten und dem Schädel eine ungewöhnliche Tiefenwirkung verliehen.
    »Ich danke dir, dass du mich empfängst«, begann der Gardeleutnant. »Du sollst einige Details erfahren, um nicht länger im Ungewissen zu bleiben. Dass du nicht einmal den Namen der Herzogin kanntest, hat mich nachdenklich gemacht. Du verdienst mehr, Saedelaere.«
    Der Aktivatorträger schwieg, wartete ab.
    »Mein Volk bezeichnet sich selbst als Rombina«, fuhr Pridon fort. »Du hast wahrscheinlich schon entdeckt, dass meine rechte Hand nur sechs Finger hat. Es handelt sich dabei um einen Geburtsfehler. Oder um Bestimmung, das ist Ansichtssache. Jeder andere Rombina verfügt über 14 Finger, ich über 13. Dieser Zahl kommt eine besondere Bedeutung in meinem Leben zu.«
    Er will sich mir offenbaren, erkannte Saedelaere, will mir zeigen, wer er wirklich ist, hinter der äußeren Fassade.
    Dies war der erste Schritt zu einer effektiven Zusammenarbeit, zu einer tieferen Vertrauensbasis zwischen

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