PR 2627 – Der verzweifelte Widerstand
Rückenlehne eines Sessels. Sie glitt hindurch, als wäre die Lehne nichts als weicher Stoff. Fetzen von Leder und Holz regneten hinab. Dann schlugen Funken, und ein Stück Metall wirbelte in die Luft. Es klimperte auf dem grauen Bodenbelag, der aussah und sich anfühlte wie Stein.
Die Hände des Protektors krampften sich um den Griff seiner Waffe.
Dass sein Körper Schmerzen fühlte, die gar nicht existierten, war ein Zeichen von Schwäche. Von Gebundenheit an Gefühle und Empfindungen.
Eine Lächerlichkeit, eines Protektors der QIN SHI-Garde nicht würdig!
Das würde Kaowen nicht länger zulassen. Mochte sein Tod auch ... traumatisch gewesen sein, er war ein Xylthe! Und darüber hinaus ein Xylthe mit extremer Machtfülle! Er ließ sich nicht von derartigen Nichtigkeiten beeinträchtigen!
Zumal er sich mit Problemen von ganz anderem Kaliber auseinandersetzen musste.
Seit der Entführung der BASIS steuerte alles mehr und mehr auf ein Desaster zu.
Der Auftrag des Xylthen war klar definiert gewesen: Die Dosanthi sollten mit ihrer Ausstrahlung sämtliche nötigen Vorarbeiten leisten, danach sollte die BASIS in der Werft APERAS KOKKAIA in Empfang genommen und das Multiversum-Okular sowie der Anzug der Universen gesichert werden.
So einfach sich ein solcher Auftrag anhörte, so schief war alles gegangen.
Und wer trug daran die Schuld? Die Umstände? Seine Gegner? Seine Untergebenen? Das ... Schicksal?
Oder er, Kaowen, weil er derjenige war, auf dessen Schultern die Verantwortung lag? Genauso würde es QIN SHI sehen, und ebenso sah er es auch selbst.
Die BASIS war weit von der Werft entfernt materialisiert, und als sei das nicht genug der Abweichung vom Plan, hatten zudem übereifrige Kommandanten die flüchtenden Beiboote beschießen lassen und somit riskiert, die Zielobjekte zu vernichten.
Nicht auszudenken, wenn das Okular oder der Anzug in den Explosionen vergangen wären. Kosmische Gegenstände von unersetzbarem Wert!
Oder, dachte er mit einem Anflug von Bitterkeit, was ist, wenn sie tatsächlich vergangen sind? Denn es gab keinen Beweis für das Gegenteil.
QIN SHI wollte sie ... brauchte sie ... verlangte danach! Und wenn QIN SHI rief, tat jeder gut daran zu folgen; erst recht Kaowen, einer der wichtigsten Diener der Superintelligenz.
Trotz aller Schwierigkeiten schien es zunächst, als hätte der Protektor das Schlimmste verhindern können. Doch als die BASIS bei der Werft APERAS KOKKAIA angekommen war, inmitten des Chaos der in der Nähe tobenden Tryortan-Schlünde, waren sofort neue Probleme entstanden.
Die BASIS hatte sich offenbar selbsttätig zerlegt. Die Fragmente hüllten sich überdies in undurchdringliche Schutzschirme.
Zwar gelang es im Zuge dieser Verwirrung, die auch die Entführten zu überraschen schien, zwei der Fremden in Gewahrsam zu nehmen; zwei Individuen, die geheimnisvollerweise nicht auf die Panik-Ausstrahlung der Dosanthi reagierten.
Doch auch diese beiden Gefangenen bereiteten Schwierigkeiten. Kaowen hatte sie ausnutzen wollen, um mit ihrer Hilfe Navigator Quistus und seine Gefährtin zu überlisten. Dieser Rhodan und der Iothone waren geflohen, anscheinend aus eigenem Antrieb, und doch von dem Protektor in allen Einzelheiten vorbereitet. Den Flüchtlingen war nur ein einziger Weg geblieben, und diesen stolperten sie entlang und glaubten auch noch, erfolgreich zu sein.
Diese Narren! Sie folgten lediglich dem Weg, den Kaowen für sie bestimmt hatte. Dennoch war der Flug zu dem Gasriesen letztlich schiefgegangen.
Der Protektor hatte zwar das auf dieser Höllenwelt verborgene Transitparkett ausfindig gemacht, doch er war gestorben ... Er hatte das Transitparkett nicht nutzen können, um auf diesem Weg mehr über den Verzweifelten Widerstand herauszufinden.
Außerdem war einer der Gefangenen, der Schwarzhäutige, zu allem Überfluss in der RADONJU zurückgeblieben. Kaowen bezweifelte allerdings, dass er sich immer noch dort aufhielt. Man hatte ihn mit allen nur denkbaren Mitteln gesucht.
Rhodan war wider Erwarten die Flucht tatsächlich gelungen, genau wie Quistus. Letztlich besiegten sie Kaowen auf dem Höllenplaneten, obwohl sein Plan bis dahin so wunderbar aufgegangen war.
Der Protektor sah an sich hinab, an seinem neuen Körper.
Er war unversehrt, völlig egal, was er vorhin gefühlt hatte. Diese Diskrepanz bewies vor allem eins: Der Geist konnte über den Körper triumphieren – im Schlechten hatte er es erlebt, weil der Leib die Schmerzen in den Erinnerungen des
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