PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand
Bewusstseins geteilt hatte –, doch Kaowen würde den Spieß umdrehen.
Sein Klonkörper war gesund. Also gab es keine Ursache, an etwas Altem, Überkommenem festzuhalten. Kein Grund, noch länger an den Tod seines letzten Leibes zu denken. Der Körper zwang die Unendlichkeit des Geistes in eine Form, die er verkraften konnte.
Es gab keinen Anlass, Schwäche zu zeigen.
Er ging zu seiner Arbeitsstation und ließ sich dort in den Sessel fallen.
Kam es ihm nur so vor, oder stimmte die voreingestellte Höhe der Rückenlehne nicht? Die Kopfstütze drückte ihn im Nacken. Doch das konnte nicht sein; der neue Klonkörper war mit den letzten völlig identisch, bis auf Details, die er sich während der vergangenen Jahre seiner Existenz zugezogen hatte, kleine Beschädigungen und Abnutzungserscheinungen ... etwa die Narbe im Gesicht ...
Kaowen wischte den störenden, unnötig ablenkenden Gedanken beiseite. Er musste sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig war. Das, was zählte.
»Ich brauche sämtliche Informationen über Perry Rhodan!«, forderte er per Sprachbefehl. »Bild-Datenübertragung.«
Ein Display in der Arbeitsstation erhellte sich. Es verging keine messbare Zeitspanne, bis alle Datensätze ausgewertet waren, die die Spione in der Galaxis Milchstraße gesammelt hatten, ehe die Entführung der BASIS umgesetzt wurde.
Es gab umfassende Analysen und Statistiken zu dieser Sterneninsel und ihren zahllosen Welten, zu den wichtigsten und einflussreichsten Völkern, die dort ihre Existenz verlebten.
Der Protektor war erstaunt darüber, wie groß der Anteil der Daten war, die sich auf die Person Perry Rhodan bezogen. Man hätte damit ganze Bücher füllen können und vor allem – weit mehr als nur ein Leben.
Kaowen stutzte einen Augenblick, als ihm klar wurde, seit welch immens langer Zeit sein ehemaliger Gefangener die Geschicke dieser fernen Galaxis lenkte und mitsteuerte ...
Wenn alle Berichte der Wahrheit entsprachen, und daran zweifelte Kaowen nicht, war Rhodan in einer Unzahl ferner Sterneninseln gewesen, auf der anderen Seite des Universums und sogar in fremden Universen. Sein Einfluss reichte angeblich bis in ein Gebiet, das die Tiefe genannt wurde und bis hinter die Materiequellen.
Der Protektor las Namen von Individuen, die mit Perry Rhodans Leben in unmittelbarem Zusammenhang standen. Eine schier unendliche Liste. Ehefrauen, Kinder, Mitstreiter, Feinde aller nur denkbaren Herkunft. Gesil, Eirene, Michael alias Roi Danton ... Thora ... Kosmokraten wie Taurec ...
Kaowen versank in einer unfassbaren Geschichte, und er zweifelte immer mehr daran, das Richtige getan zu haben, als er ausgerechnet Rhodan zu seinem Werkzeug hatte umfunktionieren wollen.
Superintelligenzen: Seth-Apophis, die Kaiserin von Therm sowie ES, THOREGON, BARDIOC, ESTARTU und ... und ...
Er verlor sich in Schlagworten auf einer vieltausendjährigen Geschichte, sprang vor und zurück:
Die Inquisition der Vernunft. Die Gänger des Netzes. Andromeda. Die Meister der Insel. Das Sternenfenster. Die fernen Stätten. Möbius. Die Ritter der Tiefe. Die Endlose Armada.
Unfassbare Wesenheiten, Mutanten, Soldaten, Freunde, Journalisten, Doktoren, die ihr Leben damit verbrachten, über diesen Mann zu forschen und seine Geheimnisse ans Licht zu bringen. Es gab sogar eine halbfiktive Romanreihe, die angeblich das Leben Rhodans erzählte, ein Kuriosum in den Datenbergen, entstanden auf einer Provinzwelt und von dort aus in vielen Sternensystemen verbreitet.
Irgendwann lehnte sich der Protektor zurück.
Sein Fehler war gewesen, diesen Perry Rhodan zu unterschätzen, weil er nicht in ausreichendem Maß die Daten studiert und das Psychogramm seines Gegners ermittelt hatte.
Nun zahlte er den Preis dafür.
Rhodan war mit Quistus über das Transitparkett geflohen und befand sich inzwischen zweifellos bereits bei einer Versammlungsstelle des Verzweifelten Widerstands.
Nein, die Dinge liefen nicht gut; nicht für Kaowen, nicht für QIN SHI.
Aber das würde und musste sich ändern ... schon bald.
»Alle Daten chronologisch ordnen und in eine Hypnoschulung einarbeiten!«, befahl Kaowen der Computereinheit.
Der Protektor würde Rhodan nie wieder unterschätzen, ganz im Gegenteil. Er würde schon bald exakt wissen, mit wem er es zu tun hatte.
Und das würde Rhodan das Genick brechen.
8.
Perry Rhodan, Terraner
Die historische Wahrheit besteht nicht nur aus Fakten.
– Weisheit aller Geschichtenerzähler –
Nur mühsam quälte
Weitere Kostenlose Bücher