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PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Atemsystem.
    Diese Tortur musste ich allerdings über mich ergehen lassen. Direkt danach lösten sich die Schläuche von meinem Körper, und ich tat den ersten Atemzug seit der Explosion des paramilitärischen Ausbildungslagers.
    Die Besatzung des letzten Schiffes hatte mich dort gefunden – klinisch tot. Nur dank eines Medizinalroboters hatten meine Lebenssysteme so lange halbwegs aktiv gehalten werden können, bis ich die Klinik erreichte, wo man mich augenblicklich in den Heiltank verfrachtete.
    Sechs weitere Soldaten des Einsatzteams lebten noch, unter ihnen der Anführer. Truyen Conscure war von der ersten Druckwelle in seinem Individualschutzschirm weggeschleudert worden und hatte nahezu keine Verletzungen davongetragen.
    Alle anderen waren von den Explosionen zerfetzt oder von herabschmetternden Gesteinsmassen des Berges zermalmt worden. Eine Steinlawine hatte das gesamte Lager unter sich begraben.
    Einem der Überlebenden war durch eine energetische Rückkopplung beim Ausfall seines Schutzschirms ein Überschlagsblitz in die Augen gefahren; das rechte war unwiderruflich zerstört, das linke konnte zu einem Bruchteil regeneriert werden. Im Vergleich dazu war es mir gut ergangen.
    Die Atemluft kitzelte in meinen Lungen und löste einen Hustenreflex aus, der wiederum in ein Würgen überging. Nur mit Mühe verhinderte ich ein Erbrechen.
    Ein Mediker öffnete den Ausstieg aus dem Heiltank. Ich erkannte in der humanoiden Gestalt jenen, der mir zuerst von dem Splitter in meiner Hand berichtet hatte. Den Namen hatte ich vergessen, wie ich nun erst gar nicht versuchte, ihn mir zu merken. Unwillkürlich senkte sich mein Blick zu meiner Hand; von der Verletzung war nichts mehr zu erahnen, die Haut perfekt geschlossen.
    Ich atmete tief durch die Nasenlöcher und tat das, was ich mir vorgenommen hatte: Mein Kehlsack blähte sich.
    »Nur zu«, sagte der Mediker. »Niemand außer mir kann dich hören.«
    Ich entließ ruckartig die Luft; das Quaken klang wie Musik in meinen Ohren. Normalerweise gönnten wir Kandran uns diese Freiheit nur, wenn wir unter uns blieben – es war etwas Intimes, das wir vor Angehörigen anderer Völker nicht offenbarten, die ohnehin keinen Sinn dafür hatten. Humanoide warfen uns eher geringschätzige Blicke zu, weil sie nichts Vergleichbares kannten.
    In diesem Fall jedoch schämte ich mich nicht, fühlte mich frei. Immerhin sah dieser Mediker mich seit meiner Einlieferung ständig nackt und sogar ohne Maske – einer der unangenehmen Nebeneffekte, wenn man sich in einem Heiltank aufhielt.
    »Ich freue mich, dass du wiederhergestellt bist«, kommentierte mein Gegenüber. »Zumindest zu etwa neun Zehnteln ist die Heilung abgeschlossen, der Rest wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich wollte deinen Besuch zunächst nicht vorlassen, doch ... höhere Stellen bestanden darauf. Fühlst du dich imstande, ein Gespräch zu führen?«
    »Sicher«, antwortete ich, während ich in meinen Plastikstreifen-Anzug stieg, der in einem Regal neben dem Tank auf mich wartete und dem ich schon lange sehnsüchtige Blicke zugeworfen hatte.
    Es handelte sich um eine exakte Kopie, die auf mein Bitten hin angefertigt worden war. Das Original war verbrannt und teilweise mit meiner Körperoberfläche verschmolzen gewesen. Nur eines hatte man nicht ersetzen können – das Stück Haut meines Vaters, das ich stets bei mir getragen hatte.
    Zuletzt setzte ich meine Maske auf. Es handelte sich um eine optisch perfekte Kopie, allerdings ohne integrierten Spender für Onezinar, jene erfrischende und die Gedanken klärende Beimengung der Atemluft, die ich per Sprühstoß durch einfachen Druck meiner Zunge hatte freisetzen können. Dieses kleine Gimmick würde ich selbst einbauen müssen, sobald ich die Klinik verließ.
    »Nun, wenn du dich stark genug fühlst, folge mir in mein Büro«, bat der Mediker. »Dort warten Gardeleutnant Conscure und der Hohe Harmoniewächter Jezzel auf dich. Ich werde euch dort allein lassen.«
     
    *
     
    Jezzel, mein direkter Vorgesetzter und der wichtigste Mann der Harmonie auf dieser Welt, warf mir durch die Augenschlitze seiner Maske einen undeutbaren Blick zu.
    Das Büro, das uns der Mediker – wahrscheinlich mehr oder weniger unfreiwillig – zur Verfügung stellte, erwies sich als großzügig ausgestatteter Raum. Ein Teil der Sitzgruppe taugte auch für Kandran, sodass ich mich niederließ.
    Meine Beine waren schwach, es strengte mich an, auch nur zu stehen. Doch das würde sich rasch

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