PR 2620 – Fremde in der Harmonie
glaubte Saedelaere ein Bild in der Holowand zu erkennen. Ein gewaltiges, tiefrotes Ding mitten im All, das förmlich auf den Palast zusprang. Oder eben umgekehrt: Das Schiff raste auf dieses Etwas zu, das in seiner Form an einen riesigen Trichter erinnerte.
Dunkelrot, wie das gigantische Maul einer Bestie, in dem schwarze, lichtlose Blitze zuckten, die die Realität selbst zu zermalmen schienen.
Ein Tryortan-Schlund!
Es konnte keinen Zweifel geben: Das Palastschiff steckte mitten in einem Hyperorkan.
Wieder dröhnte ein entsetzliches Ächzen durch den Raum. Das Firibirim quiekte ängstlich. Der Aktivatorträger eilte zum Kommunikationsterminal und öffnete eine Verbindung in die Zentrale. Er verlangte, Gardeleutnant Pridon zu sprechen.
Niemand antwortete ihm.
Stattdessen heulte der Alarm weiter, verstärkte sich sogar, indem das Licht leicht seine Farbe änderte.
Die Tür öffnete sich. Eroin Blitzer rannte auf seinen kurzen Beinen in die Suite. Ehe er Saedelaere erreichte, ging ein Ruck durch den Palast.
Der Zwergandroide wurde von den Füßen gerissen, fiel und überschlug sich am Boden. Als er zur Ruhe kam, lag eines seiner Kästchen neben ihm; er griff es mit einer raschen Bewegung und ließ es in einer Tasche verschwinden.
Natürlich war Eroin Blitzer nicht allein gekommen. Die beiden Soldaten, die ihn zuvor auch abgeholt hatten, rappelten sich soeben ebenfalls wieder auf. Einer blutete aus einer kleinen Schramme an der Schläfe – direkt neben dem seitlichen Rand seiner Maske.
»Was geht hier vor?«, herrschte Saedelaere die beiden an.
»Ein Hyperorkan«, benannte der Verletzte das Offensichtliche. Er wischte sich mit den Fingern das Blut von der Schläfe und hob sie vor die Augenschlitze.
Saedelaere atmete tief durch. »Ich verlange sofort mit Pridon zu sprechen! Die Zentrale antwortet mir jedoch nicht. Wir können helfen!«
Genauer gesagt hoffe ich, dass Blitzer mit seinen Kästchen helfen und erneut ein Wunder vollbringen kann dank der kosmokratischen Hochtechnologie ...
»Der Gardeleutnant befindet sich nicht im Dienst«, erklärte der zweite Soldat. »Nach seiner Verletzung ...«
Irgendwo in der Nähe explodierte etwas, der Lärm riss die restlichen Worte hinweg.
Sonst war in der Suite jedoch keine Auswirkung zu spüren. Lediglich die Holowand flackerte stärker als zuvor, das Bild verschwamm endgültig und löste sich völlig auf.
Pridon war noch nicht wieder im Dienst? – Wie hatte Saedelaere das nur vergessen können!
Ein leichtsinniger Fehler, der wertvolle Sekunden gekostet hatte! Dass sonst niemand in der Zentrale auf seinen Anruf reagierte, überraschte ihn nicht.
Endlich kam er dazu, die Anzeigen seines SERUNS und die Messergebnisse zu betrachten. Die tobenden Gewalten im All setzten dem Verwaltungspalast schwer zu. Die hyperphysikalischen Werte spotteten jeder Beschreibung, die Messtabellen der Naturkonstanten zeigten extrem hohe Spitzen.
Der Zwergandroide kam näher und schob einen der Soldaten mit einer geradezu beiläufigen Bewegung beiseite, indem er diesen seitlich gegen den Oberschenkel drückte.
»Leider kann ich momentan nicht eingreifen.« Blitzer hob vielsagend das Kästchen, das er verloren gehabt hatte. »Die Analysen zeigen jedoch, dass der Palast bislang nur notdürftig repariert wurde und diese erneute Belastung zweifellos zur Katastrophe führen wird.«
Der SERUN meldete das Eintreffen einer Nachricht. Saedelaere erkannte erleichtert, dass es sich um Pridon handelte. Er nahm das Gespräch an.
»Ich habe auch von meinem Quartier aus Zugriff auf die relevanten Informationen«, kam der Gardeleutnant direkt zur Sache. »Es wird kritisch. Man hat bereits begonnen, die Besatzung in die wenigen verbliebenen Raumer der Schutzflotte zu evakuieren. Meine Schiffe sind in besserem Zustand und befinden sich nach wie vor im Verbund angedockt an der Außenhülle.«
»Der Palast wird aufgegeben?«
»Es ist die einzige Möglichkeit, wenigstens Teile der Besatzung zu retten! Ich habe bereits einen Geleittrupp zu dir und Blitzer geschickt.«
Saedelaere wandte kurz den Kopf, verzog grimmig den Mund unter der Maske, als er die beiden Soldaten sah, die noch immer unschlüssig vor dem Ausgang standen.
»Nicht nötig«, sagte er. »Ruf die Leute zurück. Hier sind zwei deiner Männer, die diese Funktion perfekt erfüllen werden. Überspiel mir die genauen Daten, wo man uns erwartet.«
Pridon bestätigte, und im nächsten Augenblick ging ein Datensatz in den Speichern des
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