PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand
Superintelligenz stimmte zu, und der Preis, den meine Vorfahren forderten, war alles andere als gering. QIN SHI verpflichtete sich, bei der Vergeistigung der Oracca zu helfen – sie auf eine ewige, körperlose Existenz zu heben, in der sie als reiner Geist, als Bewusstsein existieren konnten.
Ähnlich, wie es den Opfervölkern propagandistisch versprochen wurde – nur dass es im Fall der Oracca der Wahrheit entsprach, dass sie nicht von QIN SHI gefressen werden würden.
Sie waren einen großen Schritt in ihrem Bemühen weiter, Unsterblichkeit zu erringen.
Es klang gut, für alle Seiten ... und vor allem für die Oracca, die die Ewigkeit anstrebten. Doch sie begingen einen gewaltigen, entscheidenden Fehler.
Ja, sie waren dumm.
Denn sie vertrauten ausgerechnet QIN SHI.
Natürlich ging die Superintelligenz nur zum Schein auf das Angebot ein.
Sie nahm, doch sie gab nicht.
Bis sie begriffen, dass sie betrogen worden waren, vergingen Generationen, heißt es in den Legenden. Oracca wurden geboren, lebten und starben, die Galaxien durchdrangen sich – und das Universum expandierte.
Verstehst du, was ich damit erklären will? Alles nahm seinen Lauf.
Die Oracca halfen QIN SHI bei der Herrichtung des bösen Etwas, das heutzutage Weltengeißel genannt wird. Als verkohlten Stern bezeichnen es die einen; ein totes Wunderwerk nennen es die anderen.
Die Weltengeißel lauerte, wartete und gierte nach Leben, während die Oracca durch ganz Chanda zogen und den möglichen Aufstieg in höhere Sphären anpriesen, den QIN SHI den Auserwählten gewähren würde.
Sie verkündeten die künftige Herrlichkeit und die Lüge so geschickt, dass sich ihnen überall Arme und Tentakel entgegenstreckten. Große Augen schauten sie voller Erwartung an. Die Völker begannen, an das segensreiche Wirken QIN SHIS zu glauben.
Sie sehnten die Superintelligenz herbei, und was früher ein kosmisches Schreckgespenst aus Angst und Verzweiflung gewesen war, wandelte sich zu einem Lichtbringer, der herbeigesehnt wurde.
Ob es wohl stimmt, dass die Koraben später zuerst die Weltengeißel schmeckten?
Im Gegenzug erhielten die Oracca in einem ersten Schritt von QIN SHI eine »hyperphysikalische Aufladung«, ein ganz besonderes Geschenk, das sie zu Langlebigen machte – ein Stück näher an der Unsterblichkeit.
Einer dieser Langlebigen war Nartog der Weitsichtige. Von seinem Leben singen eigene Lieder, künden Geschichten, die ganze Bücher füllen könnten.
*
Perry Rhodan saß inzwischen in einem der alten, aber durchaus bequemen Sessel. »Eine interessante Geschichte.«
Der Oracca lachte krächzend. Er stand noch immer und schaute den Terraner aus seinem knochigen, fahlen Gesicht an. »Und weit mehr als das. Es ist die Wahrheit.«
»Ich habe von der Weltengeißel gehört.« Die Hintergründe, die der Aktivatorträger soeben erfahren hatte, warfen ein gänzlich neues Licht auf die Legenden der Bewohner von Orontes.
»Dann kennst du auch Nartog?«
»Ihn nicht.«
Knochige Finger spielten am Saum der Kapuze. »Also hör mir weiter zu und entscheide dann, ob du mich begleiten wirst.«
Die Geschichte von Nartog dem Weitsichtigen
Nartog befand sich auf einer Propagandareise durch den südlichen Teil von Chanda, als es geschah.
Hyperfunkwellen rasten von Relais zu Relais, und ein Bote trug ihm zu, dass sein Volk den Lohn für seine Dienste an QIN SHI empfing. Die Superintelligenz war über den Heimatplaneten der Oracca gekommen und hatte ihn entvölkert.
Sie hatte keine Hilfe bei einer eigenständigen Vergeistigung geleistet, sondern nur eine Aktivierung durchgeführt, wie QIN SHI sie ohnehin seit Langem praktizierte. Die Oracca wurden ... gefressen. Ihre Lebensenergie, kurz zuvor auf den besonderen Status der Langlebigkeit gehoben, wurde von der Superintelligenz inhaliert, sich zu eigen gemacht.
Lange saß Nartog einfach nur da und starrte auf die Welt, der er in diesen Tagen die frohe Nachricht von der kommenden Vergeistigung in höhere Sphären verkündete.
»Ein Betrug«, sagte er dann. Es waren die ersten Worte, die er seit der entsetzlichen Information sprach. »QIN SHI hat uns betrogen.«
Niemand hörte ihn, denn er saß allein auf einer Klippe über dem Meer. Der Bote war längst wieder gegangen. Das Wasser schillerte türkis, der Himmel glomm in sanftem Grün.
Und Nartog blickte in die Weite, bis zum Horizont. Er trauerte um sein Volk, um die Millionen, die verloren waren. Das Elend wollte ihn mit sich reißen, und
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