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PR 2620 – Fremde in der Harmonie

PR 2620 – Fremde in der Harmonie

Titel: PR 2620 – Fremde in der Harmonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Palastes, und als sei damit sein Hunger erst geweckt worden, änderte er plötzlich seinen Kurs und steuerte auf den Flüchtlingsverbund aus aneinandergekoppelten Schiffen zu.
    Saedelaere verscheuchte diesen Gedanken. Er durfte dieses Naturphänomen nicht für etwas Lebendiges mit eigenem Willen halten, es nicht vermenschlichen!
    Es musste sich um einen Zufall handeln. Oder möglicherweise wurde das gigantische Ding von irgendetwas angezogen und von seinem Kurs abgebracht.
    »Vollschub!«, dröhnte eine Stimme durch den Raum.
    Im nächsten Augenblick glaubte Saedelaere, zerrissen zu werden. Ein Entzerrungsschmerz jagte durch seinen Körper, brachte ihn zum Glühen, brutaler als alles, was er seit Langem erlebt hatte.
    Der Intermitter-Antrieb? Aber normalerweise fühlte man die Transitionen der Schiffe nicht. Dies hier musste ...
    Saedelaere schrie.
    Krümmte sich.
    Rund um ihn brachen Dutzende zusammen.
    Wie durch einen roten Schleier sah der Aktivatorträger in den Weltraum hinaus, entdeckte die anderen Schiffe des Verbunds, den Schlund, sah, wie sich alles verzerrte, unscharf wurde und wieder entstand.
    Sein Cappinfragment jagte tausend Blitze unter den Rändern der Maske hervor; der Widerschein flackerte auf den Gesichtern rundum.
    Es blitzte vor seinen Augen.
    Wieder dieser Schmerz.
    Er glaubte etwas zu hören: Eroin Blitzer. »Alrasssssssss...«
    Der Laut dehnte sich zu einer Ewigkeit.
    Dann blieb nichts mehr.

7.
    Uyari Lydspor,
    Harmoniewächter
     
    Ich stieg in den Gleiter und suchte sofort ein öffentliches Kandran-Bad auf.
    Diese wenigen Minuten Entspannung und Sammlung musste ich mir gönnen; ich sah es nicht als verlorene Zeit an, sondern als effektive Möglichkeit, mich auf die neue Situation einzustellen.
    Immerhin hatte das Gespräch mit Jezzel mein Leben sprichwörtlich auf den Kopf gestellt und den Kehlsack gebläht, wie die jungen Kandran es nannten. Das alles verlangte nach einer intensiven Besinnung, ehe ich die nächsten Schritte ging.
    Gerade in dieser Anfangsphase meiner Ermittlungen durfte mir kein Fehler unterlaufen. Deshalb war es von entscheidender Bedeutung, dass ich mich perfekt konzentrieren konnte.
    Im dritten Stock des Badehauses fand ich einen freien Gleiterplatz und verankerte mein Fahrzeug an der Fassade. Sofort eilte ein dienstbeflissener Robot herbei, um mir beim Aussteigen zu helfen.
    »Nicht nötig«, sagte ich.
    »Wie du wünschst.«
    Die wenigen Meter auf dem Steg legte ich rasch zurück. Da ich stets eines der besseren Kandran-Bäder wählte, verfügte auch dieses dankenswerterweise schon im Außenbereich über eine Schallisolierung; der Lärm der Stadt drang nicht bis zu mir.
    »Darf ich um deinen Eintrittschip bitten?«, fragte ein gelangweilter Angestellter vor dem eigentlichen Eingang. »Du kannst ihn auch bei mir erwerben.« Sein Atem hinter der Maske ging rasselnd.
    Nicht gerade ein besonders gutes Aushängeschild für diesen Betrieb ...
    »Ich muss ihn in der Tat kaufen«, sagte ich beiläufig. Anschließend nannte ich meinen Namen und die Identifikationsnummer, mit der er meine Angaben überprüfen und für das Eintrittsgeld auf meine finanziellen Mittel zugreifen konnte.
    Als der Rechner meine Identität bestätigte, ging ein Ruck durch die schlaffe Gestalt des Bediensteten, und jede Langeweile schien bei ihm wie weggewischt. »Uyari Lydspor, Harmoniewächter«, las er vor.
    Für mein Empfinden ging er dabei eine Spur zu laut vor. In diesem Moment wollte ich nur ein Kandran unter vielen sein, sozusagen anonym unterwegs.
    »Dein Geld benötigst du hier nicht«, fuhr der Angestellte fort. »Bitte tritt ein. Es ist schön, dass es noch Helden gibt.«
    Einigermaßen verblüfft ging ich weiter. So etwas passierte mir selten. In der Kabine legte ich meinen Plastikstreifen-Anzug ab und ließ mich wenig später in eine angenehm temperierte Feuchtkuhle sinken.
    Der Sprühnebel war eine Wohltat, ganz zu schweigen von der harzigen Duftmischung. Zusätzlich drückte ich mit der Zunge den Spender auf der Innenseite meiner Maske – das Onezinar vermischte sich mit dem künstlichen Aroma.
    Ich tat einige tiefe Atemzüge, dann ließ ich die Kuhle fluten. Das voreingestellte Programm mischte eiskalte Druckwellen bei.
    Das Leben hatte durchaus angenehme Seiten, das musste ich zugeben. Während meine Füße von Braktar-Symbionten gereinigt wurden, wodurch sich die Feuchtigkeitsaufnahme verbesserte, ließ ich meinen Gedanken freien Lauf.
    Dass ich in der Harmonieschule meine

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