PR 2631 – Die Stunde der Blender
RADONJU. Es galten neue Befehle, seit die Weltengeißel endlich – zu spät, viel zu spät! – ihr Werk aufgenommen hatte. Sowohl sein eigenes Schiff als auch alle anderen Einheiten der Xylthen wurden vorrangig nach Verrätern durchsucht. Jeder Spur, jedem Verdacht war unverzüglich nachzugehen. Es musste undichte Stellen geben, die dem Verzweifelten Widerstand Informationen zuspielten.
Und nun das. Nun dieses absolute Fiasko.
Die Weltengeißel hatte vor wenigen Sekunden erneut ihre Tätigkeit eingestellt. Die düsterrote Sphäre war erloschen, jenes Leuchten, in dem viele die Glorie QIN SHIS sahen. Ein pechschwarzer Metallriese war darunter erschienen – ein Bild, das als hässliches, unvergessliches Holo über Kaowens Arbeitsplatz prangte, ebenso wie zweifellos an tausend anderen Stellen in der RADONJU und allen weiteren Schiffen.
Ein Anblick, den nie wieder jemand vergessen konnte.
Die Verräter! Der Verzweifelte Widerstand hatte ein weiteres Mal zugeschlagen! Mehr noch, Kaowen fühlte es mit jeder Faser seines Daseins: Dies war das Werk von Perry Rhodan, dem verfluchten Terraner, der den Protektor bereits einmal getötet hatte. Er war der eigentliche Feind, der den Tod tausendfach verdiente. Einmal hatte er Kaowen sterbend am Ort einer mörderischen Explosion zurückgelassen. Er würde es bitter bereuen.
Niemand in der Zentrale wagte es, nach weiteren Befehlen zu fragen. Es schien, als sei die Zeit gefroren und ließe jeden Einzelnen tatenlos verharren angesichts des Unfassbaren.
Die Weltengeißel lag nackt und bloß.
»Ein Impuls ging von einem genau bestimmbaren Ort aus«, meldete der Orteroffizier, ein betagter Xylthe, der seit Jahrzehnten im Militärdienst stand. Kaowen kannte ihn, er leistete schon sein halbes Leben lang Dienst auf der RADONJU.
Der Protektor rief sich die Daten auf seine Arbeitsstation. Tatsächlich. Es war eindeutig. Der Ausgangsort lag nicht weit von der RADONJU entfernt.
In Schussnähe.
Obwohl dort nichts zu sehen war, fixierte Kaowen diesen Punkt mit den Bordwaffen und feuerte.
Ein getarntes Schiff musste sich dort befinden, so nah und doch für sämtliche Sensoren unsichtbar.
Ein Flammenball loderte in der Luft, und im nächsten Augenblick schälte sich der Umriss eines winzigen Gleiters aus den Flammen, ein rußendes, energetisch flackerndes Etwas. Die Quelle allen Übels.
Der Zweipersonenjäger sackte wie ein Stein in die Tiefe, fing sich kurz über dem Boden und raste los.
Kaowen jagte ihm Salven hinterher. Erde und Gestein explodierten in blitzenden Fontänen. Felsbrocken prasselten herab, Asche trieb in der Luft. Einen Moment lang war er gewillt, schwere Geschütze einzusetzen. Transitkanonen etwa – mochte Meloudil dabei zerrissen werden, was scherte es ihn?
Doch so bizarr es schien, in der Atmosphäre des Planeten war das vergleichsweise winzige Fluggerät der RADONJU möglicherweise überlegen. Kaowen war Militärstratege genug, um das genau zu wissen. Die kleine Einheit konnte wendig manövrieren – und der fremde Pilot nutzte diesen Vorteil eiskalt aus. Er jagte seinen Gleiter dem nahen Felsmassiv entgegen, tauchte in eine enge Schlucht ab.
Kaowen feuerte erneut, löste einen Erdrutsch aus. Gesteinsmassen donnerten in die Tiefe, schmetterten in den reißenden Fluss am Grund der Schlucht.
Er schickte eine Hundertschaft Abfangjäger hinter seinen Feinden her und überlegte, selbst auf die Jagd zu gehen. Wie vor Kurzem. Er entschied sich dagegen. Er wurde an seinem Platz gebraucht, in der Zentrale der RADONJU.
Er musste beobachten, was mit der Weltengeißel geschah, um Unterstützung zu leisten, wenn das irgendwie möglich war.
QIN SHI würde unzufrieden sein – mehr als je zuvor. Die Superintelligenz war hungrig, gierte nach Vitalkraft und Bewusstseinen, die sie ihrer eigenen Substanz hinzufügen konnte. Zugleich wurde QIN SHI zweifellos immer schwächer – was würde geschehen, wenn sie ausgehungert würde und unplanmäßig in eine Phase des Schlafes fiele?
Aus dem Fiasko zog Kaowen zwei Schlussfolgerungen, und keine sah auch nur einen Deut besser aus, wenn man den kleinen Zweimannjäger des Widerstands abfing und zerstörte.
Zum einen würde QIN SHI ihn, den Protektor, der sich mehrfach als Versager erwiesen hatte, zur Rechenschaft ziehen.
Und zum anderen konnte die Weltengeißel erneut zum nächsten bewohnten Planeten reisen. Kaowen kannte die kosmische Umgebung genau, wusste, welche Welten infrage kamen. Auf mehr als einer davon lebten ...
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