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PR 2620 – Fremde in der Harmonie

PR 2620 – Fremde in der Harmonie

Titel: PR 2620 – Fremde in der Harmonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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SERUNS ein.
    Gerade als Saedelaere die Suite verlassen wollte, flackerte die Holowand noch einmal auf und zeigte ein erschreckendes Bild.
    Die Trichteröffnung des Tryortan-Schlundes füllte alles aus und wirkte tatsächlich wie ein Maul, das nur darauf wartete, den Palast zu verschlingen. Ein Löwe, direkt vor dem finalen Biss, der seine Beute zermalmte.
     
    *
     
    Als sei es selbstverständlich, übernahm Alaska Saedelaere die Führung des kleinen Trupps. Von Geleit durch die beiden Soldaten konnte keinesfalls die Rede sein.
    Lediglich ein Roboter flog heran und schloss sich an, wohl bereit dazu, den Aktivatorträger und den Zwergandroiden anzugreifen, sollten sie sich zur Wehr setzen oder einen Fluchtversuch starten – lächerlich angesichts der Situation. Saedelaere war überzeugt, dass der entsprechende Befehl nicht von Pridon stammte.
    Solange die Kampfeinheit ihn nicht störte, würde er es aber akzeptieren.
    Die Flucht ging durch ein Gewirr aus Korridoren und Antigravschächten, auf deren Technologie er sich jedoch angesichts des Chaos nicht mehr verlassen wollte. Er nutzte die Flugaggregate des SERUNS, Blitzer die Möglichkeiten seines eigenen Anzugs.
    Die beiden Soldaten verfügten nicht über entsprechende Technologie, weshalb Saedelaere darauf achtete, vertikale Schächte stets unter ihnen zu nutzen, um einen Absturz zu vermeiden.
    Das Bizarre der Situation ließ er dabei bewusst außer Acht. Wenn er den Escalianern – seinen Bewachern – helfen oder in einer Notsituation das Leben retten konnte, würde er es, ohne zu zögern, sofort tun.
    Es ging gut, bis wenige Meter vor ihnen unvermittelt ein Stück der Decke einbrach.
    Metallfetzen donnerten in die Tiefe, Feuer und Rauch pufften hinterher. Aus den Schwaden sirrten die Trümmer eines Roboters, der offenbar explodiert war und dadurch die Zerstörung ausgelöst hatte.
    Der Schutzschirm des SERUNS aktivierte sich selbsttätig. Saedelaere versuchte, die beiden Soldaten zu schützen, indem er sich vor sie stellte. Ihre Schutzanzüge waren weitaus schlechter ausgestattet als der SERUN, was sich nicht nur am fehlenden Flugaggregat zeigte.
    Der Schirm flackerte, als Metalltrümmer in ihm verpufften.
    Noch ehe Saedelaere nachfragen konnte, gab Blitzer eine Klarmeldung.
    Der Rauch verzog sich, und es war ohne Weiteres möglich, den Berg aus Trümmern zu übersteigen. Der Aktivatorträger nahm ungerührt den Dank der Soldaten an, denen offenbar genau klar war, wie sich die Rollen in Wirklichkeit verteilten.
    Kaum lag die Einsturzstelle hinter ihnen, fiel die automatische Schwerkraft aus. Der SERUN kompensierte sofort, auch die beiden Soldaten schwebten nur kurz in die Höhe, ehe sie auf den Boden zurücksanken und den Verlust der künstlichen Gravitation ebenfalls ausglichen.
    Blitzer zischte an Saedelaere vorüber, meldete sich per Funk. »Wir müssen uns beeilen! Es bleibt nicht mehr viel Zeit!«
    Sie konnten nur hoffen, die angedockten Schiffe rechtzeitig zu erreichen, ehe der Palast endgültig auseinanderbrach.
     
     
    Gardeleutnant Pridon
     
    Pridon stand in der Zentrale der EINKLANG, seines Kommandoschiffes, und zögerte die Abkopplung vom zerbrechenden Verwaltungspalast so lange wie möglich hinaus.
    Er fühlte nacktes Entsetzen. So hatte er sich die Heimkehr in die Heimat nach all den Schwierigkeiten nicht vorgestellt – denn die größte aller Katastrophen wartete ausgerechnet hier auf ihn.
    Die Evakuierung war in vollem Gange. In jeder Sekunde trafen einzelne Escalianer in dem Raumschiffsverband ein. Roboter scheuchten sie weiter, verteilten sie, sodass sich die ersten Einheiten bereits bis zur äußersten Kapazität füllten und es möglich wurde, sie abzukoppeln.
    Dem Gardeleutnant blieb nichts übrig, als zuzusehen und zu hoffen. All diese Harmonischen, die er als seine Schutzbefohlenen ansah ... Er konnte nichts mehr aktiv für sie tun, um sie zu retten. Nur das Unvermeidliche, solange es irgend möglich war, hinauszögern.
    Doch wenn er sich die Analysen des teilweise schon implodierenden Palastes betrachtete, wusste er, dass er nicht mehr lange warten durfte. Nicht lange genug. Vielen Bewohnern würde es nicht vergönnt sein, die rettenden Schiffe zu erreichen.
    Manche würden zurückbleiben müssen und vergehen, von dem hyperphysikalischen Chaos und dem zerbrechenden Palast zermahlen und zerquetscht werden.
    Kälte breitete sich in dem Gardeleutnant aus, und es war schlimmer als die beiden Male, in denen der Tod nach ihm selbst gegriffen

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