PR 2621 – Der Harmoniewächter
wie damals befindet und keinerlei Identitätsnachweis führen kann.«
»Eine genetische Untersuchung ...«, begann ich, wurde von Jezzel jedoch unterbrochen.
»Die angebliche Yukk muss eine geschickte Fälschung sein. Etwas anderes war wohl kaum zu erwarten. Es versteht sich von selbst, dass sie einfache Tests besteht. Unsere Feinde sind nicht dumm. Seltsam nur, dass sich zwei Fremde in ihrer Begleitung befinden.«
»Jyrescao?«, fragte ich mit Abscheu.
»Exakt. Und der Verwaltungspalast, mit dem Rhizinza Yukk damals verschwand, ist nach Aussage der Gefangenen angeblich just vor Kurzem während ihrer Ankunft im Reich der Harmonie in einem Hyperorkan mit beteiligtem Tryortan-Schlund völlig zerstört worden. Es blieben keinerlei Spuren zurück.«
Ich lachte. »Wie passend.«
»Genau das ist der Punkt!«, rief Truyen Conscure. »Die Katastrophe besteht darin, dass die angebliche Herzogin inzwischen geflohen ist; eine brandaktuelle Nachricht, die mich direkt vor meinem Aufbruch in die Klinik erreichte. Und mit ihr sind die beiden Jyrescao entkommen sowie ein Mann, der vorgibt, der Gardeleutnant zu sein, der die Herzogin damals begleitete. Absurd – es steht fest, dass sie lügen, obwohl sie Harmonische sind.«
Das kam mir allerdings nur allzu bekannt vor; Harmonische, die Unharmonischen halfen, damit sie sich dem Zugriff des Reiches entziehen konnten. Genau dieses Problem hatte all die Schwierigkeiten überhaupt erst ins Rollen gebracht, die mich letztlich zum paramilitärischen Lager geführt hatten.
»Jemand hat die Identität der toten Herzogin angenommen, wahrscheinlich ein konditionierter Klon«, fuhr Jezzel fort, »und wer immer dahintersteckt, kann nur ein Feind sein, der böse Absichten gegen das Reich der Harmonie hegt. Die Machtmittel, mittels derer die Flucht gelungen ist, können ebenfalls nur von einer feindlichen Macht stammen.«
»Ein Zeitsprung wäre prinzipiell möglich«, wagte ich einzuwenden.
»Aber wo kommen die Jyrescao her? Würde eine Herzogin mit ihnen paktieren? Würde sie sich den Kräften der Harmonie durch Flucht entziehen?«
Diesen Argumenten konnte ich nicht widersprechen.
»Du bist Harmoniewächter«, stellte Jezzel fest. »Dir ist es möglich, Unharmonische zu finden und zu stellen.«
»Ich soll also ...«
»Die beiden Flüchtlinge finden und mit ihnen die falsche Rhizinza Yukk samt des Gardeleutnants. Alle vorhandenen Daten werden dir zur Verfügung gestellt.«
Ich erhob mich. »Was weiß man über die Flucht?«
»Sie erfolgte per Transmitter, und die Gegenstation muss hier auf Klion liegen. Da sämtliche Speicher unwiederbringlich gelöscht wurden, führt diese Spur allerdings ins Leere.«
Diese Aufgabe reizte mich, aber die Umstände gefielen mir nicht. »Wieso soll ich mit dem Militär zusammenarbeiten? Das ist nicht die Art eines Harmoniewächters. Niemand weiß das besser als du, Jezzel. Wir gehen allein auf die Jagd.«
»Deine Erfolge lassen nach, wie die jüngsten Ereignisse beweisen.« Conscures Worte klangen scharf wie ein Laserstrahl. »Das alte System muss überdacht werden, und angesichts des umfassenden Angriffs auf das Reich der Harmonie, der nun seinen Anfang gefunden hat, sollten wir ein Zeichen setzen. Außerdem geht es nicht nur um Jyrescao, sondern auch und vor allem um die Herzogin.«
»Dennoch möchte ich allein arbeiten. Wobei ich dir nicht untersage, Gardeleutnant Conscure, ebenfalls an der Sache teilzuhaben – auf deine Weise.« Meine Worte waren kühn, das konnte ich nicht leugnen; als könne ich einem hochrangigen Militärangehörigen irgendetwas befehlen.
Doch mein Vorstoß zeigte Erfolg. Fast kam es mir so vor, als habe Jezzel nur auf eine Möglichkeit gewartet, mir in dieser Hinsicht zuzustimmen.
»Stellt getrennt Nachforschungen an«, sagte er, »jeder auf seine Weise. Wenn es nötig ist, werdet ihr euch gegenseitig unterstützen.«
»Du kannst nicht über mich bestimmen«, wies ihn der Gardeleutnant mit kalter Stimme zurecht.
Jezzel seufzte. »Ich bin mir sicher, dass Herzog Zikk mir zustimmen wird. Sollen wir diesen kleinen Umweg in der Befehlskette wirklich nehmen und damit deine Urteilskraft infrage stellen?«
Ich nutzte die anschließende Stille, um meinen Standpunkt noch einmal klarzumachen – vor allem für Conscure, den ich nicht verärgern wollte. Dass er mir das Leben gerettet hatte, würde ich niemals vergessen.
»Die Aufgabe eines Harmoniewächters ist heilig«, dozierte ich, »von TANEDRAR vorgegeben. Die
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