PR 2620 – Fremde in der Harmonie
den beiden Männern, die aus weit voneinander entfernten Regionen des Kosmos stammten und die doch durch ein erstaunliches Schicksal miteinander verbunden waren.
Und sosehr sich Saedelaere freute, dass es einen Fortschritt gab, sosehr fühlte er auch eine plötzliche Bedrückung. Denn es würde nicht ausbleiben, dass auch er einiges von sich selbst preisgeben musste.
Für ihn, den verschlossenen Einzelgänger, eine alles andere als leichte Aufgabe. Doch er war bereit.
Was nötig war, duldete nun keinen Aufschub mehr.
*
Pridon nannte nahezu unablässig Daten und Fakten – etwas, das der Aktivatorträger zuvor schmerzlich vermisst hatte.
Auch störte sich der Gardeleutnant nicht an Eroin Blitzers Gegenwart, was der Zwergandroide scheinbar unbewegt zur Kenntnis nahm.
»Unsere Völker gleichen einander sehr«, sagte Saedelaere schließlich.
Sein Gegenüber gab ein leises Lachen von sich. »Mehr noch, du und ich als Individuen haben Gemeinsamkeiten, die weit darüber hinausgehen, dass auch du eine Maske trägst, obwohl du nicht zur Harmonie gehörst. Ich will dir nicht verhehlen, dass dieser rein äußerliche Zufall uns zunächst alle sehr misstrauisch werden ließ.«
»Ich trage die Maske aus völlig anderen Gründen als ihr«, erklärte Saedelaere. »Nämlich nur deshalb, weil ich es muss. Das Cappinfragment hat eine unheilvolle Ausstrahlung – und damit meine ich nicht das, was ihr selbst erlebt habt. Jedes Wesen, das es ungeschützt ansieht, verliert den Verstand. Die Maske ist für mich also eine reine Notwendigkeit, ein Schutz der anderen vor ... mir.«
»Tatsächlich?« Pridon streckte abwehrend die Hand aus. »Antworte mir nicht, Saedelaere, sondern denk einfach darüber nach. Es tut nichts zur Sache. Aber mir scheint, die Maske bedeutet viel mehr für dich, als du dir selbst eingestehen willst.«
Der Aktivatorträger verkrampfte sich innerlich. Er durfte sich nicht ablenken lassen, nicht in dieser wichtigen Phase des Gesprächs.
Unwillkürlich nestelte seine Hand an seiner Gürteltasche, und er erkannte überrascht, dass er nach dem Firibirim tastete, um durch die Berührung des pelzigen Wesens innere Ruhe zu finden.
Rasch zog er die Finger zurück. Andere mochten auf derlei Haustiere angewiesen sein, er nicht. Es war ihm völlig fremd, auf diese Weise ... Trost zu suchen.
Sie standen noch immer nahe bei der Ausgangstür. Nun ging Pridon wie selbstverständlich einige Schritte in den Raum und setzte sich ungefragt direkt neben der Wassermulde auf den Boden. Die Beine verschränkte er dabei und stützte sich mit beiden Händen auf den Seiten ab.
Leicht verwundert tat Saedelaere es ihm gleich. Die Wasserfläche glänzte zwischen ihnen im Licht, das von der Decke strahlte.
Der Gardeleutnant legte den Kopf in den Nacken. »Darf ich?«
Der Aktivatorträger erteilte die Erlaubnis, ohne zu wissen, was sein Besucher überhaupt wünschte.
Für Pridon hingegen handelte es sich offenbar um eine Selbstverständlichkeit, die er nicht einmal erwähnenswert fand. Das machte Saedelaere erneut klar, wie wenig er über Kultur und Gepflogenheiten innerhalb des Reiches der Harmonie wusste.
»Aktivieren!«, sagte Pridon in dumpfem Tonfall.
An der Decke, bislang unsichtbar, flammte eine Lampe auf, die rötliches Licht auf die Wasseroberfläche schickte, wo es sich brach. Ein Lichtspiel wie aus tausend Regenbogen entstand. Gleichzeitig schlug Saedelaere angenehme, leicht feuchte Wärme entgegen wie von einem lauen Sommerwind an einer Küste auf Terra.
Die Flammen auf Pridons Maske schienen sich hastiger zu bewegen.
Nun erst wurde Saedelaere klar, wie erstaunlich es im Grunde genommen war, dass sein Gegenüber weiterhin ausgerechnet dieses Muster verwendete: Flammen. Wo er doch fast in einer Explosion aus Hitze und Feuer gestorben wäre.
»Du sollst also etwas mehr über das Reich der Harmonie erfahren«, sagte Pridon. »Fremde sind für uns ... unangenehm. Sie sind nicht harmonisch.«
»Und woran zeigt sich das?«, begehrte Alaska Saedelaere zu wissen.
Der Gardeleutnant zögerte mit der Antwort. In dieser Zeit ließ sich auch Eroin Blitzer vor der Wasseroberfläche nieder. Er tauchte seine kleinen dürren Finger hinein; es war, als wolle er nach einem der zahllosen Regenbogen greifen, die einen ätherischen Tanz aufführten.
»Euch fehlt etwas«, antwortete Pridon ausweichend. »Vielleicht erzähle ich dir später mehr darüber, doch lass uns zunächst bei ... einfacheren Fakten bleiben.« Dabei warf
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