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PR 2620 – Fremde in der Harmonie

PR 2620 – Fremde in der Harmonie

Titel: PR 2620 – Fremde in der Harmonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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hatte.
    Soeben betrat Herzogin Rhizinza Yukk das Kommandoschiff.
    Damit war die wichtigste Person an Bord, deren Sicherheit garantiert bleiben musste.
    Je länger Pridon die Abkopplung hinauszögerte, umso mehr stieg die Gefahr, dass es zu spät für sie alle war ... dass sämtliche noch angedockten Schiffe ebenfalls ins Verderben gerissen wurden.
    Aber auf der anderen Seite der Waage stand das Schicksal von so vielen, die sich sekündlich retteten.
    Eine Minute bedeutete das Überleben von Dutzenden.
    Oder den Tod von Tausenden.
    Pridon versuchte Funkverbindung zu Alaska Saedelaere herzustellen. Es blieb still. Es spielte auch keine Rolle. Nicht mehr. Nicht im Angesicht des Todes.
    Auf Bildschirmen sah er die Schleusen, die von dem Palast zu seinem Schiffsverbund führten. Escalianer hetzten hindurch. Manche schleppten andere mit sich, die verletzt waren. Einige hatten sogar ihre Masken verloren und scherten sich überhaupt nicht darum.
    Die Aufnahmekapazität von Einheit Vier, dem kleinsten Schiff, konzipiert für zwanzig Mann Besatzung, war längst erreicht. Mehr als zwei Dutzend Personen überschritten bereits die höchstmögliche Grenze von Passagieren – es gab schlicht keinen Raum mehr. Und doch fing die Kamera etliche Menschen auf, die der Schleuse entgegenrannten.
    »Wir müssen schließen!«, empfing Pridon die Nachricht des Kommandanten der kleinen Einheit. »Was sollen wir tun?«
    In diesem Augenblick verfluchte der Gardeleutnant seine Entscheidung, sich mit Beginn des Notfalls wieder einsatzfähig zu melden und den Oberbefehl über alles an sich zu reißen. Denn nun lag es an ihm. Nun musste er über Leben und Tod entscheiden.
    »Was soll ich ...«, begann der Kommandant erneut.
    »Schließen«, sagte Pridon.
    Mit diesem einen Wort, diesem simplen Befehl, rettete er etwa fünfzig Escalianer – und verurteilte einige andere zum Tod. Wie viele, wusste er nicht.
    Doch er sah auf dem Bildschirm, ehe er den Blick abwandte, in zwei weit aufgerissene Augen hinter breiten Augenschlitzen. Ein ganzes Leben schien sich darin zu spiegeln, und Pridon war klar, dass er diesen Augenblick nie mehr vergessen konnte.
    »Analyse des Palastes!«, befahl er, mühsam beherrscht.
    Die Auswertung erfolgte sofort. »Zwanzig Prozent zerstört, Gesamtstruktur höchst instabil. Angesichts des tobenden Orkans und der Nähe des Schlundes findet die völlige Vernichtung durch Explosion in maximal neun Dun statt.«
    Neun Dun.
    Der Abkopplungs- und Startvorgang des Raumschiffskomplexes würde mindestens sechs Dun verschlingen. Danach die Flucht außer Reichweite des Tryortan-Schlundes ...
    Es blieb keine Wahl.
    Gardeleutnant Pridon schaute auf die Bildschirme.
    Er sah Flüchtlinge.
    Escalianer.
    Harmonische.
    Schutzbefohlene.
    »Alle Schleusen schließen, Verbund abkoppeln, Flucht einleiten!«, befahl er.
    Und schloss die Augen.
     
     
    Alaska Saedelaere
     
    Saedelaere hörte das leise Fiepen des Firibirim in der Gürteltasche, und er sah auf Eroin Blitzer, der vor ihm stand. Damit waren die beiden Wesen, die in diesen Tagen seine wichtigsten Begleiter bildeten, bei ihm versammelt.
    Abgesehen von Pridon, der in der Zentrale des Raumschiffsverbunds die Evakuierung leitete. Der Aktivatorträger ahnte, welche schreckliche Entscheidung der Gardeleutnant treffen musste, denn angesichts der Zerstörungen konnte nie und nimmer genug Zeit bleiben, allen Bewohnern des Palasts die nötige Zeit zu verschaffen.
    Durch ein Außenfenster beobachtete Saedelaere, wie der Hyperorkan tobte und sich der rote Aufriss des Tryortan-Schlundes näherte.
    Eine der Aufbauten des einst herrlichen Palastes riss ab und trudelte dem Schlund entgegen. Das riesige Metallgebilde wurde zermalmt, und Fontänen aus gefrierendem Sauerstoff zerbrachen sofort und verschwanden in den Gewalten.
    Mit einem Klacken löste sich der Raumschiffsverbund und steuerte seitlich weg.
    Der Verwaltungspalast fiel zurück und zerbarst im nächsten Augenblick. Ob es die radikale Entkoppelung war oder ob Pridon buchstäblich die letzte Sekunde gewählt hatte, blieb Saedelaere unklar.
    Die Trümmerstücke explodierten, wirbelten wie Teile eines gigantischen Feuerwerks. Eine Rettungskapsel trieb hilflos in dem Chaos und detonierte.
    Schreie gellten rundum.
    Sie erst machten Saedelaere klar, dass er sich mitten in einer Flüchtlingsmenge befand. Viele waren verängstigt, panisch, hielten Ausschau nach Freunden, Verwandten, Geliebten.
    Der Tryortan-Schlund verschlang die Überreste des

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