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PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

Titel: PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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ohnedies nichts mehr tun. Er konnte sich zurücklehnen und warten.

5.
    Ronald Tekener
    14. November 1469 NGZ
     
    »Weiter!«, sage ich, verlasse die Schneise und kehre in jenen Gang zurück, den wir genommen hatten. Ich werfe einen letzten Blick auf jenen Trümmerhaufen, der diese Spur der Vernichtung ins Innere der GEMMA FRISIUS gezogen hat. Unter geschmolzenem Metall meine ich ein rundes Objekt zu erkennen, an dem mehrere rechteckige Elemente kleben. Mit etwas Phantasie könnte man meinen, dass dies Teile einer Gleiskette wären.
    Ich behalte meine Vermutungen für mich. Noch sehe ich bloß winzige Teile eines größeren Ganzen.
    Die ertrusischen Soldaten weichen zur Seite. Sie machen keinerlei Anstalten, mich aufzuhalten, als ich nun an der Spitze des kleinen Forschungstrupps tiefer ins Innere der GEMMA FRISIUS vordringe.
    Auch Sichu bleibt zurück. Sie unterhält sich mit Curi Fecen, dann mit Roman Schleifer, der mittlerweile wieder zu uns aufgeschlossen hat. Die Stimme der Frau klingt gedämpft. Sie ist nervös. Denn sie sieht etwas, das sie bislang noch nicht kennengelernt hat.
    Das Gesicht des Smilers.
    Ich weiß, welche Wirkung es auf meine Umgebung ausübt. Es wirkt kühl, berechnend, Angst einflößend. Es ist das, was ich bin, wenn ein Spiel seinem Höhepunkt entgegentreibt. Ich bin nun ein anderer. Jemand, mit dem man nicht viel zu tun haben möchte. Und mit dem man sich unbedingt messen will, weil man verzweifelt hofft, ihn zu überschätzen.
    Unter günstigeren Umständen hätte ich es vermieden, Sichu diese dunkelste meiner Seiten in all ihren Facetten zu präsentieren. Doch ich kann auf die Frau und das, was sie für mich darstellt, keinerlei Rücksicht nehmen.
    In meinem Magen brodelt und kocht es. Wut macht sich breit. Solche, die ich nur mühsam zu zügeln vermag. Trüge ich keinen Zellaktivatorchip in mir, wäre ich wohl schon vor Jahrtausenden an einem Magengeschwür gestorben.
    Für eine Weile kommen wir rascher voran. Ich erfülle meine Aufgabe mit all der Routine, die ich habe. Die Automatismen greifen. Ich weiß, wie jene TARAS reagieren, die uns begleiten, und ich weiß, wie sich die Raumsoldaten im Falle einer Gefahr verhalten.
    Wir huschen von einer Deckung zur nächsten, geben uns gegenseitig Feuerschutz, kriechen über Hindernisse, senden Spionsonden dort aus, wo es uns notwendig erscheint, und behalten darüber hinaus das gesamte Umfeld stets im Auge.
    Bewegungen, Geräusche, ungewöhnliche Gerüche – darauf muss man achten, sobald man ins Unbekannte vordringt. Und mag die Technik noch so weit fortgeschritten sein; mögen Ortungsgeräte, Infrarot-Wärmefühler, Sonden, Roboter und vieles mehr den Frontsoldaten unterstützen: Letztlich kommt es im Kampf auf ihn, seine Erfahrung und seine Instinkte an.
    Ein weiterer Quergang. Ich luge um die Ecke und sehe einen Haufen Schrott, der etwa zehn Meter von mir entfernt angehäuft wurde.
    Ich höre ein leises Zischen. Ich kenne es. Seit Jahrhunderten. Ich werfe mich zu Boden und gebe meinen Leuten Zeichen, es mir gleichzutun.
    Ein Thermostrahl faucht über mich hinweg. Er ist ungefährlich; er hätte sich in meinem Schutzschirm verfangen, lässt mich der SERUN wissen. Doch niemand steht gern im Zentrum einer Feuerlohe.
    Zwei unserer TARAS rücken vor, biegen um die Ecke. Sie stehen still und versuchen, ihren Feind auszumachen.
    »Nur funktionsuntüchtig schießen!«, mahne ich die schweren Kampfeinheiten.
    Sie machen den Feind aus und stellen sich ihm. – Zögern sie? – Sind sie verwirrt, weil sie gegen einen anderen ihrer Modellreihe antreten müssen?
    Unsere Einheiten haben wenig Mühe, ihren »Feind« zu überwältigen. Sie gehen mit der notwendigen Gründlichkeit vor. Mit gezielten Schüssen zerstören sie die Waffenarme und den halbkugelförmigen Ortungskopf des Kampfroboters, der in keinen Schutzschirm gehüllt ist. Bald bekomme ich das Zeichen, dass die Gefahr beseitigt ist und dass ich vorrücken kann.
    Ich bleibe vorsichtig. Misstrauisch.
    Zu Recht.
    Kaum wage ich mich aus der Deckung, explodiert der 2,50 Meter große Zylinderkörper des TARAS. Feuer lodert für Sekundenbruchteile auf, Metallteile spritzen umher, prallen gegen Wände, verschmelzen in den Temperaturen nahe des absoluten Nullpunkts binnen Sekundenbruchteilen zu bizarren Formen oder zerbrechen.
    Die Positroniken der Soldaten und Roboter ringsum schließen sich zu einem Schutzverbund zusammen. Uns geschieht nichts, wir sind zu keiner Zeit gefährdet. Doch vom

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