PR 2631 – Die Stunde der Blender
Xylthen.
11.
Perry Rhodan
Die Felswand schoss heran. Unmöglich, noch auszuweichen, dachte Rhodan. Die Welt kippte, der Gipfel explodierte in Gesteinshagel, eine Stichflamme loderte auf, und der Jäger schrammte durch tausend prasselnde Steine, die im letzten, kläglichen Rest des Schutzschirms verpufften.
Das Beiboot schraubte sich in die Höhe, flog einen schnellen Zickzackkurs, der den Terraner in seinen Sitz presste. Die Luft vor der Sichtscheibe ging in Flammen auf. Salven explodierten rundum, dann: die Schwärze des Alls.
»Ich hau das Ding in den Tarnmodus!«, schrie Nuaram, dessen Ausweich- und Fluchtmanöver sogar einen erfahrenen Piloten wie Rhodan sprachlos zurückließen. »Entweder verschwinden wir von ihren Sensoren, oder wir sind tot. War mir eine Ehre, Perry.«
Die Sonne Pytico tauchte in ihrem Sichtfeld auf. Drei Zapfenraumer standen davor wie ausgestanzte Scherenschnitte. Sie zeigten keine Reaktion.
Nuaram bremste ab, fuhr jede Funktion des Beiboots auf ein Minimum herunter. »Wir stellen uns tot.«
Es wurde dunkel.
Und kalt.
Der Schwung, die Energie ihrer Bewegung reichte aus, den Zweipersonenjäger im Vakuum des Alls weitertreiben zu lassen. Ein Dutzend Verfolger rasten an ihnen vorüber, feuerten blindlings.
Nuarams Hände zitterten über den Steuerkontrollen. »Sie haben uns verloren.«
Nun erst bemerkte Rhodan, wie sehr er sich unwillkürlich verkrampft hatte. Der Jäger war nichts weiter als eine fast ungeschützte Nussschale inmitten einer feindlichen Übermacht. »Du hast uns das Leben gerettet.«
»Und du Millionen von Dosanthi dort unten. Nur dass sie es dir nicht danken werden.«
»Vielleicht doch«, sagte der Terraner. »Und wenn nicht, ist es mir auch egal.«
Der Jäger flog antriebslos weiter. Die beiden Raumfahrer in seinem Inneren schlossen ihre Raumanzüge, während die Temperatur immer tiefer fiel. Eiskristalle bildeten sich auf der Innenseite der Sichtscheibe; die Überreste des Atems der Männer, ehe sie ihre Helme geschlossen hatten.
Nuaram hatte den letzten Beschleunigungsvektor so ausgerichtet, dass sie der Position der CHANDORY entgegentrieben.
Rhodan konnte es kaum glauben. Mit dem Controller hatte er den Einsatz der Weltengeißel unterbrechen können. Das Mordinstrument verharrte noch immer ohne Sonnentarnung über dem Planeten. Die Phase des Neustarts nahm weitaus mehr Zeit in Anspruch als bei einem funktionsfähigen Handelsstern.
Der Controller konnte keinen Zugriff auf das monströse Etwas mehr gewinnen. Die Systeme blieben nicht ansprechbar, womöglich waren sie inzwischen ohnehin schon zu weit entfernt. Oder würde es in Zukunft anders sein, nun, da einmal direkter Kontakt hergestellt worden war?
Als einige hunderttausend Kilometer zwischen Meloudil und dem Jäger lagen, hielten sich auch keine Zapfenraumer mehr in unmittelbarer Nähe auf. Die Flucht war gelungen. Nuaram wagte es, den Antrieb zu aktivieren und die CHANDORY anzusteuern.
Sie schleusten ein, doch noch ehe die beiden Männer den Jäger verließen, versetzte eine einkommende Funkmeldung ihrem fast euphorischen Hochgefühl einen Dämpfer.
Fünf Minuten vor Ablauf der 37-Stunden-Frist endete der Neustart des Handelssterns. Die Weltengeißel nahm ihre verderbliche Tätigkeit wieder auf. Und sosehr Rhodan den Controller bemühte, er fand keinen Zugriff.
Es blieben abermals fünf Minuten Tod für Meloudil.
12.
Tokun Gavang
Die Weltengeißel stand wie ein leeres Auge am Himmel.
Allwissend.
Drohend.
Zehntausendfachen Tod hatte sich die Geißel auf ganz Meloudil geholt, bevor sie einfach am Himmel erstarrt war.
Mit Grauen erinnerte sich Tokun an Herun Kepkens letzten Funkspruch, als die Geißel über Marbo gekommen war. Der Vorsteher hatte ihm die Bilder seiner sterbenden Stadt gezeigt, bevor er vor der Aufnahmeoptik mit einem kläglichen Laut in sich zusammengesunken war und sich nicht mehr gerührt hatte.
Tokun erinnerte sich an die Schreie, die plötzlich abbrachen. Es stimmte, was die Alten sagten: Nach dem Leben kommt die Stille.
»Rührt sich dort etwas?«, fragte Terahyr.
Tokun blickte auf. Der einst nachtschwarze Kampfanzug des Xylthen sah staubig und mitgenommen aus.
»Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir so schnell wie möglich angreifen!«, sagte Tokun. »Wie viele Kämpfer hast du gefunden?«
Der frühere Reparat wandte sich um und zeigte in den Hintergrund der Halle. Vier Xylthen standen dort. Jeder von ihnen trug mehrere
Weitere Kostenlose Bücher