PR 2624 – Todesfalle Sektor Null
glühten. Die Temperatur zwischen den Projektorquadern hielt sich mit 300 Grad noch in Grenzen, aber die Glut fraß sich unaufhörlich näher. Zwischen ihnen entdeckte er die Umrisse eines SERUNS.
»Ich habe dich!«
»Wahna! Ah!«, hörte er undeutlich eine Stimme.
»Sibana?«
Sie antwortete nicht. Porant sah ihren Helm wegsacken, dann deckte der Qualm ihn zu.
So schnell der Anzug es zuließ, schwebte er über sie. Ihr SERUN schien ohne Funktion. Porant griff einen Arm und zog daran. Die Frau im Innern murmelte etwas, aber sie schien ihn kaum wahrzunehmen.
In dem Rumaler schrillten die Alarmglocken. Sie erstickt! Sauerstoffmangel!
»Helft mir, schnell!«
Aus dem Nichts tauchten die Kameraden auf. Kräftige Hände packten den Anzug und wollten ihn hochheben.
Es ging nicht. Wahna Porant sah nun auch, warum. Das linke Bein war zwischen zwei Quadern eingeklemmt. Durch die Hitze hatten sich die beiden Metallblöcke verschoben und hielten den Anzug fest.
»Haben wir einen Desintegrator griffbereit?«
Eine der Frauen aus der Gruppe schräg gegenüber meldete sich. Porants Begleiter versuchten, sie auf direktem Weg herzulotsen, während er selbst einen Versorgungsschlauch aus dem Tornister zog und ihn am Schulterstutzen von Sibanas SERUN befestigte.
Die Mikropositronik pumpte Atemluft in den Anzug seiner Stellvertreterin. Gleichzeitig öffnete sich ein Überdruckventil und ließ das gefährliche Gas ab. Porant wischte den Schmutz von der Helmscheibe.
Sie war es tatsächlich. Sibana.
Ihr Gesicht wirkte aufgedunsen, die Lippen hatten eine bläuliche Farbe angenommen. Ihre Pupillen bewegten sich ruckartig hin und her.
»Hilfe ist unterwegs«, sagte er. »Wir schneiden das Bein frei.«
Sie verzog das Gesicht, versuchte zu sprechen.
»Sinnlos«, verstand er sie. »Festgebacken. Lasst mich zurück.«
Wahna Porant ignorierte, was sie sagte.
Die Frau mit dem Desintegrator tauchte auf. Gleichzeitig gab die Mikropositronik eine Warnmeldung aus.
»Die Anlage wird in Kürze explodieren!«
Der Rumaler riss der Frau die Waffe aus der Hand.
Der grüne Strahl fraß sich in das Material, löste es einen halben Millimeter breit auf. Porant versuchte, die Konturen des Beines so eng wie möglich nachzufahren. Obwohl er konzentriert fräste, kam er kaum vorwärts. Das hochwertige Metall war offensichtlich spezialbehandelt, was normalerweise von Vorteil war, nun aber tödlich sein konnte.
Sibana kam langsam wieder zu sich. Sie versuchte sich zu wehren, hielt ihn für einen Angreifer oder den Leibhaftigen. Diesen Begriff benutzte sie öfter.
»Dir bleiben nur noch Sekunden.«
Wahna Porant hörte gar nicht hin. Er beugte sich tiefer über die Frau, versuchte, den Strahl dichter am Körper entlangzulenken. Am einfachsten wäre gewesen, das Material des SERUNS zu beschädigen. Aber dann wäre der Anzug mit etwas Pech undicht geworden, und Porant hätte Sibana der giftigen Luft in der Halle ausgesetzt.
»Verschwindet!«, herrschte er seine Begleiter an. »Das ist ein Befehl!«
Murrend fügten sie sich der Anweisung. Dass sie einer nach dem anderen verschwanden, bekam er nicht einmal mit. Er fräste und fräste, schaffte den einen Quader, setzte den Strahl kurz um, arbeitete an dem zweiten.
»Was tust du da?«
»Dich losschneiden!«
Wieder meldete sich die Mikropositronik. »Der Metallberg explodiert gleich.«
»Soll sich Zeit lassen!«
Im Augenblick interessierte es Porant nicht. Der Automat orientierte sich mit seiner Warnung an der Hitze, die sich im Innern des geschmolzenen Kolosses bildete. Die Oberflächenspannung und Dichte des Materials konnte er nicht korrekt bestimmen, da sie überall verschieden war.
»Bring dich in Sicherheit!« Sibana hustete.
»Nach dir. Zieh das Bein ein wenig nach links. Ja, so!«
Der SERUN zeigte ihm an, dass er den Mikrogravitator und das Prallfeld auf maximale Leistung gefahren hatte.
Porant fräste direkt auf der Oberfläche des SERUNS.
Komm schon!
Die Klimaanlage verringerte ihre Leistung, ein letztes Alarmzeichen für Porant. Verbissen hielt er mit dem Strahl auf die Nahtstelle. Nur noch Zentimeter. Mit allen Sinnen arbeitete er an dem Bein. Die Umgebung nahm er nicht mehr wahr, sie schien weit weggerückt.
Ein dumpfer Knall zeigte die Explosion an. Der SERUN beschleunigte.
Porant spürte in diesem Moment Wut in sich, Wut auf sich selbst vor allem. Noch immer hielt er mit dem Strahl auf das Bein. Sibana klammerte sich an ihn, während er schräg nach oben zur Decke raste.
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